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Fugu: Japans tödliche Delikatesse

Fugu: Japans tödliche Delikatesse

Eine kulinarische Spezialität mit Nervenkitzel

Der Kugelfisch – auf Japanisch Fugu – gehört zu den giftigsten Tieren der Welt. Trotzdem landet er in Japan als exklusive Delikatesse auf dem Teller. Der Reiz des Fugu liegt nicht nur in seinem delikaten Geschmack, sondern auch im Nervenkitzel, den sein Verzehr mit sich bringt. Denn eine falsche Zubereitung kann tödlich sein. Doch wie wurde der Kugelfisch zu einer Spezialität der japanischen Küche? Und warum gilt er trotz seiner Gefährlichkeit als wahre Köstlichkeit?

Die Geschichte des Fugu: Von verboten zur Delikatesse

Ein Speisefisch mit gefährlicher Vergangenheit

Nicht jeder traut sich, einen Fisch zu essen, der ein starkes Nervengift in sich trägt. Tatsächlich war der Verzehr von Fugu in Japan lange Zeit verboten. Schon 1592 untersagte der Kriegsherr Toyotomi Hideyoshi den Genuss von Kugelfisch, nachdem zahlreiche seiner Samurai durch den Verzehr daran starben. Das Verbot hielt sich über Jahrhunderte – doch nicht überall wurde es eingehalten.

Die heimliche Fugu-Tradition in Shimonoseki

Trotz des Verbots wurde Fugu in einigen Restaurants weiterhin serviert, vor allem in Shimonoseki, einer Hafenstadt, die als Zentrum der Fugu-Küche gilt. Im Jahr 1888 kam es schließlich zur Wende: Japans erster Premierminister, Ito Hirobumi, probierte Fugu in einem Restaurant der Stadt und war so begeistert, dass er den Verzehr wieder erlaubte – zunächst nur in der Präfektur Yamaguchi.

Bis heute gilt Shimonoseki als die Hauptstadt des Fugu. Wer sich auf eine kulinarische Entdeckungsreise begeben möchte, sollte hier eines der traditionellen Fugu-Restaurants besuchen.

Strenge Vorschriften: So wird Fugu sicher gemacht

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Fugu wieder landesweit zugelassen, jedoch unter strengen Sicherheitsauflagen. Heute dürfen nur lizenzierte Köche Fugu zubereiten. Sie durchlaufen eine zweijährige Spezialausbildung und müssen eine Prüfung bestehen, um die Erlaubnis zu erhalten, den Fisch zu servieren.

Zusätzlich gibt es strenge Vorschriften für die Entsorgung der giftigen Reste, da in der Vergangenheit einige Menschen starben, nachdem sie Fugu-Abfälle aus Mülltonnen verzehrt hatten. Die Innereien, die das hochgiftige Tetrodotoxin enthalten, werden daher gesondert entsorgt.

Warum ist Fugu eigentlich giftig?

Ein tödliches Nervengift

Der Kugelfisch selbst produziert kein Gift. Das in ihm enthaltene Tetrodotoxin stammt aus seiner Nahrung, insbesondere bestimmten Bakterien, die sich in der Meeresumwelt befinden. Das Gift lagert sich in seinen Organen und seiner Haut ab. Für den Menschen kann eine falsche Zubereitung fatal enden:

  • Symptome einer Vergiftung: Kribbeln in den Händen, Taubheitsgefühl, Lähmungen
  • Tödliche Folgen: Atemstillstand, Herzversagen
  • Gegenmittel: Es gibt kein spezifisches Antidot – nur eine sofortige medizinische Behandlung kann das Leben retten

Fugu aus Zuchtanlagen: Sicherer Genuss

Um die Gefahren zu minimieren, werden heute viele Fugu in Zuchtanlagen aufgezogen. Diese Tiere erhalten spezielles Futter, das kein Tetrodotoxin enthält. Dadurch bleibt ihr Fleisch ungiftig und kann bedenkenlos gegessen werden.

Wo kann man Fugu essen?

Fugu-Restaurants in Japan

Wer in Japan Fugu probieren möchte, sollte ein lizenziertes Restaurant aufsuchen. Diese erkennt man meist an großen Schildern mit Kugelfisch-Motiven. Besonders exklusive Fugu-Restaurants, darunter Michelin-Sterne-Restaurants, servieren den Fisch als Teil aufwendiger Menüs.

In Tokyo gibt es über 50 Restaurants, die Fugu anbieten, doch die besten Adressen findet man in Shimonoseki, der Hauptstadt des Kugelfischs. Dort gibt es einige der renommiertesten Fugu-Restaurants des Landes.

Wie wird Fugu serviert?

Fugu ist vielseitig und kann auf verschiedene Weise genossen werden:

  • Fugusashi: hauchdünn geschnittenes Sashimi
  • Fugu Karaage: frittierter Kugelfisch
  • Fugu Nabe: heißer Eintopf mit Algen und Reis

Ein komplettes Fugu-Menü kann zwischen 100 und 300 Euro pro Person kosten – ein exklusiver Genuss.

Gibt es Fugu in Deutschland?

Fugu ist in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern verboten. Nur wenige Orte weltweit bieten Fugu außerhalb Japans an, darunter New York, Südkorea und China. Dort kann Fugu gefroren importiert und von spezialisierten Köchen zubereitet werden.

Wer den echten Nervenkitzel sucht, muss also nach Japan reisen – das einzige Land, in dem Fugu eine jahrhundertealte Tradition und eine faszinierende Delikatesse ist.


Titelbild: Eugene Kim