Erster umfassender WHO-Bericht zur E-Zigarette liegt vor

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WHO: eZigaretten gefährden die öffentliche Gesundheit

 WHO-Bericht zur E-Zigarette

Das lang erwartete Statement der Weltgesundheitsorganisation zur E-Zigarette liegt vor. Zusammengefasst verlangt die WHO nach strengen Regulierungen, dem Untersagen des Dampfens innerhalb von Gebäuden und einem Verbot jeglichen auf Jugendliche ausgerichteten Marketings und des Verkaufs an Minderjährige. E-Zigarettenhersteller sollen außerdem keine gesundheitsbezogenen Argumente mehr für Kommunikationszwecke nutzen dürfen, vor allem nicht solche, die die E-Zigarette als Nitkotinentwöhnungsmittel bewerben – jedenfalls nicht, fügt die WHO allerdings auch hinzu, bis für die Richtigkeit dieser Behauptungen stichhaltige Beweise vorliegen.



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Dr. Douglas Bettcher, WHO

WHO: eZigaretten gefährden die öffentliche Gesundheit

WHO Mitarbeiter Douglas Bettcher fasste das Fazit der WHO betreffend elektrischer Zigaretten bei einer Pressekonferenz in Genf mit den Worten zusammen „Mit einem Satz geht der WHO-Bericht davon aus, dass eCigarettes und ihnen ähnliche Geräte die öffentliche Gesundheit gefährden.“ Es scheint, als sähe die WHO ihren Kampf gegen den Tabak von der elektrischen Zigarette grundsätzlich unterminiert. Sie ficht diesen seit 2005 aus, als die Anti-Tabak-Konvention von 179 Staaten (mit Ausnahme der Vereinigten Staaten) unterschrieben und ratifiziert wurde.

Industrie soll Standards schaffen

Mit Blick auf das Entwöhnungsargument erklärte WHO-Sprecher Bettcher „Der Bericht geht davon aus, dass es zum jetzigen Zeitpunkt keine ausreichenden Beweise für eine abschließende Bewertung darüber gibt, ob E-Zigaretten Rauchern beim Aufhören helfen können oder nicht. Hier steht ein abschließendes Urteil einfach noch aus. Es ist an den Unternehmen und der ganzen Industrie selbst, viele der noch offenen Fragen zu beantworten und einen ausreichenden Sicherheitsstandard zu schaffen“.

Gleichzeitig bringt die WHO aber auch ihre Sorge darüber zum Ausdruck, dass der Hauptanteil des auf 3 Milliarden Dollar geschätzten eCigarette-Marktes inzwischen in den Händen der großen Tabakkonzerne wie Imperial Tobacco, Philip Morris International, British American Tobacco und der Altria Group liegt.

WHO: fordert strengere Richtlinien als die EU

Mit ihren Forderungen geht die WHO recht weit über die bereits bestehenden Regulierungen etwa der EU oder den USA hinaus. Einige Aktivistengruppen haben bereits ihre Zustimmung für die Strenge der Empfehlungen signalisiert. Sie stützen sich dabei interessanterweise auf die Kritik der WHO an der Monopolisierung des Marktes durch die Tabakindustrie. Diese, so lautet das Argument, würden E-Zigaretten als PR-Fassade nutzen, um ihr angeschlagenes Image aufzupolieren und sich selbst als Therapeuten eines Problems zu inszenieren, das sie selbst verursacht haben. Tatsächlich würde der von den Multikonzernen vorangetriebene E-Zigaretten-Hype inmitten eines bis dato unregulierten Marktes nur dazu dienen, eine weitere Generation von nikotinhaltigen Produkten abhängig zu machen.

