Karl Fagerström oder: Ein Forscherleben gegen Tabakkonsum

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Karl Fagerström oder: Ein Forscherleben gegen Tabakkonsum

Ein Leben gegen Tabakkonsum

Fortsetzung von: Vergleich des WHO-Berichts mit aktuellen, wissenschaftlichen Erkenntnissen
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Dieses Porträt ist Teil einer Serie, in der wir Dampfaktivisten und ihre Arbeit zur elektrischen Zigarette und Tabakentwöhnung vorstellen. Viele von ihnen kämpfen seit Jahren gegen rückständige nationale und supranationale Institutionen, um Rauchern den Weg zu einem gesünderen Leben zu ebnen.

Wir wollen damit nicht nur eine zusätzliche Plattform für akkumuliertes Wissen rund ums Dampfen, interessante Links und den aktuellsten Stand der Forschung schaffen. Wir wollen auch den Wissenschaftlern und Ärzten Respekt zollen, die konstant an allen bürokratischen Hürden und Regulierungsbestrebungen vorbei das Fundament für eine objektive Bewertung der E-Zigarette als erfolgreiches Nikotinentwöhnungsmittel schaffen.

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Dr. Karl Fagerström ist einer der wohl bekanntesten Forscher zu Tabakabhängigkeit und Entwöhnung weltweit. Als klinischer Psychologe hat er sich bereits in seiner Doktorarbeit mit diesen Themen beschäftigt – Jahrzehnte, bevor die elektrische Zigarette überhaupt erfunden wurde. Bereits 1975 eröffnete er eine Klinik zur Zigarettenentwöhnung und entwickelte denn heute nach wie vor gebräuchlichen Fagerström Test für Zigarettenabhängigkeit. Interessanterweise wird dieser auch im deutschen Sprachraum häufig Fagerström Test für Nikotinabhängigkeit genannt, obwohl Fagerström als einer der ersten Wissenschaftler herausarbeitete, dass die Suchtgrundlage beim Rauchen in anderen Tabaksubstanzen als dem reinen Nikotin zu suchen ist. Damit ermöglichte er, ohne es zu diesem Zeitpunkt zu wissen, eine der wichtigsten Argumente für die Nützlichkeit der E-Zigarette.

Später hat Fagerström lange als Chefredakteur eines psychologischen Fachjournals gearbeitet. Momentan betreibt er seine eigene Beratungsfirma, Fagerström Consulting/ The Smokers Information Center. In über 160 in Fachzeitschriften veröffentlichten Artikeln hat er sich als Autor mit den Themen Tabak und Nikotin beschäftigt. Dabei hat Fagerström die Nähe zur Industrie und zu supranationalen Organisationen nie gescheut. 1999 hat er die WHO-Auszeichnung für herausragende Arbeit in der Tabakkontrolle erhalten. Momentan sitzt er etwa beratend einer Jury von Wissenschaftlern vor, die der Pharmakonzern Pfizer anlässlich seines 2014 zu vergebenden Preis ‚Global Research Awards for Nikotine Dependence‘ (GRAND) zusammengestellt hat.

An Fagerströms Forschungen und Aussagen zum Dampfen und zur E-Zigarette als Tabakentwöhnungsmitteln (siehe Links) lassen sich besonders gut die Herausforderungen einer Forschungsgemeinschaft ablesen, die sich jahrzehntelang mit einer Suchtbekämpfung beschäftigt und plötzlich mit einer neuen, tatsächlich revolutionär erscheinenden Lösung konfrontiert sieht – welche allerdings auf dem andauernden Konsum eines von ihnen negativ beurteilten Stoffes (Nikotin) basiert. Eine Situation, die von einigen mit der Auseinandersetzung mit Methadon als Therapiemöglichkeit für Heroinabhängige verglichen wird.

Farenström selbst zeichnet sich durch eine seltene, in meinen Augen sehr wertvolle Mischung aus Angstfreiheit und Kritikbereitschaft gegenüber Regierungsbehörden und supranationalen Organisationen einerseits und einer gleichzeitigen Fähigkeit aus, mit diesen dennoch zu kommunizieren und wo nötig zu kooperieren. Wissenschaftler wie Fagerström, die klar eher als Suchtmediziner denn als Dampfaktivisten sprechen (also eher Anti-Tabak denn Pro-E-Zigaretten sind), sind deshalb wichtige Gesprächspartner in der Auseinandersetzung mit etablierten Autoritäten wie der WHO.

Gleichzeitig bringt sich Farenström über Print- und Onlinemedien konstant in die öffentliche Diskussion um E-Zigaretten ein. Das ist deshalb wichtig, weil nur ein derartiges pro-aktives und ehrenamtliches Engagement das Thema lebendig erhält und politische Verhandlungen hinter verschlossenen Türen erschwert. So hat Fagerström etwa im März 2013 gemeinsam mit den Fachkollegen Prof. Dr. Gerry Stimson, Dr. Delon Human und Clive Bates einen offenen Brief in der Times veröffentlicht.

