US-Staatsanwälte wollen Jugendliche besser vor E-Zigaretten schützen

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US-Staatsanwälte wollen Jugendliche besser vor E-Zigaretten schützen

Jugendliche vor E-Zigaretten schützen

Je differenzierter die Risiko-Debatte um E-Zigaretten geführt wird, desto größer die Chancen, dass auch ihre lebensrettenden Eigenschaften anerkannt werden. Eine der großen offenen Fragen ist die Gefahr elektronischer Zigaretten für Jugendliche. Hierzu gibt es noch keinerlei Langzeitstudien. Ein Blick in die Zukunft ist ebenfalls schwierig. Denn das Rauchverhalten von Heranwachsenden hängt stark von der Präsenz einer Droge in der Gesellschaft ab, von ihrer einfachen Verfügbarkeit und ihrem Coolness-Faktor, der wiederum von Medien und Werbung mitgestaltet wird.

In all diesen Aspekten ist die E-Zigarette noch in ihrer Findungsphase. Das hat jedoch auch sein Gutes: So kann auf den Zugriff Kinder und Jugendlicher auf eCigarettes jetzt noch aktiv und bewusst ein Einfluss genommen werden, der im Hinblick auf Tabakzigaretten so gut wie völlig unmöglich geworden ist.

Offener Brief

In diesem Zusammenhang ist ein offener Brief verschiedener Generalstaatsanwälte interessant, die diese soeben an die US Food and Drug Administration (Bundesbehörde zur Überwachung von Nahrungs- und Arzneimitteln) übermittelt haben. Staatsanwälte von 29 Bundesstaaten (darunter auch der kanadische Bundesstaatsanwalt, sowie die der Staaten New York, Illinois, Indiana und Massachusetts) drängen die Behörde darin, ihre angekündigte Regulierung von elektrischen Zigaretten zu verschärfen, um so junge Menschen effektiver vor einer Nikotinabhängigkeit zu schützen.

Den Staatsanwälten geht speziell um eine Reihe von Faktoren, die ihrer Meinung nach besonders ausschlaggebend für den jugendlichen Konsum von E-Zigaretten sind. Ganz oben auf der Liste stehen die verschiedenen (oft fruchtig-süssen) Aromen der verwendeten Liquids. Hier lautet der Vorschlag, schlicht alle Aromen mit Ausnahme von Tabak und Menthol zu verbieten.  Als zweites sollen die Marketing-, Werbe- und Kommunikationsmaßnahmen für E-Zigaretten genauso streng eingeschränkt werden wie die für Tabakzigaretten. (dies entspricht den Vorstellungen der  WHO)

Konsumentengerechte Regulierungsvorschläge der FDA

Im April hatte die FDA zum ersten Mal  ihre eigenen Vorschläge hinsichtlich der eCigarette Regulierungen veröffentlicht. Sie reagiert damit auf den in den USA wachsenden 2-Milliarden-Dollar Markt, der bis jetzt noch weitgehend unreguliert ist. Die FDA schlägt ein Verkaufsverbot an Jugendliche unter 18 Jahren vor, jedoch keine Einschränkungen hinsichtlich Aromen, Marketing oder Online-Verkäufen – die, so die Bundesstaatanwälte, die Verfügbarkeit für Jugendliche wiederum durchlässiger machen würden. Zudem sollen sich laut FDA alle eCigarette-Hersteller registrieren lassen, müssen ihre Produkte hinsichtlich der Altersbegrenzung entsprechend kennzeichnen und Hinweise auf mögliche Gesundheitsrisiken auf ihren Produkten anbringen.

Diese Einschränkungen gehen den Staatsanwälten nicht weit genug. Ihrer Meinung nach reichen die Vorgaben bei weitem nicht aus, um Jugendliche ausreichend zu schützen. Sie möchten sich vor allem in der Frage der Aromen mehr an dem von der FDA im Jahre 2009 ausgesprochenen Verbot von aromatisierten Zigaretten orientieren. Seit damals sind in den USA nur noch Mentholzigaretten erlaubt.

