Trump feuert Fed-Gouverneurin Lisa Cook – Angriff auf die Unabhängigkeit der US-Notenbank
US-Präsident Donald Trump hat mit der Entlassung von Fed-Gouverneurin Lisa Cook einen Tabubruch begangen. Als Begründung führt er angebliche Falschangaben in Hypothekenverträgen an. Noch nie zuvor hat ein Präsident ein Mitglied des Gouverneursrats der Federal Reserve abgesetzt. Der Schritt verschärft den Machtkampf zwischen Weißem Haus und Zentralbank – und stellt die Unabhängigkeit der US-Geldpolitik infrage.
Beispiellose Entscheidung
Per Dekret erklärte Trump die Amtszeit von Lisa Cook für beendet. Grundlage sei eine Klausel im Federal Reserve Act, die eine Abberufung „aus wichtigem Grund“ erlaubt. Cook soll bei Immobilienkrediten zwei Hauptwohnsitze angegeben haben, um bessere Konditionen zu erhalten.
Trump spricht von „betrügerischem Verhalten“ und einem „Verlust von Vertrauen“. Cook weist die Vorwürfe entschieden zurück und will juristisch gegen ihre Entlassung vorgehen. Ihre reguläre Amtszeit im Gouverneursrat läuft eigentlich bis 2038.
Dauerfehde mit der Notenbank
Der Schritt reiht sich ein in Trumps jahrelange Auseinandersetzung mit der US-Notenbank. Immer wieder hat er Fed-Chef Jerome Powell scharf attackiert, ihn beleidigt und öffentlich zum Rücktritt gedrängt.
Hintergrund ist die Zinspolitik: Trump fordert vehement eine Senkung des Leitzinses. Billigere Kredite sollen Wirtschaft und Aktienmärkte ankurbeln – ein Signal, das er politisch nutzen will. Doch die Fed zögert. Sie verweist auf Inflationsgefahren, nicht zuletzt durch Trumps eigene Zollpolitik.
Politische Motivation statt Rechtsgrundlage
Juristen zweifeln, dass Trumps Entlassung rechtlich Bestand hat. Der Federal Reserve Act erlaubt eine Absetzung nur „aus wichtigem Grund“. Experten wie Peter Conti-Brown (University of Pennsylvania) betonen, dass damit Amtsverfehlungen gemeint seien – nicht private Finanzgeschäfte.
Es spricht viel dafür, dass Cooks Anwälte vor Gericht Erfolg haben. Doch bis zu einer Entscheidung könnte es Monate dauern. Faktisch schafft Trump so ein Klima der Unsicherheit, das die Arbeit der Fed massiv belastet.
Risiken für Dollar und Finanzmärkte
Die Attacke auf Cook ist mehr als ein Personalstreit. Sie trifft den Kern des amerikanischen Finanzsystems. Die Unabhängigkeit der Fed gilt seit Jahrzehnten als Garant für die Stabilität des Dollars und für das Vertrauen internationaler Investoren in US-Staatsanleihen.
Ökonomen warnen: Sollte die Fed als politisches Werkzeug des Präsidenten wahrgenommen werden, könnten Anleger das Vertrauen verlieren – mit massiven Folgen für den Dollar, die Zinsentwicklung und die Refinanzierung der US-Staatsschulden von über 37 Billionen Dollar.
Erste Reaktionen der Märkte
Die Finanzmärkte reagierten bereits nervös. Die Renditen von US-Staatsanleihen stiegen, der Dollar geriet unter Druck, die Aktienkurse in Asien und Europa fielen. Für Investoren überwiegt die Sorge um die Glaubwürdigkeit der US-Notenbank den kurzfristigen Vorteil möglicher Zinssenkungen.
Ausblick: Machtkampf um die Fed
Ob Trump mit seiner Entlassung juristisch durchkommt, ist offen. Wahrscheinlich droht ein Rechtsstreit, der vor dem Supreme Court landen könnte. Bis dahin bleibt Cook formal im Amt – ein Szenario, das die Spannungen weiter verschärft.
Doch eines ist jetzt schon klar: Mit der Entlassung von Lisa Cook hat Trump eine rote Linie überschritten. Er gefährdet nicht nur die Unabhängigkeit der Federal Reserve, sondern setzt auch die Stabilität des globalen Finanzsystems aufs Spiel.
Titelbild: Federalreserve