Synthetische Kraftstoffe als Lösung für den Verbrennungsmotor?
Warum die Forderung nach E-Fuels ökologisch und wirtschaftlich problematisch ist
Die Diskussion um synthetische Kraftstoffe, auch E-Fuels genannt, nimmt weiter Fahrt auf. Neben der Debatte um Elektroautos fordert Lutz Meschke, Finanzvorstand bei Porsche, eine technologische Offenheit in der Regulatorik. Er argumentiert, dass synthetische Kraftstoffe als klimaneutrale Lösung für herkömmliche Verbrennungsmotoren gefördert werden sollten, insbesondere, wenn das verwendete Kohlendioxid mittels Direct Air Capturing (DAC) direkt aus der Luft entnommen wird und die benötigte Energie aus erneuerbaren Quellen stammt. Doch Kritiker und Experten sehen zahlreiche Hürden in der Umsetzung und werfen die Frage auf, ob die Förderung von E-Fuels wirklich wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll ist.
E-Fuels und ihre Herstellung: Ein aufwendiger Prozess
Synthetische Kraftstoffe werden durch die Elektrolyse von Wasser zu Wasserstoff und anschließender CO₂-Bindung hergestellt, was viel Energie erfordert. Während die Technologie als klimaneutral gilt, wenn ausschließlich erneuerbare Energien verwendet werden, zeigt sich hier bereits das erste Problem. Die Produktion von E-Fuels benötigt ein Vielfaches der Energie, die ein Elektrofahrzeug benötigt, um die gleiche Strecke zu fahren. Laut verschiedenen Studien gehen rund 70–80 % der eingesetzten Energie bei der Herstellung und Verbrennung synthetischer Kraftstoffe verloren. Somit ist der Energieverbrauch von E-Fuels im Vergleich zu Elektroautos erheblich höher, was gerade in Zeiten eines angespannten Energiemarktes kaum vertretbar ist.
Hohe Kosten und geringe Verfügbarkeit
Aktuell befinden sich E-Fuels zwar in der Entwicklung, doch die Produktionskosten sind immens. Schätzungen zufolge könnte der Preis für synthetische Kraftstoffe pro Liter etwa fünf bis sieben Euro betragen, und das auch nur, wenn die Produktion in großem Maßstab ausgebaut wird. Die Anlagen zur Herstellung von E-Fuels sind teuer, und der Transport der gewonnenen Kraftstoffe ist aufwendig. Um die bestehenden Verbrennungsmotoren tatsächlich mit einem nennenswerten Anteil an synthetischen Kraftstoffen zu betreiben, müssten Milliarden in neue Infrastruktur investiert werden. Auch wäre die Versorgungssicherheit der E-Fuels zumindest in den kommenden Jahren kaum gegeben. Da bereits heute ein Großteil der erneuerbaren Energie für die Elektrifizierung von Haushalten und Industrie benötigt wird, wäre der Aufbau einer flächendeckenden E-Fuel-Versorgung nicht nur kostenintensiv, sondern würde die Energiewende potenziell sogar ausbremsen.
Widerspruch zur CO₂-Reduktionsstrategie
Meschke fordert außerdem eine Anpassung der CO₂-Strafzahlungen und sieht hier eine Chance, europäische Industrien nicht durch Regularien zu behindern. Diese Forderung widerspricht jedoch den Klimazielen der Europäischen Union, die durch strenge Emissionsgrenzen die Automobilindustrie zu einem raschen Umstieg auf klimafreundlichere Technologien bewegen will. Synthetische Kraftstoffe sind im Vergleich zu Elektromobilität nicht die effizienteste Methode zur CO₂-Reduktion im Verkehr und könnten bei einer Subventionierung die Umstellung auf emissionsfreie Antriebe verzögern.
China als Treiber für die E-Mobilität
Ein weiterer Punkt, den Meschke anspricht, ist die Verschiebung des globalen Automarkts: China als weltgrößter Automobilmarkt wird zunehmend durch lokale E-Auto-Anbieter dominiert, die mit günstigeren Produktionskosten und einer starken digitalen Integration Vorteile haben. Die Nachfrage nach traditionellen Verbrennungsmotoren geht in China zurück, sodass die Chancen für europäische Hersteller, dort wieder Fuß zu fassen, laut Meschke gering sind. Angesichts dessen plädiert er für eine Technologieförderung in Europa, die über reine E-Mobilität hinausgeht. Dies mag aus strategischer Sicht sinnvoll erscheinen, doch viele sehen es als einen Versuch, den Verbrennungsmotor künstlich am Leben zu erhalten.
Nachhaltige Alternativen: Batterie und Wasserstoff
Angesichts der vielen Herausforderungen, die E-Fuels mit sich bringen, setzen viele Länder und Hersteller weiterhin auf die direkte Elektrifizierung oder auf Wasserstoff als Energieträger, speziell für schwere Nutzfahrzeuge. Hier sind die Effizienz und die Umweltauswirkungen derzeit besser einzuschätzen und die Infrastruktur bereits in Aufbau. Die Mehrheit der Umweltexperten sieht daher in synthetischen Kraftstoffen eher eine Nischenlösung, die bestenfalls für bestimmte Anwendungen sinnvoll sein könnte, beispielsweise in der Luft- oder Schifffahrt, wo direkte Elektrifizierung keine Option ist.
Fazit: Synthetische Kraftstoffe nur als Nischenlösung sinnvoll
Zusammengefasst steht die Forderung nach einer breiten Förderung von E-Fuels aus wirtschaftlicher und ökologischer Perspektive in der Kritik. Die hohen Herstellungskosten und der enorme Energiebedarf machen sie zu einer weniger nachhaltigen Alternative zur E-Mobilität. Zudem könnte eine Förderung synthetischer Kraftstoffe den Umstieg auf emissionsfreie Antriebe verzögern und Investitionen in eine zukunftssichere Ladeinfrastruktur behindern. Für den Straßentransport scheinen E-Fuels daher kaum die Lösung zu sein, sondern bestenfalls eine Ergänzung in Bereichen, die schwer zu elektrifizieren sind.