Stromnetz im Visier: Deutschland und TenneT

Stromnetz im Visier: Deutschland und TenneT
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Bundesinteresse an TenneT

Seit Herbst 2022 verhandelt die Bundesregierung mit TenneT über den Kauf wesentlicher Teile des deutschen Stromnetzes. Diese Verhandlungen, geführt mit dem Ziel, eine bedeutende Infrastruktur im Rahmen der Energiewende zu sichern, stehen kurz vor dem Abschluss. Die Übernahme würde über die KfW Bankengruppe abgewickelt, doch noch ist keine endgültige Einigung erzielt.

Hintergrund von TenneT

TenneT, ein niederländisches Unternehmen in Staatsbesitz, betreibt ein weitreichendes Netz von Höchstspannungsleitungen in Europa, darunter mehr als 10.000 Kilometer in Deutschland. Diese Infrastruktur ist essenziell für die Verteilung von Strom über weite Strecken, insbesondere für die Integration erneuerbarer Energien.

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Motivation des Bundes

Der Bund zeigt Interesse an TenneT, da das Unternehmen zentrale Nord-Süd-Verbindungen in Deutschland betreibt, die für die Energiewende und die Erreichung der Klimaziele bis 2045 unerlässlich sind. Ein staatlicher Einstieg würde Deutschland größeren Einfluss auf den Ausbau dieser kritischen Infrastruktur geben und einen Schutz vor ungewünschten Investoren darstellen.

Niederländische Perspektive

TenneT ist bereit, sein deutsches Netz zu verkaufen, da es nicht die finanziellen Lasten der deutschen Energiewende tragen möchte. Experten schätzen den Investitionsbedarf in das deutsche Netz auf rund 100 Milliarden Euro für den Umstieg auf erneuerbare Energien.

Kosten und Herausforderungen

Der Wert des TenneT-Geschäfts in Deutschland wird auf 20 bis 25 Milliarden Euro geschätzt, mit zusätzlichen Investitionskosten von etwa 100 Milliarden Euro für die Energiewende. Die Finanzierung soll über die KfW erfolgen, doch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts hat den Zugriff auf Mittel des Klimafonds erschwert.

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Weitere Interessen des Bundes

Neben TenneT hat der Bund bereits Anteile an anderen Netzunternehmen wie 50Hertz erworben, um kritische Infrastruktur zu sichern. Auch ein Einstieg bei TransnetBW wird erwogen, was den Weg für eine staatliche Netzgesellschaft ebnen könnte.

Staatliche Netzgesellschaft und ihre Implikationen

Die Bildung einer staatlichen Netzgesellschaft könnte den Netzausbau beschleunigen und die Energiewende unterstützen. Allerdings gibt es Bedenken bezüglich der Rolle des Staates als Eigentümer und Regulierer, insbesondere hinsichtlich potenzieller Wettbewerbsverzerrungen.

Auswirkungen auf den Strompreis

Die Verstaatlichung der Stromnetze sollte theoretisch keinen direkten Einfluss auf den Strompreis haben. Langfristig könnten durch Synergien sogar Kosten gesenkt werden, obwohl Investitionen in das Netz grundsätzlich die Netzentgelte und damit die Strompreise erhöhen könnten.

Finanzielle Anforderungen der Netzbetreiber

Die deutschen Übertragungsnetzbetreiber fordern zusätzliche 7,8 Milliarden Euro von der Bundesregierung, um den Netzausbau und die Förderung erneuerbarer Energien zu sichern. Dies reflektiert den steigenden Finanzbedarf im Zuge der Energiewende und den sinkenden Preisen im Stromgroßhandel.

Fazit

Die Verhandlungen über den Kauf von TenneT durch die Bundesregierung sind ein entscheidender Schritt zur Sicherung der Energiewende in Deutschland. Durch die Übernahme könnten sowohl der notwendige Netzausbau beschleunigt als auch die nationale Kontrolle über kritische Energieinfrastruktur gewährleistet werden. Trotz finanzieller und rechtlicher Herausforderungen bleibt die strategische Bedeutung dieser Initiative für die Zukunft der Energieversorgung in Deutschland unbestritten.


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