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Erderwärmung schneller als prognostiziert: Klimawissenschaftler alarmiert

Erderwärmung schneller als prognostiziert: Klimawissenschaftler alarmiert
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In den letzten zwei Jahren hat sich der globale Klimawandel unerwartet beschleunigt, und führende Klimaforscher, darunter der renommierte Johan Rockström, sind zunehmend besorgt. Auf einer TED-Konferenz in Seattle äußerte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, dass die jüngsten klimatischen Entwicklungen weit schneller voranschreiten als bisher von den Modellen vorhergesagt. Besonders auffällig ist die rasante Erwärmung der Ozeane und der Atmosphäre, die das Ausmaß der Klimakrise in eine neue Dimension hebt.

Unerklärlich schnelle Erwärmung der Ozeane

Seit den 1970er Jahren war ein stetiger Anstieg der Meerestemperaturen erkennbar. Doch im Jahr 2023 überschritt dieser Trend unerwartet alle bisherigen Höchststände. Die Temperatur der Weltmeere stieg um 0,4 Grad Celsius über den bisherigen Rekord, und die Wissenschaftler können diesen Anstieg bislang nicht erklären. Rockström betonte in seinem Vortrag, dass das Meerwasser möglicherweise seine Fähigkeit verlieren könnte, überschüssige Hitze zu absorbieren und stattdessen zunehmend Wärme an die Atmosphäre abgibt. Diese Entwicklung könnte gravierende Folgen für das globale Klimasystem haben.

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Erderwärmung beschleunigt sich

Nicht nur die Ozeane zeigen besorgniserregende Veränderungen. Auch die Erdatmosphäre erwärmt sich schneller als erwartet. Zwischen 1970 und 2010 stieg die globale Temperatur um 0,18 Grad Celsius pro Jahrzehnt. Seit 2014 hat sich dieser Wert auf 0,26 Grad pro Jahrzehnt erhöht. Sollten sich diese Trends fortsetzen, könnte die Erderwärmung in den nächsten 20 Jahren die kritische Grenze von 2 Grad Celsius überschreiten – ein Punkt, der laut Experten drastische Folgen für das globale Klima nach sich ziehen würde.

Wälder verlieren ihre CO2-Speicherkapazität

Ein weiteres beunruhigendes Phänomen ist das Nachlassen der natürlichen CO2-Senken, insbesondere der Wälder. Bisher haben Waldökosysteme etwa 31 Prozent der von Menschen verursachten Treibhausgase aufgenommen. Diese wichtige Funktion als natürlicher Puffer des Klimasystems gerät jedoch zunehmend in Gefahr. Hitzewellen, Dürren, Schädlinge und Abholzung setzen den Wäldern stark zu. Rockström warnte, dass Teile des Amazonas-Regenwaldes mittlerweile mehr CO2 ausstoßen, als sie aufnehmen können. Dies könnte die weltweiten Bemühungen zur Eindämmung des Klimawandels weiter erschweren.

Klimakipppunkte: Gefahr bei 1,5 Grad Erwärmung

Ein Bericht des Weltklimarats (IPCC) aus dem Jahr 2001 ging davon aus, dass das Risiko, sogenannte Kipppunkte im Klimasystem zu überschreiten, erst bei einer Erwärmung von über 5 Grad Celsius signifikant sei. Neuere Studien deuten jedoch darauf hin, dass diese Kipppunkte bereits bei einer Erwärmung von 1,5 Grad erreicht werden könnten. Sollte dies der Fall sein, könnten irreversible Veränderungen in den Ökosystemen und im globalen Klimasystem eintreten, was zu noch unvorhersehbareren und schwerwiegenderen Folgen führen würde.

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Lösungsansätze und Optimismus trotz düsterer Prognosen

Trotz dieser alarmierenden Entwicklungen bleibt Johan Rockström optimistisch. Er betonte, dass die Bewältigung der Klimakrise keineswegs eine Utopie sei. Vielmehr sei der Weg zu einer Lösung klar definiert: Der Ausstieg aus fossilen Energien, eine umfassende Ernährungswende sowie der Übergang zu zirkulären Wirtschaftsmodellen seien unerlässlich. Zusätzlich müsse die Natur nicht nur geschützt, sondern auch wiederhergestellt werden, um ihre Funktion als CO2-Senke langfristig zu sichern.

Rockström betonte, dass das verbleibende CO2-Budget von 200 Milliarden Tonnen, das die Menschheit noch ausstoßen darf, rasch aufgebraucht sein könnte, wenn nicht umgehend gehandelt wird. Er sieht den Schlüssel zur Lösung in einem ganzheitlichen Ansatz, der nicht nur technische Innovationen umfasst, sondern auch den nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen.

Politische und wirtschaftliche Aspekte bleiben unberücksichtigt

Obwohl Rockström detailliert die naturwissenschaftlichen Herausforderungen darlegte, ging er in seinem Vortrag nicht auf die politischen und wirtschaftlichen Ursachen des Klimawandels ein. Besonders kritisierte er den Umgang mit fossilen Brennstoffen und die ineffiziente Landnutzung als Hauptursachen für die Erderwärmung. Allerdings blieb die Frage offen, inwiefern das aktuelle Wirtschaftssystem, das auf Wachstum und Profitmaximierung ausgerichtet ist, eine tiefgreifende Transformation behindert.

Zunehmende Hochwasser: Eine Folge des beschleunigten Klimawandels

Ein weiteres alarmierendes Symptom der beschleunigten Erderwärmung sind vermehrte und intensivere Hochwasserereignisse. Durch die steigenden Temperaturen nimmt die Luft mehr Feuchtigkeit auf, was zu extremen Regenfällen führt. Klimaforscher Stefan Rahmstorf erläuterte, dass die Physik hinter diesem Phänomen einfach ist: Je wärmer die Atmosphäre, desto mehr Wasserdampf kann sie speichern, was bei stark gesättigten Luftmassen zu intensiven Regenmengen führt. Diese extremen Niederschläge überfordern zunehmend die Infrastruktur, da Flüsse und Staudämme das zusätzliche Wasser nicht mehr aufnehmen können.

Aktuelle Hochwassersituationen in Europa, wie zuletzt in Teilen Deutschlands, Polens, Österreichs und Tschechiens, verdeutlichen die drastischen Auswirkungen. Das Tiefdruckgebiet „Anett“ brachte über mehrere Tage hinweg heftige Regenfälle, die zu Überschwemmungen in weiten Landstrichen führten. Straßen und Brücken wurden zerstört, und zahlreiche Dörfer waren zeitweise von der Außenwelt abgeschnitten. Diese Ereignisse bestätigen die Prognosen des Weltklimarats (IPCC), dass Extremwetterereignisse, insbesondere Starkregen und Überschwemmungen, infolge der globalen Erwärmung häufiger und intensiver werden.

Rahmstorf warnte, dass solche Extreme in Zukunft noch schwerwiegender ausfallen könnten, wenn die Klimapolitik nicht rasch Gegenmaßnahmen ergreift. Dabei betonte er, dass die Folgen des Klimawandels nicht proportional zur Erwärmung zunehmen: Ein Anstieg der Temperatur um zwei Grad würde weit verheerendere Auswirkungen haben als ein Anstieg um ein Grad. Die zunehmende Häufigkeit von Hochwassern, Dürren und Hitzewellen zwingt die Gesellschaft, sich auf neue Belastungsgrenzen einzustellen – und stellt einen dringenden Handlungsaufruf d

 

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