Waldinventur 2024: Deutschlands Wälder als Kohlenstoffquelle

Waldinventur 2024: Deutschlands Wälder als Kohlenstoffquelle

Deutschlands Wälder geben mehr Kohlenstoff ab als sie speichern

Die Bundeswaldinventur 2024 zeigt alarmierende Entwicklungen für die deutschen Wälder: Trockenheit, Schädlingsbefall und Stürme haben den Zustand vieler Waldflächen derart verschlechtert, dass der Wald inzwischen mehr Kohlenstoff abgibt, als er speichern kann. Laut Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir ist der deutsche Wald von einer wichtigen Kohlenstoffsenke zur Kohlenstoffquelle geworden. Diese Entwicklung wird auf die starke Dezimierung der Biomasse zurückgeführt, da die Abnahme lebender Biomasse stärker ist als deren Nachwuchs.

Waldflächen leicht gewachsen, Zustand jedoch schlecht

Die Waldfläche Deutschlands ist im Vergleich zur letzten Inventur im Jahr 2012 um etwa 15.000 Hektar gewachsen. Dennoch bleibt der Zustand der Wälder kritisch. Die letzten Jahre, insbesondere die Trockenjahre seit 2018, haben zu einer Vielzahl von Schäden geführt. Besonders der Fichtenbestand hat durch die Kombination aus Dürre und Borkenkäferbefall schwer gelitten und ist massiv zurückgegangen. Ein positiver Aspekt der Inventur ist der Fortschritt beim Umbau zu widerstandsfähigen Mischwäldern, die mittlerweile 79 Prozent der gesamten Waldfläche ausmachen. Dieser Wandel soll die Biodiversität fördern und die Wälder besser gegen klimatische und biologische Einflüsse wappnen.

Niedrige Bewertung für deutschen Waldzustand

Der Zustand des deutschen Waldes wird von Experten als besorgniserregend eingestuft. Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen/EFA im Europäischen Parlament, vergab für den deutschen Wald die Note 4-. Er betonte, dass die Forstwirtschaft künftig stärker auf die Erhaltung und den Schutz der Wälder setzen müsse. Langfristig müsse der Fokus auf nachhaltigem Waldmanagement und gezieltem Schutz liegen, um den negativen Entwicklungen entgegenzuwirken.

Besitzverhältnisse und Strukturvielfalt

Fast die Hälfte (48 Prozent) des deutschen Waldes befindet sich in Privatbesitz, 29 Prozent gehören den Ländern, und drei Prozent sind Staatswald. Der restliche Anteil wird von Körperschaften wie Kommunen und Stiftungen verwaltet. In Bezug auf die Altersstruktur sind Deutschlands Bäume im Durchschnitt älter und dicker geworden. Rund 30 Prozent der Bestände sind über 100 Jahre alt, und die Anzahl ökologisch wertvoller Merkmale, wie Totholz oder Lebensräume für spezialisierte Tierarten, hat sich um etwa ein Drittel erhöht.

Herausforderung für die Klimapolitik

Ein wichtiger Bestandteil der Bundeswaldinventur ist die Beurteilung der Rolle des Waldes im Kampf gegen den Klimawandel. Zwar sind Wälder natürliche Kohlenstoffspeicher, doch aufgrund der zunehmenden klimabedingten Schäden nimmt der Kohlenstoffvorrat der deutschen Wälder seit 2017 kontinuierlich ab. Die Trockenjahre und der damit einhergehende Schädlingsbefall haben den Holzvorrat der Wälder auf das Niveau von 2012 zurückgeworfen. Vor allem die Fichte, die bisher eine hohe Wachstumsrate aufwies, hat über 16 Prozent ihres Volumens eingebüßt. Insgesamt sind die Kohlenstoffemissionen der Wälder gestiegen, da der Abbau der Biomasse die Regenerationskapazität übersteigt.

Struktur und Zusammensetzung des Waldes im Wandel

Der Wandel der deutschen Wälder zeigt sich auch in der Struktur. Die Waldstruktur hat an Vielfalt gewonnen, da viele Flächen auf natürliche Weise regeneriert werden und sich in einem zweischichtigen Aufbau zeigen. Der Anteil an naturnahen und sehr naturnahen Baumarten beträgt etwa 50 Prozent, was als wichtige Entwicklung in Richtung ökologisch stabiler Waldstrukturen gilt. Insbesondere die Laubbäume haben durch den Waldumbau zugelegt und sich an klimatische Bedingungen besser angepasst.

Fazit: Ein schwieriger Weg zur Wiederherstellung

Die Bundeswaldinventur unterstreicht, dass eine nachhaltige Forstwirtschaft und der Schutz des Waldes von entscheidender Bedeutung sind, um die deutschen Wälder als Kohlenstoffspeicher zu bewahren und ihre Rolle im Klimaschutz zu stärken. Dies erfordert Zeit, Geduld und Engagement, um den Wald langfristig wieder als Klimaverbündeten nutzen zu können. Der Umbau hin zu widerstandsfähigen Mischwäldern zeigt erste Erfolge, ist jedoch angesichts des gegenwärtigen Waldverlusts ein langwieriger Prozess. Der Wald benötigt gezielte Pflege und Schutz, um seine vielfältigen Ökosystemfunktionen für die kommenden Generationen zu sichern. Den vollständigen Bericht lesen