Sie verurteilen darin ausdrücklich die in ihren Augen paradoxen Bemühungen der englischen Regierung, E-Zigaretten überzuregulieren und damit Ex-Raucher zurück zum Tabakkonsum zu treiben, verweisen auf die vergleichsweise minimalen Risiken der Inhalation reinen Nikotins und argumentieren, dass im Gegensatz zu Nikotinpflastern E-Zigaretten auch die Raucher vor Erkrankungen oder einem verfrühten Tod retten könnten, die den Prozess des Rauchens nicht aufgeben wollen oder können.

Besonders interessant finde ich in diesem Artikel von Fahrenström aber noch einen weiteren Satz, der ein wenig neben den anderen Argumenten untergeht, aber einen essenziellen Aspekt der Dampfkultur beleuchtet: „We are witnessing a market-based, consumer-led public health revolution, requiring no NHS resources.“ Was übersetzt und etwas verallgemeinert, soviel heißt wie: „Wir werden gerade Zeuge einer aus dem freien Markt geborenen, vom Verbraucher angeführten Revolution des Gesundheitswesens, die keinerlei Ressourcen der öffentlichen Gesundheitssysteme anzapft.“

Für Farenström, der seinen Kampf gegen den Tabak jahrzehntelang nur innerhalb der staatlichen und behördlichen Matrix erfolgversprechend führen konnte, muss es gleichzeitig eine Erleichterung und ein Skandal sein, dass diese aus dem Willen des Bürgers geborene Gesundheitsrevolution nun von eben diesen Instanzen erschwert wird, wo nur möglich. Aber es spricht sowohl für den wissenschaftlichen Geist von Forschern wie Fahrenström, als auch für die Dampferkultur als solche, dass diese so perversen wie paradoxen Steine kontinuierlich von der Basis her aus dem Weg geräumt werden.

Weiterführende Links:
The Addictions Newsletter  ab Seite 12
Global Research Awards for Nicotine Dependens (GRAND)
Dr Karl Fagerström: Can we extinguish the use of tobacco and nicotine – if not what should we do?
E-cigarettes ‘save lives’, top public health experts tell Government

Twitter Dr, Karl Olov Fagerström

Weitere Themen
Teil I  Das sind die Fakten: Ein Vergleich des WHO-Berichts mit aktuellen, wissenschaftlichen Erkenntnissen
Professor Gerry Stimson oder: Welches Problem haben die Gesundheitsbehörden mit E-Zigaretten?
Dr. Lynne Dawkins oder: Was einen wirklich erfolgreichen Umstieg auf E-Zigaretten ermöglicht
USA: FDA schlägt Regulierungen zur eZigarette vor
FDA: 270 Mio für die Erforschung von Nikotinkonsum
 Das ‘Global Forum on Nicotine’
Die WHO eZigaretten Politik
Wie die Dampfer-Community den WHO-eZigaretten Report demontiert hat
Studienvergleich beweist: E-Zigarette ist weniger schädlich als Tabakkonsum
Alles über Nikotin



 

2 Kommentare
  1. Solwand sagte:

    Megan, mach dich mal locker. Wer dampft, der raucht nicht, so einfach ist das.
    Du kannst rauchen und dampfen oder nur dampfen oder nur ab und zu dampfen und größtenteils rauchen, es ist Wurscht und das hat nichts mit entwöhnen zu tun.
    Da können tausend eDampfer durch die Manege brüllen, dass sie mit Hilfe der Dampfe das Rauchen haben bleiben lassen, dass juckt keinen Hund, solange die Dampfe nicht als „Entwöhnungskur“ verkauft wird. Es ist und bleibt in erster Linie ein Live Stile Produkt ohne medizinische Substanz. Was die Verbraucher, in dem Fall Raucher aus dem Produkt eZig machen, bleibt den Verbrauchern überlassen und liegt nicht im Ermessen der Hersteller oder des Handels.
    Nichts was bei der eZig zum tragen kommt ist medizinisch relevant, selbst das Nikotin nicht.
    Der 13. Senat des Oberverwaltungsgerichts NRW hat dies klar in seiner Urteilsbegründung eindeutig zum Ausdruck gebracht. Auch spricht die Zugabe von Armomen in den Liquiden dagegen, da sie NICHT für eine verbesserte Aufnahme einer Arznei gedacht sind, wie bei Hustensäften und anderen oral zu verabreichenden Arzneien. Diese Geschmacksvielfalt der eZig ist zielgerichtet auf Genuss ausgerichtet.
    Auch ein Vergleich mit den Nikotininhalern der Pharmaindustrie (Nicorette) können nicht verglichen werden, da diese nur eine Geschmacksrichtung Menthol und Nikotin enthalten.
    Das alles hat das Gereicht unmissverständlich in der Urteilsbegründung zum Ausdruck gebracht.
    Und noch etwas Megan, auch wenn es dir nicht gefällt, Dampfen ist nicht rauchen, auch wenns so aussieht. Selbst das Deutsche Krebsforschungszentrum bestreitet dies nicht.
    Wenn ich Limonade aus einem Schnapsglas trinke, bin ich noch lange kein Säufer, auch wenn es vom Weiten so aussehen mag und werde es auch nicht werden, nur weil ich daraus Limonade trinke.
    Wenn aber ein Alkoholiker, Limonade aus einem Schnapsglas trinkt und vom Alk weg kommen sollte und diesen Trick ihm tausende nach tun, dann wird aus der Limonade noch lange keine Arznei, weil diese eben nicht als solche produziert und vermarktet wird.