WHO: eZigaretten sind weniger giftig als Zigaretten

Dies ist tatsächlich eine interessante Argumentation, die allerdings weniger gegen die E-Zigarette an sich als vielmehr gegen die global agierende Tabakindustrie gerichtet ist. Analysiert man deren Werbung und das Produktdesign, richten diese sich tatsächlich häufiger an eine noch jugendliche Zielgruppe als an Raucher mit Entwöhnungswunsch. Letzteren empfiehlt der Bericht, sich weiterhin an bereits getestete und zugelassene Behandlungsmethoden zur Entwöhnung zu halten. Zwar gibt die WHO zu, dass E-Zigaretten weniger toxisch sind als Tabakzigaretten. Gleichzeitig befürchtet sie aber auch, dass Nichtraucher und passiv Anwesende eben doch Nikotin und anderen giftigen Substanzen ausgesetzt sind.

 

WHO: Verbot von Aromen

Die WHO kritisiert auch klar und verständlicherweise, dass manche Hersteller krebserregende Zusatzstoffe wie Formaldehyd nutzen – und zwar in einer ähnlichen Konzentration, wie man sie auch in Zigaretten findet. Auch schwere Metalle, wie Kadmium oder Nickel, sind in Liquids aufgetaucht. Damit legt die Organisation tatsächlich einen Finger auf einen wunden Punkt. Liquids sollten tatsächlich strengen Regulierungen unterworfen sein, was Inhaltsstoffe und Verarbeitungsqualität angeht. Auch hinsichtlich ihrer Befürchtungen, dass bestimmte Aromen besonders Jugendliche zum Rauchen motivieren könnten, muss man die WHO ernst nehmen. Der Bericht schlägt vor, Aromen basierend auf Frucht-, Süßigkeiten-, und Alkoholgeschmack zu verbieten, bis belastbare Daten vorliegen, ob diese auf Jugendliche besonders attraktiv wirken oder nicht.

Der Bericht ist rechtzeitig zur sechsten „Conference of the Parties“ (COP6), also dem WHO-Mitgliedertreffen, in Moskau im Oktober fertiggestellt worden, um dort diskutiert zu werden. Schon jetzt werden natürlich kritische Stimmen an dem WHO-Bericht laut, die in vielem sicher nicht unrecht haben. Es scheint vor allem unverständlich, dass die WHO in so gut wie jedem Satz darauf hinweist, dass noch nicht genügend Studien, Untersuchungen und belastbare Beweise vorlägen, um den grundsätzlichen Nutzen von E-Zigaretten für die Nitkotinentwöhnung zu untermauern.

Rauchentwöhnung mit eZigaretten

Die Autoren Sa’ed H Zyoud, Samah W Al-Jabi und Waleed M Sweileh haben etwa in ihrer Publikation „Worldwide research productivity in the field of electronic cigarette: a bibliometric analysis“ 365 wissenschaftliche Artikel zu elektronischen Zigaretten ausgemacht. Allerdings sind nur 31,5% davon komplette Artikel, die sich auf empirisches Datenmaterial stützen. Insofern stimmt es wohl, dass noch wesentlich mehr Feldforschung zum Thema E-Zigaretten betrieben werden muss, um Nutzen und Risiken richtig einschätzen zu können. Allerdings reicht tatsächlich eine eigene zweitägige Datensammlung in den Online-Foren dieser Welt, um den offensichtlichen Erfolg von E-Zigaretten bei der Rauchentwöhnung positiv beurteilen zu können – wer anderes behauptet, ist einfach blind.

Dennoch: Der WHO-Bericht fokussiert sich einerseits auf entscheidende Fragestellungen und Probleme, wie dem Umgang mit jugendlichen Zielgruppen, Transparenz bei der Liquid-Qualität oder der Konzentration der eCigarette-Industrie bei den Tabakmonopolisten. Auch wenn ihre Regulierungswut und ihre überzogene Skepsis hinsichtlich der elektrischen Zigarette als sinnvollem Nikotinentwöhnungseinstrument abstößt: Insgesamt ist der Bericht in jedem Fall diskussionswürdig.

Update 06.09.2014 : Wissenschaftler kritisieren die Haltung der WHO, wie BBC und der Guardian berichten. Siehe auch: Studienvergleich beweist: E-Zigarette ist weniger schädlich als Tabakkonsum

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Weiterführende Links:
WHO Report
Vergleichende Studie