Nikotin und Entzugserscheinungen
Nikotin und Entzugserscheinungen
Symptome der Zigarettenentwöhnung
Das Rauchen eine Sucht ist, merkt man spätestens, wenn bereits Stunden nach der letzten gewohnheitsmäßigen Zigarette die Entzugserscheinungen einsetzen. Der Begriff „Nikotinentzug“ trifft diesen physischen wie psychischen Entwöhnungsprozess dabei nur teilweise. Zwar werden mit Sicherheit ein Großteil der Symptome von der Reaktion auf die Nichtverfügbarkeit dieses Stoffes im Gehirn ausgelöst. Genauso ursächlich können aber auch einige der vielen anderen Stoffe beteiligt sein, die im Tabak enthalten sind und die Verstoffwechselung von Nikotin beeinflussen und verstärken.
Bereits in den ersten 24 Stunden nach der letzten Zigarette kann es auf körperlicher Ebene zu Kreislauf- und Stoffwechselstörungen, schwer kontrollierbarem Zittern, Atemproblemen, Schwindel und Schweißausbrüchen und Herzrasen kommen. Ebenfalls charakteristisch ist eine permanente Tagesmüdigkeit, die paradoxerweise nachts in Schlafstörungen übergeht.
Zu den seelischen Entzugserscheinungen gehören generelle Verstimmungen, schnelle Gereiztheit und gesteigerte Aggressionsbereitschaft, Hungergefühle und Verdauungsstörungen, Unkonzentriertheit und depressive Verstimmungen. Vor allem letztere können sich, abhängig vom Allgemeinzustand und der Menge der zuvor konsumierten Zigaretten, schnell zu einer gefühlten Depression ausprägen. Diese wird durch den verstärkten Konsum von Süßigkeiten und die mit diesem Zuckerkonsum einher gehenden, negativen Folgen noch verstärkt.
Allerdings kann es auch sein, dass sich diese Phase von Pessimismus und, ganz simpel formuliert, extrem schlechter Laune mit Euphorie und Optimismus abwechseln, die von der Erfahrung der Suchtüberwindung und Selbstdisziplin genährt werden. Häufig kommt noch ein allgemeines, diffuses Gefühl von Überanstrengung oder Gleichförmigkeit des Alltags hinzu. Dieses entsteht, weil einerseits die Stimulation des kognitiven Belohnungszentrums wegfällt, andererseits aber auch die mit der Zigarette einher gehenden, kleinen Erholungs- und Entspannungspausen am Tag wegfallen.
Wie lange halten Nikotin-Entzugserscheinungen an?
Diese Frage kann nur sehr allgemein beantwortet werden, da jeder Entwöhnungsprozess hochgradig individuell ist. Auf körperlicher Ebene sind die akutesten Symptome nach etwa drei bis vier Tagen, und sämtliche primären Symptome so gut wie immer nach einigen Wochen überstanden. Zu einem zweiten, für die meisten Ex-Raucher überraschenden Schub kann es nach zwei bis vier Monaten kommen, wenn der Körper das Nornikotin abbaut, welches eine längere Verweildauer im Organismus hat. Auch die hiermit verknüpften, sekundären Entzugserscheinungen können nochmals einige Tage lang anhalten.
Nach etwa einer Woche stellen sich neben den abnehmenden Entzugserscheinungen aber bereits parallel die positiven Wirkungen ein, wie etwa leichteres Atmen und freiere Bronchen, mehr Kondition und höhere Leistungsfähigkeit, ein angenehmerer Körpergeruch, ein ausgeprägteres Geruchs- und Geschmacksvermögen und ein verbessertes Hautbild.
Hinsichtlich der psychischen Symptome ist eine allgemeine Prognose wesentlich schwieriger. Viel hängt davon ab, welche symbolischen und rituellen Rollen die Zigarette im Leben des Ex-Rauchers gespielt hat und ob es möglich ist, diese durch Alternativen zu kompensieren. Es kann außerdem vorkommen, dass das Verlangen nach einer Zigarette grundsätzlich bereits verschwunden ist, in stressigen oder seelisch belastenden Lebensphasen aber nochmals aufflammt.
Diese Methoden helfen bei Nikotin Entzugserscheinungen
Eine wichtige Rolle ist die Kultivierung und Bewusstmachung des eigenen Willens. Abhängigkeit ist immer eine Abgabe von Selbstbestimmug an eine externe Substanz. Mit dem Rauchen aufzuhören, bedeutet auch, die Autonomie über das eigene Handeln wiederzuerlangen. Häufig hilft es, innezuhalten und sich diese Befreiung von einer Sucht durch einen reinen Willensakt quasi zu visualisieren. Der Wille als Ressource ist immer vorhanden, selbst wenn er temporär von der Unmittelbarkeit des Entzugs überlagert wird. Visualisierungstechniken können dabei helfen, immer wieder an die Quelle dieser Ressource zu gelangen.
Der körperliche Entzug kann durch die alternative Verabreichung von Nikotin gradueller gestaltet werden. Es stehen hierfür Nikotinpflaster und Kaugummis zur Verfügung. Eine weitere Alternative sind elektrische Zigaretten, die in vieler Hinsicht gleichzeitig psychische wie physische Entzugserscheinungen eliminieren helfen. Sie versorgen den Körper mit reinem Nikotin in selbst dosierbarer Menge und können dabei in denselben Situationen und mit gleichen umgebenden Ritualen genossen werden wie Tabakzigaretten.
Generelle Unruhe und Schlafstörungen können mit homöopathischen Mitteln wie Baldrian oder Johanniskraut behandelt werden, auf die gerade in Entwöhnungsprozessen häufig gut angesprochen wird. Von klassischen Schlafmitteln ist abzuraten, damit nicht eine Abhängigkeit die andere ersetzt. Auch anerkannte Entspannungsübungen wie autogenes Training, PMR, Qi Gong oder Tai Chi können sehr hilfreich sei. Zur Vorbeugung von seelischen Entzugserscheinungen und Aufrechterhaltung der Motivation gibt es auch die Möglichkeit, den gesamte Entzug in Begleitung eines Raucherentwöhnungsprogrammes durchzuführen, wie etwa die Krankenkassen es anbieten.
Aus verhaltenspsychologischer Sicht hilft es, Versuchungssituationen vorauszusehen und sie zu vermeiden; hierzu zählt etwa der Konsum von Alkohol, die Gesellschaft von rauchenden Freunden oder verstärkter beruflicher Stress. Stattdessen sollte man sich der Unterstützung von Menschen vergewissern, die zum unmittelbaren sozialen Umfeld gehören und diese vor allem bei Rückfallgefahr aufsuchen. Bei akut auftretendem Verlangen hilft außerdem Treppensteigen. Ein Treppenstück sollte so oft hinauf- und hinabgelaufen werden, bis das Verlangen nicht mehr spürbar ist.
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