Rekordverdächtige Waldbrände im Amazonas
Menschliche Aktivitäten, Klimawandel und politische Maßnahmen im Fokus
In Brasilien haben die Waldbrände in der Amazonas-Region ein Ausmaß erreicht, das seit zwei Jahrzehnten nicht mehr verzeichnet wurde. Nach einer massiven Dürre stieg die Zahl der Brände im ersten Halbjahr 2024 auf rund 13.500. Dies entspricht einem Anstieg von 61 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie aus den Satellitenbildern des brasilianischen Weltraum-Forschungsinstitutes INPE hervorgeht. Die einzigen Jahre, in denen eine größere Anzahl an Bränden registriert wurde, waren 2003 und 2004.
Menschliche Aktivitäten als Hauptursache
Laut Greenpeace Brasilien werden die meisten dieser Brände durch menschliches Handeln verursacht. „Die Feuer werden hauptsächlich gelegt, um mehr Weide- und Ackerflächen zu gewinnen“, erklärte Rómulo Batista, Sprecher von Greenpeace Brasilien. Die illegale Abholzung des Regenwaldes hat sich hingegen erheblich reduziert. Nach INPE-Angaben wurden vom 1. Januar bis 21. Juni 1.525 Quadratkilometer Regenwald abgeholzt, was einem Rückgang von 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Politikwechsel unter Lula da Silva
Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat bei seinem Amtsantritt vor eineinhalb Jahren versprochen, die illegale Abholzung vollständig zu stoppen. Diese hatte sich während der Amtszeit seines Vorgängers Jair Bolsonaro, der die Schutzmaßnahmen für den Amazonas geschwächt hatte, um 70 Prozent erhöht. Unter Lula da Silva ist die Abholzung bereits im vergangenen Jahr um die Hälfte zurückgegangen.
El Niño und Klimawandel verschärfen die Lage
Die gegenwärtige historische Dürre im Amazonasgebiet, die durch das Wetterphänomen El Niño und die globale Klimakrise verstärkt wird, hat die Situation weiter verschärft. Die Dürre führt dazu, dass Flüsse austrocknen und Gemeinden isoliert werden. Wissenschaftler warnen, dass diese extremen Wetterbedingungen die Region in den kommenden Monaten anfälliger für Brände machen könnten.
Schwere Brände im Pantanal-Sumpfgebiet
Auch das Pantanal, das größte Sumpfgebiet der Welt im Westen Brasiliens, ist von heftigen Bränden betroffen. Seit Januar standen mehr als 3.400 Quadratkilometer in Flammen, was die zweitschlimmsten Brände der letzten 15 Jahre darstellt. Nur im Jahr 2020 war die Situation kritischer. Die Brände werden hauptsächlich durch Brandrodung verursacht, aber der Klimawandel verschärft die Situation zusätzlich.
Ungleichgewicht im natürlichen Zyklus
Feuer im Pantanal sind in der Trockenzeit, die auf massive Regenfälle folgt, nicht ungewöhnlich. Doch der natürliche Zyklus ist aus dem Gleichgewicht geraten, was die Erholung der Natur erschwert. Nach Angaben des brasilianischen Klimainstituts INPE wurden seit Januar 1.385 Brandherde im Pantanal registriert, obwohl die eigentliche Brandsaison erst im Juli beginnt.
Menschliche Brandstiftung als Ursache
Die Behörden untersuchen derzeit die Ursachen der Brände, wobei Brandstiftung als wahrscheinlicher Grund gilt. Der Umweltschützer Delcio Rodrigues betont, dass die durch den Klimawandel beeinflussten Wetterbedingungen die Brände begünstigen. Hauptursache seien jedoch menschengemachte Brandrodungen. Das Pantanal, mit einer Fläche größer als Großbritannien, ist ein bedeutendes Ökosystem, dessen Artenvielfalt durch die aktuellen Brände erheblich gefährdet wird.