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Brasilien 2024: El Niño und Klimawandel führen zu Dürre und Bränden

Brasilien 2024: El Niño und Klimawandel führen zu Dürre und Bränden

Historische Dürre und verheerende Brände in Brasilien: Ursachen und Folgen

Im Jahr 2024 wurde Brasilien von einer der schwersten klimatischen Krisen in seiner jüngeren Geschichte getroffen. Die Kombination aus dem Wetterphänomen El Niño, dem Klimawandel und menschlichen Eingriffen führte zu einer extremen Dürre und verheerenden Bränden, die weite Teile des Landes in Mitleidenschaft zogen. Diese Ereignisse hatten tiefgreifende Auswirkungen auf Umwelt, Wirtschaft und das tägliche Leben der Bevölkerung.

Schwere Dürre und ihre Ursachen

Die außergewöhnliche Trockenheit, die Brasilien 2024 erlebte, war maßgeblich durch das Phänomen El Niño verursacht. Dieses Wetterphänomen führte zu einem Anstieg der Temperaturen und einem Rückgang der Niederschläge, insbesondere im Norden Brasiliens. Zudem blockierten stabile Hochdruckgebiete den Durchzug von Kaltfronten, die normalerweise Regen bringen würden. Diese Blockierungen, kombiniert mit der Erwärmung des nördlichen tropischen Atlantiks, verlängerten die Trockenperiode und führten zu einer extremen Dürre, die über ein Drittel des brasilianischen Staatsgebiets erfasste. Wissenschaftler beschrieben diese Dürre als die schwerste seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnungen im Jahr 1950 .

Auswirkungen auf Städte und Infrastruktur

Die Dürre hatte weitreichende Folgen für die Infrastruktur des Landes. In vielen Regionen, insbesondere im Norden, sanken die Wasserstände der Flüsse so stark, dass einige Städte von der Außenwelt abgeschnitten wurden. Die Flüsse waren nicht mehr schiffbar, was die Versorgung der betroffenen Gebiete erheblich erschwerte. Darüber hinaus war die Energieversorgung gefährdet, da viele Wasserkraftwerke aufgrund des Wassermangels ihre Produktion einschränken mussten. Diese Entwicklung bedrohte die Stromversorgung in mehreren Regionen und führte zu wirtschaftlichen Einbußen .

Vom Menschen gemachte Ursachen

Neben den natürlichen Faktoren spielten auch menschliche Eingriffe eine entscheidende Rolle bei der Verschärfung der Krise. Eine der Hauptursachen für die vielen Brände war die weit verbreitete Praxis der Brandrodung. Dabei werden große Flächen des Regenwaldes absichtlich in Brand gesetzt, um Platz für Viehweiden und Soja-Plantagen zu schaffen. Diese landwirtschaftlichen Flächen dienen in erster Linie der Rinderzucht und dem Anbau von Soja, das weltweit, insbesondere in Europa, als Futtermittel verwendet wird. Diese Form der Landnutzung trägt maßgeblich zur Entwaldung bei und hat nicht nur direkte Auswirkungen auf die lokale Umwelt, sondern auch auf das globale Klima .

Eine Studie der Gruppe World Weather Attribution (WWA) vom Januar 2024 stellte fest, dass der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit für Dürren wie die von Juni bis November 2023 um das 30-fache erhöhte, was den anthropogenen Einfluss auf die gegenwärtige Umweltkatastrophe verdeutlicht.

Unter dem früheren Präsidenten Jair Bolsonaro hatte die Entwaldung stark zugenommen, da Schutzmaßnahmen und Umweltgesetze systematisch abgeschwächt wurden. Die massive Abholzung verringert die Fähigkeit des Waldes, CO₂ zu speichern, und stört die natürlichen Wasserkreisläufe, was die Trockenheit in der Region weiter verschärft. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, dass der Amazonas-Regenwald in stark entwaldeten Gebieten mittlerweile mehr CO₂ freisetzt, als er aufnimmt . Experten warnen, dass diese vom Menschen verursachten Eingriffe das Risiko erhöhen, dass das Amazonas-Gebiet an einen Kipppunkt gelangt, an dem es sich nicht mehr regenerieren kann.

Brände und Gesundheitsprobleme

Die extreme Trockenheit begünstigte das Ausbrechen zahlreicher Brände, insbesondere im Südosten Brasiliens, im Amazonasgebiet und im Pantanal. Im Bundesstaat São Paulo erreichte die Zahl der Brände im August 2024 einen historischen Höchststand, was die Regierung dazu zwang, in 45 Gemeinden den Notstand auszurufen. Über 15.000 Einsatzkräfte, darunter Feuerwehrleute und Militärangehörige, kämpften gegen die Flammen. Diese Brände zerstörten nicht nur große Waldflächen, sondern führten auch zu einer erheblichen Verschlechterung der Luftqualität. In einigen Regionen wurde den Bewohnern geraten, in ihren Häusern zu bleiben und Fenster und Türen geschlossen zu halten, um sich vor dem dichten Rauch zu schützen.

