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Musk auf Kollisionskurs

Musk auf Kollisionskurs

Teslas Robotaxis sollen die Zukunft sein – doch der Realitätstest verläuft holprig

Von der Vision zur Wirklichkeit: Seit fast einem Jahrzehnt verspricht Elon Musk selbstfahrende Taxis und humanoide Roboter, die das Leben revolutionieren sollen. Doch beim Marktstart in Austin zeigt sich: Die Zukunft fährt noch nicht ganz von allein – und manchmal auch auf der falschen Spur.

Autonom, aber verwirrt

Es hätte ein Triumph werden sollen: Mit viel PR hat Tesla in Austin, Texas, den Start seiner Robotaxi-Flotte verkündet – angeblich autonom, smart und bereit für den Straßenverkehr. Doch bereits am ersten Tag dokumentieren Nutzer auf der Plattform X, vormals Twitter, wie eines der Fahrzeuge auf eine falsche Abbiegespur fährt, das Lenkrad hektisch hin- und herdreht, schließlich über eine doppelt durchgezogene Linie fährt und sich dabei kurzzeitig im Gegenverkehr wiederfindet.

Der Fahrer? Fehlanzeige. Nur ein Tesla-Mitarbeiter sitzt als stiller Beobachter auf dem Beifahrersitz – eingreifen darf er nicht. Ein vermeintlich autonomer Tesla, der sich verheddert, ist allerdings genau das, was Elon Musk vermeiden wollte. Prompt reagiert die US-Verkehrsaufsicht NHTSA und leitet eine Untersuchung ein. Es ist der erste Rückschlag, und er kommt schneller als erwartet.

Große Versprechen, kleine Fortschritte

Schon 2016 kündigte Musk im „Masterplan Teil 2“ an, dass alle Teslas künftig autonom fahren und sich als Robotaxis Geld dazuverdienen würden. 2019 folgte das nächste Versprechen: Bis Ende 2020 sollte die autonome Zukunft auf der Straße sein. Doch es kam anders. Immer neue Fristen wurden genannt – und wieder verschoben.

Bis heute existiert das oft angekündigte, futuristische Robotaxi-Fahrzeug nicht. Stattdessen fahren umgerüstete Model Y mit angepasster Software durch Austin. Wirklich autonom sind sie nicht. Und doch hängt viel an diesem Pilotprojekt – nicht nur für Tesla, sondern auch für Musk persönlich.

Absturz bei voller Fahrt?

Während Tesla also auf eine KI-Zukunft zusteuert, läuft das klassische Autogeschäft nicht mehr rund. Die Verkaufszahlen sinken, besonders in China verliert der Konzern an den lokalen Rivalen BYD. Der viel umworbene Cybertruck floppt, neue Modelle lassen auf sich warten.

Analysten werden nervös: Die US-Bank JP Morgan hat das Kursziel für Tesla zuletzt drastisch gesenkt. Und doch bleibt das Unternehmen an der Börse mit fast einer Billion Dollar bewertet – als wäre die KI-Revolution längst geglückt. Der Aktienkurs lebt nicht von Zahlen, sondern von Fantasie.

Der Tanz des Roboters

Parallel zur Robotaxi-Offensive soll ein zweites Projekt die Zukunft von Tesla sichern: der humanoide Haushaltsroboter „Optimus“. Er soll kochen, putzen und pflegen – kurz: den Menschen ersetzen. Bis Ende 2025 will Musk 5.000 Stück produzieren.

Doch auch hier sieht die Realität ernüchternd aus. Die Prototypen können kaum mehr als tanzen. Ein auf X verbreitetes Video zeigt einen wackelig schreitenden Roboter, der mit der Konkurrenz aus China nicht mithalten kann. BYD hat bereits ein eigenes Modell angekündigt – zum Bruchteil der erwarteten Kosten.

Und intern wackelt das Projekt: Gleich zwei leitende Entwickler des „Optimus“-Teams sind zuletzt von Bord gegangen, darunter auch der Visionär hinter dem Roboterprogramm. Die Gründe? Offiziell „privat“. Inoffiziell heißt das: Die Luft wird dünner.

Zwischen Hoffnung und Hybris

Elon Musk ist ein Meister der Vision. Ob Raumfahrt, Tunnelbohrmaschinen oder Elektroautos – seine Projekte leben vom Zukunftsversprechen. Doch bei Tesla droht die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu groß zu werden. Die Robotaxis fahren unsicher, die Roboter tanzen statt zu arbeiten, und das Kerngeschäft verliert an Tempo.

Ob Tesla den Übergang vom Tech-Versprechen zur funktionierenden Realität schafft, entscheidet sich nicht in Silicon Valley – sondern auf den Straßen von Austin. Und dort sieht es aktuell eher nach Beta-Version als nach Durchbruch aus.