Showdown in Los Angeles: Wie Trump die Migrationspolitik militarisiert
Ein martialischer Einsatz von Einwanderungsbehörden verwandelt einen Stadtpark in Los Angeles in ein politisches Schlachtfeld. Für viele ist es ein Angriff auf das Herz migrantischer Communities – und ein düsteres Omen für die USA.
Los Angeles – Es war kurz nach halb elf, als inmitten des belebten MacArthur Parks in Los Angeles plötzlich schwer bewaffnete Einheiten der US-Einwanderungsbehörde auftauchten. Männer in olivgrüner Uniform, gepanzerte Fahrzeuge, Pferde, Gewehre im Anschlag. Eine Szene wie aus einem Hollywood-Film – nur dass sie real war. Und sich gegen Menschen richtete, die hier leben, arbeiten, ihre Kinder großziehen.
Was genau das Ziel des Einsatzes war, blieb unklar. Offiziell wollte sich das Heimatschutzministerium nicht äußern. Inoffiziell scheint klar: Der Schauplatz war sorgfältig gewählt. MacArthur Park – ein Symbol für die lateinamerikanische Einwanderungskultur in Kalifornien – wurde zum Tatort einer Machtdemonstration.
„La migra kommt“
Schon am Vortag kursierten in der Nachbarschaft Flugblätter. „La migra“, wie die Einwanderungsbehörde in migrantischen Communities genannt wird, sei im Anmarsch. Der Park war seit Tagen unter Beobachtung, Aktivisten bereiteten sich vor. Anwälte standen bereit. Und als die Fahrzeuge dann wirklich auftauchten, liefen Kinder davon. Straßenhändler packten ihre Stände ein. Einige Anwohner verbarrikadierten ihre Geschäfte.
„Es war ein Sommerlager für Kinder“, sagte Bürgermeisterin Karen Bass später auf einer improvisierten Pressekonferenz. „Und dann rücken sie mit Militärfahrzeugen an?“ Ihre Stimme schwankte zwischen Wut und Fassungslosigkeit. Am Telefon forderte sie einen Beamten auf, die Truppen sofort abzuziehen. Ihre Worte wurden live übertragen.
Politisches Kalkül – oder PR-Stunt?
Die Szene wurde von zahlreichen Kameras begleitet, Proteste brachen aus. „Get the fuck out!“, schrien Menschen den Einsatzkräften entgegen. „Whose streets? Our streets!“, riefen Aktivisten mit mexikanischen und salvadorianischen Fahnen. Der Einsatz dauerte nicht lange – doch die Bilder gingen viral.
Für Ron Gochez von der Organisation Unión del Barrio war der Zweck klar: Einschüchterung. „Es war ein PR-Stunt“, sagte er. „Keine Massenverhaftung. Nur Bilder für die Galerie.“
Symbolpolitik mit Waffengewalt
Tatsächlich reiht sich der Vorfall in eine Serie eskalierender Maßnahmen ein. Erst wenige Tage zuvor hatte Präsident Donald Trump ein Haushaltsgesetz unterzeichnet, das Milliarden für den Ausbau der Einwanderungs- und Abschiebe-Infrastruktur vorsieht. Seitdem wurden allein in Los Angeles über 1.600 Menschen verhaftet.
Für Trump ist Kalifornien, und insbesondere Los Angeles, eine Projektionsfläche. Die „Sanctuary Cities“, die sich weigern, bei Abschiebungen mitzuarbeiten, sollen gebrochen werden. Und MacArthur Park ist – wie Stadträtin Eunisses Hernandez es formulierte – das „Ellis Island der Westküste“. Ein Symbol für Einwanderung, Vielfalt, Widerstandsfähigkeit.
Juristischer Widerstand formiert sich
Die Gegenreaktion ließ nicht lange auf sich warten. Eine Koalition aus 18 Bundesstaaten, darunter Kalifornien, reichte Klage gegen die Praktiken ein. Der Vorwurf: verfassungswidrige Razzien, rassistische Zielscheiben, Festnahmen ohne richterliche Anordnung, unmenschliche Bedingungen in Hafteinrichtungen.
„Die Einsätze zerstören das soziale Gefüge“, heißt es in der Klageschrift. „Nachbarschaften veröden, Vertrauen schwindet.“ Auch gegen Sektorchef Greg Bovino läuft ein Verfahren. Doch der gibt sich unbeeindruckt: „Wir kommen wieder. Wer sich nicht selbst abschiebt, dem helfen wir auf die Sprünge.“
L.A. als Testfeld
Was sich in MacArthur Park abspielt, könnte bald zum Alltag in anderen Städten werden. So sieht es zumindest Stadträtin Hernandez: „Los Angeles ist der Kanarienvogel in der Kohlemine.“ Ein Frühwarnsystem für die autoritären Tendenzen einer Regierung, die lieber mit Gewehren als mit Gesetzen regiert.
Für die Bewohner des Viertels ist der Schaden längst real. „Ich musste mein Geschäft schließen“, sagt Fernando Rodriguez, ein Händler gegenüber vom Park. „Die Leute haben Angst. Es fühlt sich an wie Krieg.“
Fazit: Was als Einsatz zur Grenzsicherung verkauft wird, entpuppt sich als Einschüchterungstaktik gegenüber einer ganzen Community. Der Einsatz in MacArthur Park ist nicht nur eine lokale Episode – er ist ein politisches Fanal. Und vielleicht ein Vorgeschmack auf das, was noch kommt.