Im Amazonasgebiet erreichten die Brände ein Ausmaß, das seit zwei Jahrzehnten nicht mehr beobachtet wurde. Seit Jahresbeginn wurden dort mehr als 60.000 Feuer registriert, was die Region vor enorme ökologische Herausforderungen stellte. Diese Brände und die anhaltende Dürre beeinträchtigten nicht nur die Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung, sondern führten auch zu einem drastischen Anstieg der CO₂-Emissionen. Der durch die Brände freigesetzte Kohlenstoff trug erheblich zur Verschärfung der globalen Klimakrise bei.

Umweltpolitische Herausforderungen

Für die Regierung unter Präsident Luiz Inácio Lula da Silva stellten die Umweltkatastrophen des Jahres 2024 einen schweren Rückschlag dar. Lula hatte bei seinem Amtsantritt versprochen, den Schutz des Regenwaldes zu verstärken und die illegale Abholzung bis 2030 vollständig zu stoppen. Während die Abholzung unter seiner Regierung tatsächlich um 61 Prozent zurückging, blieb die Herausforderung bestehen, die Brände und die damit verbundenen CO₂-Emissionen in den Griff zu bekommen.

Die Ereignisse in Brasilien fanden auch international Beachtung, da die Brände und die fortschreitende Abholzung des Regenwaldes globale Auswirkungen auf das Klima haben. Der Amazonas-Regenwald, oft als „Lunge der Erde“ bezeichnet, spielt eine entscheidende Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf. Wenn die aktuellen Trends anhalten, könnte das Amazonasgebiet seine Funktion als CO₂-Senke verlieren und stattdessen zu einer Quelle von Treibhausgasen werden, was die globale Erwärmung weiter beschleunigen würde.

Fazit

Das Jahr 2024 stellte Brasilien vor immense Herausforderungen. Die Kombination aus natürlichen und vom Menschen verursachten Faktoren führte zu einer der schwersten Umweltkrisen in der Geschichte des Landes. Die langfristigen Folgen dieser Ereignisse sind noch nicht vollständig absehbar, doch sie verdeutlichen die dringende Notwendigkeit, globale Klimaschutzmaßnahmen zu verstärken und den Schutz des Amazonas-Regenwaldes energisch voranzutreiben. Die Frage, ob es möglich ist, den Regenwald vor einem Kipppunkt zu bewahren, wird in den kommenden Jahren entscheidend sein, nicht nur für Brasilien, sondern für den gesamten Planeten.


Der Amazonas: Ein globales Ökosystem von unschätzbarem Wert


Quellen & Referenzen:

  • Dürre 2024 in Brasilien:
    • „So trocken war es in Brasilien seit Jahrzehnten nicht“ – G1 Bericht über die historische Dürre: G1 Globo (31. August 2024).
  • Wetterphänomen El Niño und seine Auswirkungen:
    • „Kaltfronten mit Regen ziehen nicht mehr durch“ – Erklärung der Wissenschaftlerin Ana Paula Cunha von Cemaden: G1 Globo (31. August 2024).
  • Vom Menschen gemachte Ursachen und Brandrodung:
    • „Klimawandel und Brandstiftung für Viehwirtschaft“ – Studie zur Brandrodung und Entwaldung in Brasilien: WWA Studie (Januar 2024).
    • „CO₂-Freisetzung durch Abholzung und Brände im Amazonas“ – Analyse von Luciana Gatti vom brasilianischen Institut für Weltraumforschung (INPE): Nature (Artikel von 2023, Veröffentlichung zur CO₂-Freisetzung).
  • Brände und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit:
    • „Schwere Brände im Südosten Brasiliens“ – Bericht über die Brände in São Paulo und anderen Regionen: G1 Globo (26. August 2024).
    • „Amazonas brennt wie seit zwei Jahrzehnten nicht“ – INPE Satellitendaten zu Bränden in Amazonien: INPE (August 2024).
  • Umweltpolitische Herausforderungen und Abholzung:
    • „Kehrtwende unter Lula da Silva“ – Bericht zur Reduktion der Abholzung unter der neuen Regierung: O Globo (22. August 2024).
    • „Die Bedrohung des Amazonas als CO₂-Senke“ – Wissenschaftliche Berichte zum Risiko des Kipppunkts des Regenwaldes: IPCC Report (IPCC Sonderbericht 2019).