  2. Megan sagte:

    Zu Fagerström (Psychologe):
    Sein Test ist international anerkannt und dient ausschliesslich dem Zweck, Raucher/Zigarettennutzer/Nikotinrumqualmer als „psychisch verhaltensgestört“ zu diagnostizieren.
    Wer den Test mitmacht, ist immer abhängig (kann jeder testen….die gibts im Netz hundertfach).
    Zuerst hiess er „Test for Smoking Cessation“ (ab 1981)
    Dann hiess er „Test for nicotine dependence ( ab Mitte/Ende der 80er….damals sollten bereits tabaklose Nikotinvernebel-Zigaretten auf den Markt kommen. Hätte nicht mehr „gepasst“ zur „Rauchabhängigkeit“, da ja kein Rauch mehr da war…also benannte er ihn um in „Nikotinabhängigkeit“).

    Seit 2011 hat er ihn wieder umbenannt in „Test für Zigarettenabhängigkeit“.
    Ziel: Nun sind E-Zigaretten wieder „psychisch verhaltensgestört“, denn nun steht im Mittelpunkt der allgemeine Gebrauch von Zigaretten..egal ob Tabakzigaretten oder Dampfzigaretten.

    Wer psychisch krank ist, benötigt 100% sichere Nikotinabgabegeräte, wenn er solche „zum Aufhören“ nutzt“.
    Und das tun in Wort und Schrift gefühlte 99,9999% aller E-Raucher.
    Nur falls sich jemand fragt, warum nun die Tabakindustrie ganz gross ins „Aufhör-GEschäft“ eingestiegen ist.
    Und Fagerström hilft dabei, dass das auch so bleibt und damit nicht so unsichere Geräte wie Provaris oder gar Liquids aus Deutschland eine Zulassung bekommen (jedenfalls nicht ohne vorherige strengste Sicherheitsanforderungen, welche kaum ein normaler Hersteller finanziell stemmen kann).

    Fagerström hätte längst aufklären müssen als Psychologe, dass die E-Zigarette gar nicht „zum Aufhören“ geeignet sein KANN, da bei der Nikotinersatztherapie zwingend zwei Dinge weg mussten nach einem „Therapiezeitraum“:
    Das Nikotin UND (viel wichtiger) das Rauchverhalten (das „WOlke machen“…kann man mit keinem NRT-Produkt machen. Dabei wussten die längst, dass ein Raucher nur das braucht: Eine nikotinhaltige Wolke).
    Er hätte längst sagen müssen, dass die E-Zigarette mehr eine „ZIgarette“ ist als ein „Rauchentwöhnungshilfsmittel“, da sie die FUNKTION einer Zigarette hat.
    Das hat er nicht getan.
    Im Gegenteil: Politisch gewünscht ändert er munter die Bezeichnung seines Tests, damit „political correct“ alle Raucher zu psychisch kranken Patienten werden, welche man vor sich selbst schützen muss (das darf dann der Staat).

    Er machte auch bereits Geschäfte mit der Tabakindustrie…gründete eine Firma für „Nikotinersatzprodukte“ und verkaufte diese dann an einen Tabakkonzern.
    Und die…verkaufen dann ihre nutzlosen Dampfstifte (welche als Einzige überhaupt noch eine Zulassung bekommen) an die E-Raucher (welche aber bald wieder Tabak rauchen werden mit dem Dampfmüll von denen).
    Und:
    Er machte eine Studie zu einer rauchlosen Zigarette (Eclipse) im Jahr 2000:
    http://legacy.library.ucsf.edu/tid/lmd56a00/pdf?search=%2240%20swedish%20smokers%20eclipse%22

    Diese rauchlose Zigarette von einem Tabakkonzern (Reynolds) verglich er in dieser Studie mit einem Nikotininhaler der Pharmaindustrie.
    Natürlich war die Zigarette nicht so sicher wie der Inhaler.
    Somit wurde diese rauchlose Zigarette vom Markt gedrängt.
    Er untersuchte bereits damals die Motivation der Raucher…ob sie mit dieser rauchlosen Zigarette „aufhören“ wollen.
    Das machte den Weg frei für strengste Anforderungen zum Schutz dieser „aufhörwilligen“ Raucher.

    Ich würde diesen Lobes-Artikel auf Fagerström dringend noch einmal überdenken.
    Er hilft dabei mit, dass die E-Zigarette in der Hand der Tabak- und Pharmaindustrie bleiben kann.

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