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Wie faschistisch ist Donald Trump? Eine politische Analyse

Wie faschistisch ist Donald Trump? Eine politische Analyse

Der Begriff „Faschismus“ und seine historische Bedeutung

Faschismus war im 20. Jahrhundert ein politisches Phänomen, das mit Führerfiguren wie Benito Mussolini und Adolf Hitler eng verbunden ist. Er ist gekennzeichnet durch autoritäre Herrschaft, Nationalismus, Ablehnung von Demokratie, Propaganda, Militarismus und Gewalt gegen Minderheiten und Oppositionelle. Faschismus ist also mehr als nur ein polemischer Kampfbegriff – er beschreibt ein System radikaler Unterdrückung, das auf der totalen Kontrolle über Gesellschaft und Staat basiert.

Trump und die autoritäre Versuchung

Donald Trump erfüllt nicht alle Merkmale klassischer faschistischer Regime, doch zahlreiche Beobachter sehen in seiner Politik Parallelen. Politikwissenschaftler wie Ruth Ben-Ghiat, Timothy Snyder und Jason Stanley argumentieren, dass Trump autoritäre Taktiken einsetzt, um die Demokratie zu untergraben. Dabei geht es um:

  • Angriffe auf Institutionen: Trump stellte sich regelmäßig über demokratische Verfahren, diskreditierte Gerichte, den Kongress und Medien als „Volksfeinde“ und weigerte sich nach der Wahl 2020, seine Niederlage anzuerkennen.
  • Propaganda und Personenkult: Seine „Make America Great Again“-Bewegung baut auf emotionalisierter Rhetorik, Mythenbildung und Verschwörungserzählungen. Trump inszeniert sich als einziger Retter Amerikas – eine typische Figur autoritärer Bewegungen.
  • Nationalismus und Ausgrenzung: Die „America First“-Politik priorisierte nationale Interessen auf Kosten internationaler Kooperation. Migrant*innen wurden als Bedrohung dargestellt, der sogenannte „Muslim Ban“ und die Grenzmauer zu Mexiko sind Ausdruck dieser Denkweise.
  • Verharmlosung oder Förderung von Gewalt: Trumps Verhalten rund um den Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 zeigt seine Bereitschaft, Gewalt indirekt zu dulden, wenn sie seinem Machterhalt dient.

Was sagen Experten?

Ruth Ben-Ghiat beschreibt Trump als Teil einer globalen Entwicklung autoritärer „Strongmen“. In ihrem Buch Strongmen: Mussolini to the Present (Amazon) analysiert sie den politischen Stil solcher Führer, die demokratische Institutionen aushöhlen, sich selbst ins Zentrum der Macht stellen und auf eine emotionale Massenbindung setzen. Auch Snyder sieht in Trump ein Beispiel für den Übergang zu einer „post-truth society“, in der Fakten durch Lügen ersetzt werden – ein typisches Merkmal autoritärer Regime.

Jason Stanley geht noch weiter: In seinem Werk How Fascism Works (Amazon) beschreibt er „Trumpism“ als eine soziale Bewegung mit faschistoiden Zügen, die auf Propaganda, Feindbilder und eine Führerfigur basiert.

Trumpismus als Bewegung: Ein gefährliches Erbe?

Trump selbst mag eine Einzelperson sein – aber der „Trumpismus“ überdauert ihn. Steve Bannon, sein einstiger Chefstratege, spricht offen von einem „Krieg“ gegen das Establishment. Umfragen zeigen, dass ein signifikanter Teil der republikanischen Wählerschaft Gewalt zur Verteidigung des amerikanischen „Way of Life“ für legitim hält. Solche Rhetorik und Mobilisierungspotenziale ähneln den frühen Phasen faschistischer Bewegungen im 20. Jahrhundert.

Faschismus als Prozess, nicht als Zustand

Der britische Politologe Dennis Tourish warnt davor, Faschismus nur als historischen Endpunkt zu betrachten. Vielmehr sei Faschismus ein Prozess, der schrittweise die demokratische Ordnung aushöhlt. Wichtige Elemente dieses Prozesses – wie Wahlmanipulation, Einschränkung des Wahlrechts, Verbreitung von Verschwörungstheorien oder die Dämonisierung politischer Gegner – sind in den USA bereits zu beobachten.

Reformbedarf und Gegenstrategien

Der Kampf gegen Trumpismus sei nicht nur ein politischer, sondern auch ein ökonomischer und kultureller, so Tourish. Die Wiederherstellung sozialer Gerechtigkeit, die Bekämpfung wirtschaftlicher Unsicherheit und die Stärkung demokratischer Institutionen sind zentrale Bausteine zur Abwehr autoritärer Versuchungen. Die Autoren betonen zudem die strukturellen Defizite des US-Systems, wie das Electoral College oder die disproportionale Repräsentation im Senat, die autoritären Tendenzen Vorschub leisten können.

Fazit: Ein moderner Faschist?

Donald Trump ist kein Faschist im Sinne eines Hitler oder Mussolini. Doch er zeigt viele Merkmale autoritärer Führer, deren Strategien aus dem „autoritären Handbuch“ stammen: Institutionen schwächen, Gegner dämonisieren, eine eigene Realität erschaffen. Der Begriff „Faschismus“ ist historisch schwer belastet – dennoch ist die Debatte über seine Anwendbarkeit auf die heutige US-Politik nicht bloß semantisch. Sie ist ein Warnruf. Die liberale Demokratie wird nicht nur durch äußere Feinde bedroht – sondern auch durch populistische Führer im Inneren, die sie systematisch untergraben.


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