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Unterstützte Migration: Schlüssel zur Rettung der europäischen Wälder

Unterstützte Migration: Schlüssel zur Rettung der europäischen Wälder

Wie Bäume aus dem Süden europäische Wälder retten könnte

Der Klimawandel stellt die europäischen Wälder vor immense Herausforderungen. Die heimischen Baumarten, wie Fichte, Eiche und Buche, geraten zunehmend unter Stress, was ihre Rolle als wichtige Kohlenstoffsenken bedroht. Ein vielversprechender Ansatz, um die Wälder und ihre Fähigkeit zur Kohlenstoffbindung zu bewahren, ist die sogenannte „assistierte Migration“. Hierbei handelt es sich um das gezielte Anpflanzen von Baumarten, die besser an die zukünftigen klimatischen Bedingungen angepasst sind.

Die Bedrohung durch den Klimawandel

Europas Wälder spielen eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Klimawandel, da sie durch die Bindung von Kohlenstoffdioxid (CO₂) zur Reduzierung der globalen Erwärmung beitragen. Aktuell bedecken die Wälder etwa 35 % der Landfläche Europas und speichern erhebliche Mengen an Kohlenstoff. Allerdings führen steigende Temperaturen, längere Trockenperioden und häufigere Schädlingsbefälle zu einer Schwächung der Wälder, was ihre Fähigkeit zur Kohlenstoffbindung erheblich einschränken könnte. Besonders Nadelbäume wie die Fichte, die in den letzten Jahrhunderten aus wirtschaftlichen Gründen stark gefördert wurden, reagieren empfindlich auf die veränderten Klimabedingungen und sind zunehmend von Absterbeprozessen betroffen.

Die Rolle der assistierten Migration

Um den Fortbestand der europäischen Wälder und ihre Funktion als Kohlenstoffsenke zu sichern, haben Forschende verschiedene Maßnahmen untersucht. Eine dieser Maßnahmen ist die assistierte Migration. Diese Strategie beinhaltet das gezielte Einbringen von Baumarten aus anderen, klimatisch ähnlichen Regionen, die besser auf die zukünftigen Klimaverhältnisse vorbereitet sind. So könnten beispielsweise Baumarten aus südlicheren, trockeneren Gebieten in den europäischen Wäldern angesiedelt werden, um deren Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel zu erhöhen.

Potenziale und Herausforderungen

Die assistierte Migration bietet erhebliche Vorteile. Modellrechnungen zeigen, dass durch den Einsatz angepasstes Saatguts die jährliche Kohlenstoffbindung der Wälder in Europa stabilisiert oder sogar gesteigert werden könnte. Insbesondere Laubbäume, die sich besser an die neuen Klimabedingungen anpassen, könnten Nadelbäume ersetzen und so zur Erhaltung der Kohlenstoffsenke beitragen.

Allerdings gibt es auch Herausforderungen. Die Auswahl des richtigen Saatguts ist entscheidend. Forschungen haben gezeigt, dass Bäume aus bestimmten Regionen Europas, die bereits an trockenere und wärmere Bedingungen angepasst sind, eine bessere Überlebensrate und ein höheres Potenzial zur Kohlenstoffbindung aufweisen. Ein Beispiel hierfür ist die Zerreiche aus dem Mittelmeerraum, die in den zukünftigen klimatischen Bedingungen in Deutschland besser gedeihen könnte als die heimische Stieleiche.

Umsetzung und administrative Hürden

Die praktische Umsetzung der assistierten Migration ist jedoch komplex. Zum einen gibt es administrative Hürden, da Samen aus anderen Regionen Europas nicht immer für die Anpflanzung in Deutschland zugelassen sind. Darüber hinaus sind auch die Kosten für die Beschaffung und Pflanzung von widerstandsfähigem Saatgut hoch. Eine mögliche Lösung könnte in der Cluster- oder Trupppflanzung liegen, bei der Baumgruppen in einem bestimmten Abstand gepflanzt werden, was den Bedarf an Pflanzmaterial reduziert und gleichzeitig die Entwicklung eines klimaresilienten Mischwaldes fördert.

Fazit: Der Weg zur Rettung der Wälder

Die europäischen Wälder stehen am Scheideweg. Der Klimawandel zwingt zu einem radikalen Umdenken in der Waldbewirtschaftung. Die assistierte Migration bietet eine vielversprechende Möglichkeit, die Wälder als Kohlenstoffsenke zu erhalten und ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken. Dabei müssen jedoch die richtigen Baumarten ausgewählt und die bestehenden administrativen Hürden überwunden werden. Nur durch eine enge Zusammenarbeit auf nationaler und europäischer Ebene kann die Umsetzung dieser Strategie gelingen und die Wälder für zukünftige Generationen gesichert werden.