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Touristenflucht aus den USA – Wenn ein Land das Willkommen verlernt

Touristenflucht aus den USA – Wenn ein Land das Willkommen verlernt

Ein globaler Tourismusboom – doch Amerikas Flughäfen bleiben leer. Schuld daran ist eine Politik, die Abschottung über Offenheit stellt.

Von außen betrachtet, läuft es gut für den globalen Tourismus. Nach den pandemiebedingten Einbrüchen verzeichnen viele Länder neue Besucherrekorde, Hotelbuchungen boomen, Reiseveranstalter feiern Umsatzsprünge. Doch in einem Land herrscht trügerische Ruhe: den Vereinigten Staaten. Während sich Europa, Asien und selbst Lateinamerika als attraktive Reiseziele neu erfinden, wenden sich Millionen potenzieller Gäste von den USA ab. Die Folgen sind dramatisch – ökonomisch wie politisch.

Minus statt Plus

Laut aktuellen Zahlen des World Travel & Tourism Council (WTTC) ist die USA 2025 das einzige Land weltweit, in dem die internationalen Besucherausgaben sinken. Von einem ursprünglich prognostizierten Wachstum von 9 % ist keine Spur mehr. Stattdessen verzeichnet das Land einen Rückgang von über 8 %. Das entspricht einem wirtschaftlichen Verlust von bis zu 29 Milliarden US-Dollar.

Besonders bitter: Der Einbruch kommt nicht aus dem Nichts. Tourismus-Experten hatten für 2025 mit einem satten Aufschwung gerechnet – bis politische Realitäten die Reiselust zerstörten. Die Zahlen erzählen von einem massiven Vertrauensverlust, der mit Werbung allein nicht mehr zu kitten ist.

Statt Willkommensschild: Zoll, Zoff und Zäune

„Während andere Nationen die Willkommensmatte ausrollen, stellt die US-Regierung ein ‘geschlossen’-Schild auf“, sagt Julia Simpson, Präsidentin des WTTC. Die Kritik ist mehr als symbolisch. Reiseverbote, Visabürokratie, Grenzkontrollen – die USA gelten zunehmend als feindseliges Terrain für Touristen.

Gerade unter Präsident Trump sind Nationalismus, Strafzölle und ein harter Kurs gegenüber Einwanderung zu Markenzeichen geworden. In Europa und Kanada verfängt dieses Image – und beeinflusst Reiseentscheidungen. Laut Tourismusanalysen ist der Rückgang der kanadischen Besucherzahlen besonders eklatant: Im Mai reisten 38 % weniger Kanadier mit dem Auto in die USA als im Vorjahr.

Der größte Nachbar wird zum Fernziel

Dabei waren Kanadier einst verlässliche Gäste – ein Viertel aller ausländischen Touristen stammte 2024 aus dem Norden. Sie gaben über 20 Milliarden Dollar aus, fast doppelt so viel wie die Amerikaner im ganzen Jahr bei McDonald’s. Doch nun meidet selbst dieses reisefreudige Publikum das Land. Auf den Gewinn folgt der Boykott – leise, aber schmerzhaft.

Angst statt Abenteuer

Selbst für viele Amerikaner hat sich das Reisen verändert. Nicht nur, weil das Image der USA im Ausland leidet. Auch die Rückkehr über die eigene Grenze wird zunehmend zum Stresstest. Berichte über Handydurchsuchungen, Verspätungen und politische Befragungen durch Grenzbeamte mehren sich.

Einflussreiche Stimmen wie die der ACLU warnen: Wer öffentlich Kritik an der Regierung übt, könnte bei der Wiedereinreise mit Schikanen rechnen. Die Fälle reichen von Influencern bis zu Politikberatern – der Satz „Do you like Donald Trump?“ ist dabei mehr als nur Small Talk.

Der Marketing-Witz

Geradezu absurd mutet in diesem Kontext die massive Kürzung des Tourismusmarketings an. Statt gegenzusteuern, hat ein Senatsausschuss das Budget von „Brand USA“ – der nationalen Tourismus-Werbeagentur – um 80 % zusammengestrichen. Von 100 auf 20 Millionen Dollar. Dabei bringt jeder Werbedollar laut Studien 25 Dollar zurück in die Wirtschaft. Es wäre wirtschaftlich klug – wäre.

Wenn Politik Reisefrust erzeugt

Was bleibt, ist ein ernüchterndes Bild: Amerika verliert als Reiseland an Glanz, nicht wegen seiner Natur oder Städte, sondern wegen seiner Politik. Wer abschottet, wird gemieden. Wer Menschen kontrolliert, statt sie zu begrüßen, verliert Vertrauen – und Milliarden.

Für ein Land, das einst von seiner offenen Kultur und grenzenlosen Freiheit lebte, ist das mehr als nur ein wirtschaftliches Problem. Es ist ein kultureller Bankrott mit Ansage.