Regionale Superfoods: Vitalitätsbooster ohne Co2-Katastrophenbilanz
Superfoods sind gerade in aller Munde. Diese gesundheitsfördernden Lebensmittel scheinen wahre Jungbrunnen zu sein. Acai-Beere und Goji-Beere, Matcha Tee und Kokosnuss, Moringa, Chlorella und Spirulina Algen, Chia-Samen, Schisandra und Camu Camu, Boab, Gincko, Sacha Inchi-Nüsse, Maca und Astragalus… sie alle sind hochenergetisch, zell-schützend, Stress- und freie Radikale neutralisierend und haben noch tausend weitere, wunderbare Eigenschaften, die seit Generationen in den weltweiten Traditionen der Naturheilkunde weitergegeben werden.
Tatsache ist: Der Begriff „Superfoods“ ist nicht klar definiert. Allerdings teilen alle Superfoods ein paar Eigenschaften. Sie sind rein pflanzlich und haben eine besonders hohe Nährstoffdichte, so dass schon verhältnismäßig kleine Mengen für eine messbare Wirkung ausreichen. Dabei zählen zu Nährstoffen Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe, hochwertige Proteine und Fettsäuren. In den meisten Fällen sind Superfoods außerdem fest in naturheilkundlichen Traditionen verankert.
Wer sich diese Liste durchliest, wird intuitiv merken: Superfoods sind offensichtlich genau das Gegenteil von dem, was sich in unserer westlichen Ernährungsgewohnheit im Supermarkt als „Nahrung“ finden lässt: industriell produziert, zur Erhöhung der Haltbarkeit hochverarbeitet und erhitzt, kalorisch vollgepackt, aber energetisch leer, produziert mit chemischen Zusatzstoffen wie Aromen (selbst wenn sie natürlich sind), Geschmacksverstärkern, Farbstoffen und isolierten Kohlenhydraten.
Superfoods: Gegengewicht zu einer unausgewogenen Ernährung
Superfoods scheinen auf den ersten Blick also ein Lichtblick in der Welt unnatürlicher Lebensmittel zu sein. Sie sollen außerdem wie ein kleiner Arzt im Körper wirken, indem sie die körpereigenen Abwehrmechanismen stärken. Außerdem helfen sie durch ihren hohen Antioxidantiengehalt bei der Heilung entzündlicher Prozesse und sind kleine Entgiftungsmaschinen, unterstützen die bessere Aufnahme von essentiellen Aminosäuren, Fettsäuren und Vitalstoffen aus anderen Lebensmitteln, wirken sich positiv auf die Kognition auf und wirken präventiv (vor allem im Zusammenhang mit Zellmutationen, also Krebs).
Darüber hinaus hat jedes SuperFood ganz spezielle, positive Eigenschaften. Je nachdem, wie hoch ihr spezifischer Gehalt an Omega-3-Fettsäuren, Mineralstoffen, Eiweiß, Eisen, Beta-Carotin, Enzyme oder Ballaststoffe ist, werden sie gezielt bei Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes oder Darmproblemen eingesetzt, als Schönheitsmittel beworben, zur Steigerung der Fruchtbarkeit oder zum leichteren Abnehmen empfohlen.
Auch wenn viele dieser Eigenschaften für die einzelnen Superfoods noch unbewiesen sein mögen, sind sie doch in den meisten Fällen seit Jahrtausenden erprobt.
Mehr Schein als Sein?
Soweit die glänzende Seite dieses neuen Trends, mit dem inzwischen Hunderte von Anbietern sich eine goldene Nase verdienen. Sie kommen damit einem Grundbedürfnis des Menschen nicht nur nach Gesundheit, sondern nach dem Aufhalten des Alterungsprozesses entgegen. Aber können Superfoods wirklich halten, was ihre Vertreiber versprechen?
Wer sich auf der Suche nach Superfoods durchs Internet klickt, findet neben extensiven Informationen eine bemerkenswerte Anzahl an Extrakten und Pulvern, Pillen und Essenzen, die viel Geld kosten. Doch Moment mal: Sollten Superfoods nicht so frisch und chemisch unbehandelt wie möglich sein, um ihre direkte Wirkung im menschlichen Körper entfalten zu können?
