Eklat um Trump: NAACP lädt erstmals keinen amtierenden Präsidenten ein
Ein historischer Bruch: Die älteste Bürgerrechtsorganisation der USA verweigert Donald Trump die Einladung zum Jahreskongress – wegen „faschistischer Tendenzen“. Was steckt dahinter?
Aus den Tiefen des politischen Amerikas
Charlotte, North Carolina – Es ist eine Entscheidung, die in der Geschichte der Vereinigten Staaten ihresgleichen sucht. Seit 116 Jahren lädt die NAACP – die älteste und einflussreichste Bürgerrechtsorganisation des Landes – amtierende US-Präsidenten zu ihrem jährlichen Kongress ein. Demokraten wie Republikaner. Doch in diesem Jahr ist alles anders.
Donald Trump, zurück im höchsten Amt der USA, bleibt außen vor. Der Präsident und sein Vizekandidat J.D. Vance wurden offiziell nicht eingeladen. Ein Tabubruch – und zugleich ein Paukenschlag im politischen Diskurs Amerikas.
„Diese Regierung respektiert weder die Verfassung noch die Rechtsstaatlichkeit“, erklärte NAACP-Präsident Derrick Johnson. Der Kongress solle ein sicherer Ort für demokratische Vielfalt bleiben – aber nicht für den Missbrauch von Macht.
Bruch mit der Tradition
Die Entscheidung ist beispiellos. Selbst Präsidenten, die offen rassistische Positionen vertraten oder bürgerrechtliche Fortschritte blockierten, wurden bislang eingeladen. Dwight D. Eisenhower, Ronald Reagan, George W. Bush – sie alle hatten eine Bühne bei der NAACP. Trump nicht.
Derrick Johnson nennt klare Gründe: Der Präsident habe demokratische Institutionen gezielt untergraben, den Einsatz des Militärs gegen Proteste gerechtfertigt, Wählerrechte beschnitten und eine politische Strategie verfolgt, „die in Richtung Faschismus“ gehe.
„Trump ist kein konservativer Republikaner – er ist ein autoritärer Populist, der sich offen gegen unsere demokratischen Prinzipien stellt“, so Johnson weiter.
Kampfansage gegen den Rechtsruck
Der Jahreskongress der NAACP, der vom 12. bis 16. Juli in Charlotte stattfindet, gilt als ideologisches Forum für Gleichberechtigung, Menschenrechte und sozialen Wandel. Dass dort nun gezielt der Präsident ausgeladen wird, ist mehr als ein symbolischer Akt: Es ist eine aktive politische Kampfansage.
Die Organisation verweigert Trump damit nicht nur die Bühne – sie zieht eine Linie. Gegen Rhetorik, gegen Repression, gegen den Abbau rechtsstaatlicher Strukturen. Das Motto des Kongresses dieses Jahr: The Fierce Urgency of Now – „Die brennende Dringlichkeit des Jetzt“.
Weiße Reaktion auf schwarze Kritik
Das Weiße Haus reagierte prompt – und gereizt. Ein Sprecher der Trump-Regierung warf der NAACP vor, sie wolle „spalten statt einen“ und vertrete einen radikalen Kurs, der nichts mit den Bedürfnissen der Amerikaner zu tun habe. Man arbeite an wirtschaftlichem Aufschwung, Sicherheit und Nationalstolz – und lasse sich davon nicht abbringen.
Hinter den Kulissen jedoch brodelt es. Trumps Berater sollen verärgert über die öffentliche Zurückweisung sein. Interne Memos bezeichnen den Schritt als „Sabotageversuch durch linke Aktivisten“. Auch im rechten Medienspektrum wird bereits von „politischer Verfolgung“ gesprochen.
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Für die NAACP ist der Schritt wohlüberlegt. Die Organisation befindet sich derzeit in mehreren Rechtsstreitigkeiten mit US-Behörden – unter anderem wegen der Einschränkung von Diversity-Programmen an Universitäten sowie der Aufweichung des Civil Rights Act.
Zudem engagiert sich die Organisation verstärkt gegen Maßnahmen, die marginalisierte Gruppen systematisch aus dem politischen Leben verdrängen – etwa durch Wahlkreis-Neuzuschnitte, ID-Gesetze oder die Schließung von Wahllokalen in strukturschwachen Regionen.
Die letzte rote Linie
Die Absage an Trump ist mehr als ein Signal – sie ist eine rote Linie. Wer gegen den demokratischen Grundkonsens arbeitet, wer Rassismus duldet oder sogar befeuert, verliert den Platz am Tisch. Auch, wenn er im Oval Office sitzt.
„Wir sind nicht neutral, wenn es um Demokratie geht“, sagte Johnson. „Wir laden keinen Präsidenten ein, der diese Demokratie offen angreift.“
Es ist ein Satz, der bleibt.
Hintergrund: Was ist die NAACP?
Die National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) wurde 1909 gegründet und ist heute die älteste noch aktive Bürgerrechtsorganisation der USA. Ihr Ziel: die Beseitigung von Rassismus, Diskriminierung und sozialer Ungleichheit. Mit juristischen Mitteln, Bildungsinitiativen und politischem Aktivismus hat sie zentrale Siege in der US-Geschichte errungen – etwa das Ende der Rassentrennung in Schulen oder die Stärkung des Wahlrechts für Minderheiten.