„Daily“ von NJOY
„Daily“ von NJOY soll enttäuschte Ex-Dampfer abholen
Die elektronische Zigarette nicht mehr „Zigarette“ zu nennen, hat viele Befürworter und viele gute Gründe. Allerdings halten auch eine ganze Reihe von Kritikern des Dampfens die Bezeichnung „Zigarette“ schlicht für verbalen Betrug – und zwar die inzwischen Millionen Raucher auf der ganzen Welt, die der E-Zigarette eine Chance gegeben und alle ihre Erwartungen bitter enttäuscht gesehen haben.
Kein Flash, kein Kick, kurzum, keine ausreichende Befriedigung
Hier liegt auch der zahlenmäßig tiefe Abgrund, der sich in Umfragen immer wieder auftut zwischen E-Zigaretten-Testern und E-Zigaretten-Nutzern. Befragt, warum sie nicht beim Dampfen geblieben sind, ist die häufigste Antwort: Die erste E-Zigarette hatte schlicht nicht den Nikotin-Kick ausgelöst, der für sie essenziell zum Tabakzigaretten-Genuss gehörte. Dies ist tatsächlich der Hauptgrund für die häufig verzweifelt gestellte Frage, warum nicht mehr Raucher auf das risikofreiere Produkt umschwenken.
Mal abgesehen von der Tatsache, dass etwa 80% der mehr als eine Milliarde Raucher auf der Welt in Schwellen- oder Entwicklungsländern (um diese an sich zweifelhafte Terminologie zu verwenden) leben und dort nur eingeschränkt infrastrukturellen und finanziellen Zugang zur
E-Zigaretten-Technologie haben – den scheinbar gegenüber den Verlockungen des Dampfens immunen Rest der Raucher kickt die Billigversion der elektronischen Zigarette einfach nicht genug, um auf sie umzuschwenken. Sozialarbeiter würden sagen: Das Produkt holt die Klienten nicht da ab, wo sie stehen.
Natürlich sind E-Zigaretten technologisch nicht in der Lage, genug Nikotin für den Initial-Hit und den Nikotinspiegel im Blut zu liefern, um auch den härtesten Raucher langfristig zu befriedigen. Häufig bedarf es dazu aber einer experimentellen Phase, um einerseits die optimale Hardware mit dem richtig dosierten Liquid zu kombinieren und eine entsprechende Zugtechnik zu entwickeln; und andererseits den Hirnrezeptoren Zeit zu geben, sich des Bedürfnisses nach dem süchtig machenden Mehr-Haben-Wollen-Cocktail aus Tabak-Ingredienzien wie MAO-I zu entledigen.
Raucher sind keine Geduldslämmer
In der Praxis ist es allerdings so, dass im Verhältnis eher eine Minderheit an Rauchern sich diese Zeit nimmt, die Geduld aufbringt, den Experimentierwillen an den Tag legt und bereit ist, im Hinblick auf den langfristigen Gewinn die kurzfristige Lustbefriedigung zunächst hintenan zu stellen. Mit anderen Worten: Kauft sich der Raucher eine Einweg-E-Zigarette und ist mit dem Ergebnis auch nach dem zehnten Zug noch enttäuscht, war’s das in vielen Fällen mit der begonnenen Dampferkarriere.
Solange ein massentaugliches, extrem komfortabel zu nutzendes, breiflächig erwerbbares Alternativprodukt nicht in der Lage ist, einen mit der herkömmlichen Zigarette vergleichbaren Kick zu liefern, wird die Dampftechnologie auch niemals jene spektakulären Endgame-Szenarien auslösen können, die Befürworter der E-Zigarette am Horizont sehen.
Deshalb ist die neue, seit September 215 in den USA erhältliche E-Zigarette von NJOY mit Namen „Daily“ auch einen ganzen Artikel wert, obwohl sie in Deutschland noch nicht auf dem Markt ist.
90% Rauchillusion in unter sieben Minuten
NJOY beschreibt die Daily als eine „überlegene E-Zigarette, wissenschaftlich entwickelt, um eine schnelle und starke Nikotin-Befriedigung zu liefern, die einer tatsächlichen Tabakzigarette verblüffend nahe kommt.“ Dabei zeichnet sich die Daily, wie Paul Sturman, NJOYs CEO, beschreibt, nicht nur durch die hohe Verfügbarkeit und schnelle Wirkung des Nikotins aus (dem sogenannten Flash), sondern auch durch das authentische haptische Erlebnis und vor allem die Intensität des Throat-Hits, also der durch die Inhalation im Rachen ausgelösten Empfindung. Tatsächlich sind es diese drei Elemente, die Rauchern häufig bei ihrer ersten E-Zigarette am meisten vermissen.
So sagt Sturman denn auch, dass die Daily spezifisch für erwachsene Raucher entwickelt worden sei, die E-Zigaretten bereits einmal ausprobiert, aber als zu enttäuschend ad acta gelegt hatten – eine Zielgruppe, die in seinen Augen einen riesigen Markt darstellt.
Sturman steht nun vor einem Riesenproblem, dass auf NJOY ab 2016 auch in Deutschland zukommen wird (falls kein Wunder geschieht): In den USA ist es E-Zigaretten-Unternehmen verboten, E-Zigaretten als weniger gesundheitsschädlich gegenüber Zigaretten gleicher Wirkung darzustellen. Das einzige, was NJOY gestattet ist: Die Ähnlichkeit der Erfahrung an sich zu bewerben, ohne dabei auf die gewonnenen Vorteile zu erwähnen.
Und das tut die Firma intensiv auf ihrer Webseite. Sie nennen die Daily eine „Erfahrung, die bereits in den ersten sieben Minuten der Benutzung zu mehr als 90% so befriedigend wie eine Zigarette ist“.
Warten wir ab, wie der Konsument reagiert – die bisher auf Englisch erschienenen Kritiken auch eingefleischter Dampfer waren ausgesprochen positiv. Das „Hit-Wunder“ scheint tatsächlich eins zu sein.
Ob der Daily in Deutschland ein ähnliches Schicksal als Patenschutz-Waise blüht wie den hierzulande gerade vom Markt genommenen E-Lites muss man ebenfalls noch sehen. Tatsächlich hat das momentan im Rundumschlag E-Zigarettenhersteller verklagende Unternehmen Imperial Tobacco in den USA neben sieben anderen E-Zigaretten Unternehmen 2014 auch NJOY auf Patentrechtsverletzung verklagt. Das wichtigste scheint für NJOY aber erst mal zu sein, vom ersten Mal enttäuschte Dampf-Abtrünnige mit subtiler Werbung wieder zu dauerhaften Liebhabern zu machen.
In Deutschland tut sich NJOY schwer mit dem Vertrieb seiner E-Zigaretten. Dem Konsumenten werden nur eine begrenzte Auswahl der Produkte angeboten.
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