Der lange aber erfolgreiche Weg zum Nichtraucher

Wie ich es geschaft habe Nichtraucher zu werden

Wer die Sucht des Rauchens unterschätzt und womöglich auch noch die Gefahren, die von dem blauen Dunst ausgehen, dem ist eigentlich nicht zu helfen. Doch Nikotin ist nun mal ein teuflisches Ungeheuer und ich weiß, wovon ich rede, denn bis zum meinem vierzigsten Lebensjahr gehörte der Glimmstängel zu meinem ständigen Begleiter. Vielleicht war die Zigarette sogar mein bester Freund. Und damals habe ich ein paar Menschen bewundert, die von einem zum anderen Tag dem Tabakgenuss entsagten. Mir ist die Abkehr von der Rauchgewohnheit keineswegs leicht gefallen und es benötigte zudem mehr als nur einen Anlauf.

Ich war mein berufliches Leben lang ein Schreibtischtäter. Genauer gesagt – ich war leitender Redakteur einer regionalen Tageszeitung mit dem Schwerpunkt Sport. Also hatte ich tagtäglich mit Menschen zu tun, die sich als Leistungssportler betrachteten und nie und nimmer auf die Idee gekommen wären, zur Zigarette zu greifen. Bei Interviews war das für mich zuweilen peinlich, denn während vor mir im Aschenbecher die letzte Zigarette vor sich hin kokelte, rückte mein sportlicher Gegenüber ein wenig vom Schreibtisch ab.

Nach 50 Zigaretten am Tag wollte ich Nichtraucher werden

An einem Sonntagabend saß ich mit meinen Kollegen zusammen, wobei ich es als normal erachtete, dass alle eine Zigarette in der Hand hielten. Wir waren dann in einer bemerkenswerten Stunde mutig genug, jene Glimmstängel zu zählen, die nun als Kippe ihr Dasein fristeten. Das Resultat unserer Zählung war erschreckend – jeder von uns hatte an diesem stressigen Sonntag fünfzigmal das Feuerzeug bedient. Fünfzig mal vier Kollegen – das macht nun mal zweihundert. Wenig später verzweifelte ein Maler in unserer Redaktionsstube. Der sollte die nikotin-gelbe Tapete mit einer weißen Farbe verschönern, was auf Anhieb nicht klappte und er zu einer Grundierung greifen musste.
Irgendwie waren die verzweifelten Versuche des Malers für mich wie ein Weckruf, und ich fasste den spontanen Beschluss, den Wechsel zum Nichtraucher zu vollziehen. Gleichzeitig wollte ich, gemeinsam mit einem Kollegen, eine Entschlackungskur beginnen, die mit dem Verzicht auf Kalorien und Alkohol einherging. Nach wenigen Tagen und einer Krisensitzung beschlossen wir, uns noch ein paar Tage bei den Malzeiten zu kasteien aber das Rauchen nicht komplett einzustellen.

Weg von der Fluppe und hin zum Nichtraucher

Ein halbes Jahr später hatte sich zweierlei eingestellt: Die alten Pfunde waren wieder da – und geraucht haben wir auch. Im Herbst des folgenden Jahres, ich war mittlerweile ein Enddreißiger, nahm bei mir die zweite Rauchentwöhnung ihren Lauf. Ich schaffte es tatsächlich fast ein halbes Jahr, auf Zigaretten zu verzichten, obwohl ich bei meinen Berichten vor der ersten Betätigung der Tastatur der Schreibmaschine (Computer gab es noch nicht) noch immer wie automatisiert nach links griff, wo einst mein geliebter Aschenbecher stand.

Aber nun hatte ich es offenbar gepackt und flog frohgelaunt mit meiner Frau nach Borneo zu den einstigen Kopfjägern. Mein Freund und Reisebegleiter Peter, ein bekennender und begeisterter Raucher, hatte damals mit seinem gezwirbelten Oberlippenbart eine frappierende Ähnlichkeit mit jenem Menschen, der uns von vielen Plakaten entgegen lächelte und für eben jene Zigarettenmarke warb, der ich mich nun entsagt hatte. Peter hingegen griff zur Flasche Cognac und steckte sich seine „Fluppe“ an. Was mir unerträgliche Qualen bereitete, zumal uns dieser idyllische Abend vor der dunklen Wand des Urwalds ein Heer von Glühwürmchen schenkte. Ich erbat mir eine Zigarette und dann noch eine – und vor dem nächsten Flug kaufte ich im Duty Free Shop eine ganze Stange.

Gottlob hielt dieser Rückschlag nicht lange an und kurz nach meinem vierzigsten Wiegenfest war dann endgültig Schluss mit lustig und mit dem Konsum von Tabak. Ich habe seither – und das ist nun seit dreißig Jahren – nie wieder geraucht und kann nur allen empfehlen, Willensstärke zu zeigen und sich selbst zu erkennen. Rauchen, und davon bin ich mittlerweile überzeugt, ist so überflüssig wie ein Kropf.