Dies gleich vorausgeschickt: Natürlich sind Superfoods super – im Sinne von vielen anderen Lebensmitteln überlegen. Das ist auch wissenschaftlich begründet; sonst könnten sie nämlich gar nicht die Aussagen machen, mit denen sie beworben werden. Nach geltendem EU-Recht dürfen sogenannte „gesundheitsbezogene Angaben“ und „Angaben über die Reduzierung eines Krankheitsrisikos“ nur in Zusammenhang mit einem Rohstoff gebracht werden, wenn sie – Achtung, Bürokratensprache! – der Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben über Lebensmittel vom 20. Dezember 2006 (ABl. L 12, 18.01.2007) entsprechen.
Nun muss dazugesagt werden: Die hinter dieser Verordnung stehenden Prüfverfahren entbehren auch nicht kritikwürdiger Ausgangsvoraussetzungen. Aber immerhin geben sie den (immer ganz leicht veralteten) Stand der schulmedizinischen Weisheit und biochemischen Forschung wieder.
Um Betrug handelt es sich bei den Superfoods also tatsächlich nicht. Allerdings beziehen sich die von Händlern oft zitierten „Studienergebnisse“ auf die Wirkung hochkonzentrierter Mengen auf kultivierte Zellen im Labor (wenn nicht, noch schlimmer, auf Tierversuche). Diese sterilen Versuchssituationen spiegeln nur ansatzweise die tatsächlichen Wirkmechanismen im menschlichen Körper wider – der ein hoch individuelles, komplexes, synergetisches System ist, in dem Ursache und Wirkung selten linear verlaufen.
Superfoods sind nur super, wenn sie lebendig bleiben
Na gut, könnte sich der Verbraucher jetzt denken, wenn es nicht schadet, vielleicht nützt es dann. Denn schließlich werden die Superfoods, unabhängig von ihrer westlichen Erforschung, seit Jahrhunderten in der alternativen Medizin eingesetzt. Diese Erfahrung stellt doch den größten Feldversuch da, denn ein aufgeklärter Konsument sich wünschen kann.
Doch genau hier setzt die eigentliche Problematik der neuen Superfoods an.
Denn ihre Darreichungsform, Verarbeitung und Nutzweise ist essenziell entscheidend für die Wirkung. Immer häufiger werden Superfoods als Zusatz zu anderen, in sich selbst stark verarbeiteten Produkten vertrieben. Sie selbst kommen in Pulverform, Kapseln oder aufgelöst in Tinkturen. In diesen Darreichungsformen haben sie allerdings nichts mehr zu tun mit den Superfoods, wie sie in den Heiltraditionen und kulinarischen Überlieferungen ihrer Ursprungsländer genutzt werden. Schlimmer noch, können sie die falsche Haltung fördern, durch ihre Einnahme „mal etwas richtig Gutes für sich getan zu haben“ und andere Ernährungssünden auszugleichen – was natürlich eine Illusion ist.
Nicht umsonst ist der ungeschützte Begriff „Vitalstoffe“ so eng verwandt mit dem der Superfoods: Wann immer sie in traditionellen, medizinische Aufzeichnungen erwähnt werden, spielt das Element der ihnen innewohnenden Energie eine große Rolle – die allerdings untrennbar mit Lebendigkeit verkoppelt ist. Je industrieller verarbeitet Superfoods sind, desto weiter entfernen sie sich von ihrer biochemischen Ausgangsgestalt; und jenem feinstofflichen Zustand, der wissenschaftlich nur schwer messbar ist, aber die Effektivität der Synergie von menschlichem Stoffwechsel und zugeführter Substanz essenziell mitbestimmt.
