Reynolds kauft Lorillard
Die Konsolidierung des gebeutelten Tabakmarkts schreitet voran: Soeben hat Reynolds American Inc. bekannt gegeben, ihre Mitbewerberin Lorillard Inc für etwa 25 Milliarden Dollar kaufen zu wollen. Wird der Deal perfekt, würden nur noch zwei Wettbewerber den amerikanischen Tabakmarkt beherrschen.
Das neue Unternehmen würde nach den Reynolds-Plänen etwa 11 Milliarden Dollar Jahresumsatz machen, der unter dem Strich 5 Milliarden Dollar Gewinn generieren soll. Damit würde die neue Firma zwei Drittel des Jahresumsatzes seines dann einzigen amerikanischen Konkurrenten, der Atria Group Inc. machen und 33% des US-Markts verantworten. Gemeinsam würden Altria und Reynolds neun von zehn verkauften Zigaretten auf dem amerikanischen Markt herstellen.
Gründe für die Übernahme gibt es viele. Reynolds ist zwar noch keine angeschlagene Firma*, hatte aber in den letzten Jahren unter der insgesamt zurückgehenden Nachfrage nach Tabak und Zigaretten zu leiden. Der Kauf würde Reynolds Portfolio nicht nur die in den USA sehr beliebte Mentholzigarette Newport hinzufügen. Allerdings ist noch lange nicht klar, dass es zur Fusion auch tatsächlich in der geplanten Form kommen kann. Anders als wahrscheinlich geplant, hatte die Bekanntgabe der Übernahmepläne deshalb einen Wertverlust sowohl der Reynolds- als auch der Lorillard-Aktien zu Folge. Insgesamt schätzen Investoren und Analysten den Deal als riskant ein.
Um der resultierenden Monopol-Problematik zu entgehen (in den USA unter den Namen „Anti-Trust“-Gesetz bekannt und ein legitimes Mittel, um entsprechende Fusionen nicht zuzulassen), soll die englische Imperial Tobacco Group Plc (IMT) für insgesamt 7,1 Milliarden Dollar neben anderen Marken wie Salem, Winston und Maverick den E-Zigaretten-Hersteller Blu kaufen.
Letzterer Schachzug erstaunt Analysten besonders. Allerdings spekulieren sie auch, dass das E-Zigaretten Geschäft für Imperial Motivation genug gewesen könnte, auch die anderen, eher vor sich hin dümpelnden Zigarettenmarken mit zu übernehmen. Gleichzeitig scheint die Ausgliederung des in den Staaten sehr erfolgreichen eCigarette-Brands unumgänglich. Denn Reynold’s besitzt bereits die ebenfalls gut verkaufenden Vuse eCigarettes. Eine Verschmelzung beider Marken im selben Unternehmen würde der Anti-Trust Gesetzgebung höchstwahrscheinlich zuwider laufen.
Der Deal findet in einer für den E-Zigaretten-Markt unsicheren Zeit statt. Auf der einen Seite wächst der momentan noch größtenteils deregulierte Absatz von eCigarettes stetig. Im letzten Jahr etwa spülte er fast anderthalb Milliarden Dollar in die Kassen der Hersteller und Vertriebe. Trendforscher wie Euromonitor International gehen davon aus, dass sich diese Umsätze bis 2018 jährlich verdoppeln könnten. Kein Mensch weiß aber, was die U.S. Food and Drug Administration im Bezug auf elektrische Zigaretten an Einschränkungen plant. Gleichzeitig werden Städte und Kommunen immer restriktiver hinsichtlich der Nutzung von E-Zigaretten an öffentlichen Plätzen. Auch Arbeitgeber und Verbände liefern sich in den USA heftige Diskussionen hinsichtlich des Dampfens am Arbeitsplatz.
*Die jüngste gewonnene Klage einer Witwe in den USA über 23,6 Milliarden US Dollar gegen RJ Reynolds wird sich vorraussichtlich negativ auf den Deal auswirken. Reynolds stand wiederholt in der Kritik. 2002 klagte die EU gegen Reynolds wegen Geldwäsche und Schmuggel.
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