Die FDA selbst hat sich zum Inhalt des offenen Briefes noch nicht geäußert. Sie hat lediglich angekündigt, ihn wie alle entsprechenden, von der Öffentlichkeit kommenden Argumente in ihr Beurteilungsverfahren mit einzubeziehen. Dieses soll sich außerdem auf die Ergebnisse verschiedener, mit 270 Millionen Dollar finanzierter Forschungsvorhaben zu Folgen von Tabak- Nikotin- und E-Zigaretten-Konsum stützen, die die FDA soeben initiiert hat. Bevor hier klare Ergebnisse vorliegen, wird die FDA nach eigenem Bekunden keine Entscheidungen hinsichtlich eventueller Marketingvorgaben treffen.

Gefährdete Jugend?

Einige belastbare Zahlen liegen für den amerikanischen Markt aber schon vor. Mehr als 14 Millionen US-Bürger nutzen bereits E-Zigaretten beziehungsweise sind ganz auf die elektronische Zigarette umgestiegen. Gleichzeitig wird aber auch geschätzt, dass fast zwei Millionen Jugendliche und Kinder zwischen 10 und 12 bereits erste Versuche mit E-Zigaretten gemacht haben.

Entsprechend vorsichtig hatte die FDA auch ihre tendenziell optimistischen Aussagen zur Nützlichkeit von E-Zigaretten formuliert. „Falls eCigarettes Toxizität reduzieren, Rauchern beim Aufhören helfen und Jugendliche nicht zum Tabakgebrauch animieren, könnten sie das Potenzial haben, Krankheiten und Todesfälle zu minimieren. Sollten E-Zigaretten junge Menschen allerdings dazu anregen, sie individuell oder zusammen mit herkömmlichen Tabakprodukten zu konsumieren, dann wäre der Einfluss auf die öffentliche Gesundheit insgesamt als schädlich einzustufen“ lautet der genaue Wortlaut der anlässlich der Sammlung von Bürgerstimmen veröffentlichten FDA-Stellungnahme.

Gerade letztere Aussage ist natürlich schon logisch schwierig nachzuvollziehen. THC etwa ist für Menschen mit bestimmten Krankheitssymptomen das einzige zuverlässige und nebenwirkungsfreie Schmerzmittel. Das hat inhaltlich nichts mit dem Fakt zu tun, dass THC-Konsum nachgewiesenermaßen im heranwachsenden Gehirn bleibende Entwicklungsverzögerungen hervorrufen kann. Ebenso wird die lebensrettende Wirkung von E-Zigaretten durch die Inhalation reinen Nikotins ohne zusätzliche Verbrennungsstoffe nicht von der Tatsache minimiert, dass jeder Kontakt mit Nikotin für Kinder und Jugendliche bestenfalls völlig unterbunden werden sollte.

Zum Thema THC Konsum ist die USA in einem aktiven Wandel. Seit dem 1. Januar 2014 können Personen über 21 legal die Droge in 29 Staaten kaufen. Jugendschutz?

Die Kreativität, Findigkeit, natürliche Neugierde und das Imitationsbedürfnis von Kindern und Jugendlichen wird immer dazu führen, dass sie die von Erwachsenen benutzten Drogen ausprobieren wollen und Wege dafür finden werden. Es liegt in der Hand von Erziehungsberechtigten, Pädagogen, der Industrie und dem Staat, diese Versuche soweit zu erschweren wie möglich. Was keinesfalls passieren darf, ist eine Instrumentalisierung von jugendlicher Ikonografie für die Bewerbung der E-Zigarette als begehrenswertes ‚Einsteiger‘-Produkt. Stattdessen sollte die E-Zigarette genau das tun, was sie am besten kann: Existierenden Rauchern das Leben retten.

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Weiterführende Links:
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Die Drogenbeauftrage Deutschland:  Jugendliche besser vor E-Zigaretten und E-Shishas schützen