Ökologisch betrachtet, sind exotische Superfoods eine Katastrophe
Wenn also exotische Superfoods, dann möglichst unverarbeitet und frisch. Doch halt: Hat sich hier nicht ein unauflösliches Paradox eingeschlichen? Wie soll das gehen, Früchte, Samen, Getreide, Gräser, Wurzeln und Algen aus Asien oder Lateinamerika konstant frisch vorrätig zu halten? Ganz automatisch stoßen wir hier auf das zentrale Problem mit den gängigen Superfoods: Sie stammen von weit her. Mit anderen Worten: Jedes heiß umworbene Superfood hat einen ultraweiten Transportweg auf dem Buckel und schiebt die entsprechende, katastrophale CO2-Bilanz vor sich her. Acai-Berren, Chia-Samen und Camu-Camu werden aus Südamerika, Goji-Beeren, Matcha und Schisandra aus China, Moringa aus Indien oder Afrika, Kakao aus Afrika oder Südamerika eingeführt …
Selbst wenn diese Superfoods biologisch und fair angebaut werden, ist ihre Einfuhr mit erheblichen Emissionen belastet – und das in zweierlei Hinsicht. Zum einen ist ihr Transportweg einfach zu lang, um nachhaltig gestaltet werden zu können. Zum anderen ist in vielen Fällen zu wenig über ihre Produktionsbedingungen und mögliche Schadstoff-Belastungen bekannt. Zwar müssen sie, wie alle nach Deutschland eingeführten (vor allem Bio-)Produkte, die gesetzlichen Grenzwerte hinsichtlich Schwermetallbelastung und Pestizidrückständen einhalten; das heißt aber nicht, dass sie frei davon sind.
Mit anderen Worten: Haltbar gemachte (getrocknete und gemahlene), importierte Superfoods sind eine Ökosünde mit zweifelhafter Wirkung.
Wirklich wirken können Pflanzen nur im systemischen Zusammenhang
Doch zum Glück gibt es spannende, regionale Alternativen, die frisch und mit allen intakten Vitalstoffen „direkt vom Baum“ und mit dem besten Gewissen genossen werden können. Diese einheimischen Superfoods warten vielfach noch auf ihre „Neuentdeckung“ – vor allem, da zu ihnen häufig Lebensmittel gehören, die von den kulinarischen Trends der letzten Jahre sträflich ignoriert wurden.
Dabei spielen sie in der viel zu oft vergessenen Heillehre unserer eigenen Geschichte eine ebenfalls zentrale Rolle. Denn was bei der Diskussion um die objektive und sogenannt intrinsische Wirkkraft der Superfoods oft vergessen wird, ist der systemische Ansatz, der absolut jeder Naturheilkunde der Welt inne wohnt. Er besagt, kurz zusammengefasst, dass der menschliche Organismus Teil eines Umweltsystems ist, mit dem er in konstantem Austausch steht.
Dies ist beispielsweise der Grund dafür, warum lokal gewonnener Honig gegen Allergien eingesetzt werden kann: Weil das menschliche Immunsystem auf direkte Umweltreize reagiert und deshalb auch am besten mit Wirkstoffen behandelt werden kann, die so nah wie möglich an seinem primären Aufenthaltsort geerntet und so schnell und frisch wie möglich dem Stoffwechsel zur Verfügung gestellt werden.
Deshalb ist der Umstieg auf heimische Superfoods auch keine Absage an die Wertigkeit und Qualität der exotischen Pendants; und sie stellt auch kein Überlegenheitsdenken hinsichtlich unserer kulturell verankerten Heilmethoden dar. Sie trägt nur der Tatsache Rechnung, dass der Boden, auf dem wir leben, auch am ehesten die Superfoods hervorbringen wird, die für unser System genau passen.
Regionale Superfoods: Ein Korb voller Überraschungen
Doch was sind die heimischen Superfoods? Gibt es so etwas überhaupt? Auf jeden Fall! Hier stellen wir einige einheimische Powerpflanzen vor, die sich nicht nur durch einen ebenfalls sehr dichten Nährwertgehalt auszeichnen, sondern auch – tatata – die gleiche Wirkungen wie exotische Superfoods haben.
Die 25 wirkungsvollsten, regionalen Superfoods
Weizengras
Gerstengras
Rote Beete
Heidelbeeren
Grünkohl
Aronia-Beeren
Leinsamen
Kamille
Bärlauch
Grünkohl
Spinat
Brokkoli/ Brokkolisprossen
Wildkräuter – zum Beispiel Oregano, Sauerampfer, Borretsch, Löwenzahn, Petersilie
Äpfel
Maroni
Walnüsse
Sonnenblumenkerne
Kürbiskerne
Weintrauben
Sauerkraut
Traubenkerne
Natürlich lassen sich regionale Superfoods genauso wie ihre exotischen Kollegen auch nach Wirkstoffen einteilen.
Dabei stehen an erster Stelle die grünen Blattgemüse, quasi die Ur-Nahrung des Europäers. Über zehntausende von Jahren lieferten Gräser wie Gerstengras und Dinkelgras und Wildkräuter sogar Proteine und Omega-3-Fettsäuren in Mengen. Letztere nehmen wir heute über andere Quellen auf – denn wir könnten die erforderlichen Mengen Grünzeug kaum in unser tägliches (Stadt-)Leben integrieren. Ein anderer Vitalstoff jedoch macht das Kaninchenfutter neben Vitaminen (vor allem A, C, K und B6), Folsäure, Kupfer, Calcium, Kalium und Spurenelemente zum SuperFood: Chlorophyll. Das Farbpigment unterstützt die Entgiftung und reinigt das Blut, hat einen positiven Effekt auf die Bildung von roten Blutkörperchen und behebt Magnesiummangel.
Auch alle Kreuzblütler sind echte SuperFood Kandidaten. Dazu zählen die völlig unterschätzten Kohlgemüse wie Brokkoli/ Brokkolisprossen, Rosenkohl, Blumenkohl, Rotkohl und Weißkohl, Rucola und Senf, dessen Blätter zu Unrecht fast in Vergessenheit geraten sind, Rettich und Radieschen. Zu den vielfältigen sekundären Pflanzenstoffen der Kreuzblütler zählen die wertvollen Glucosinolate. Sie verwandeln sich durch den menschlichen Stoffwechsel in herausragende Entzündungs- und Krebshemmer wie DIM oder Sulforaphan. Übrigens: selbst angesetztes, rohes und fermentiertes Sauerkraut kann durch seine probiotischen Kulturen ganze Därme sanieren.
Die Superfoods des heimischen Sommers, die aber auch eingefroren noch ihre Wirkung entfalten: Beeren, vor allem Heidelbeeren, aber auch Johannisbeeren, Stachelbeeren und die wieder entdeckten Aronia mit ihren hohen Konzentrationen an Antioxidantien.
Dabei gilt: Alles so frisch und unverarbeitet wie möglich genossen werden. Hat ein regionales SuperFood Saison, dann kaufen Sie ruhig einen Vorrat und frieren Sie es ein – zwar verändert sich so seine energetische Struktur, aber die meisten Vitalstoffe bleiben erhalten. Dabei ist der Konsum dieser Superfoods im frischen Zustand ganz einfach, selbst wenn Sie selten für sich kochen oder nicht jeden Tag aufs neue über Kombinationen nachdenken möchten. Alles, was gebraucht wird, ist ein guter Mixer und täglich zehn Minuten Zeit .
Der Schlüssel zur regelmäßigen und abwechslungsreichen Versorgung mit regionalen Superfoods heißt: Grüne Smoothies. Auf der Basis von Weizengrassaft und Wasser kombinieren Sie einfach vier bis fünf Superfoods im Mixbecher und trinken das ganze morgens als leckeren Einstieg in den Tag. Feste Rezepte gibt es nicht. Das wichtigste sind Abwechslung und Genuss. Das Perfekte am regionalen Superfoodsmoothie: Sie nehmen bereits morgens viele für den Stoffwechsel essenzielle Stoffe auf, ohne dabei ein riesiges Frühstück zu verzehren.
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