Reich per Erbschein – Wie Milliardäre von Erbschaften und Boombranchen profitieren
Die Zahl der Milliardäre weltweit erreicht neue Rekordwerte – auch in Deutschland. Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst weiter.
Geld bleibt in der Familie
Die Superreichen dieser Welt werden zahlreicher – und reicher. Laut dem aktuellen Billionaire Report der Schweizer Großbank UBS wuchs die Zahl der Milliardäre auf weltweit 2.919 Personen. Ihr gemeinsames Vermögen kletterte binnen eines Jahres um 13 Prozent auf 15,8 Billionen US-Dollar.
Bemerkenswert: Nur ein kleiner Teil der neuen Milliardäre hat sich sein Vermögen selbst erarbeitet. 91 von ihnen verdanken ihren Aufstieg allein einer Erbschaft. Laut UBS ist das nur der Beginn eines globalen Vermögenstransfers historischen Ausmaßes.
Deutschland auf der Überholspur
Besonders deutlich zeigt sich dieser Trend in Deutschland. Die Zahl der deutschen Milliardäre stieg um rund ein Drittel auf 156 – so viele wie in keinem anderen europäischen Land. Nur etwa 25 Prozent dieser Superreichen sind Selfmade-Unternehmer, der Rest profitierte von familiärem Vermögen.
Das Gesamtvermögen der deutschen Milliardäre wuchs um 145,9 Milliarden auf nunmehr 692,1 Milliarden Dollar. Die UBS hebt die industrielle Stärke Deutschlands, besonders in Branchen wie Pharma, Maschinenbau und Konsumgüter, als zentralen Faktor hervor. Auch die Tradition der Vermögensweitergabe spiele eine zentrale Rolle.
Globale Reichenrangliste: USA vorn, China auf Platz zwei
Weltweit bleibt die Verteilung der Superreichen wenig überraschend: Die USA führen mit 924 Milliardären und einem Gesamtvermögen von 6,9 Billionen Dollar. China folgt mit 470 Milliardären und rund 1,8 Billionen Dollar. Europa liegt weit abgeschlagen – trotz des deutschen Zuwachses.
Von den weltweit knapp 3.000 Milliardären sind 2.545 Männer – und nur 374 Frauen. Auch in der Welt des großen Geldes ist Gleichstellung noch keine Realität.
Oxfam warnt vor wachsender Ungleichheit
Kritik an der Entwicklung kommt von der Hilfsorganisation Oxfam. Sie verweist auf Berechnungen zur Vermögensverteilung in den G20-Staaten, wonach die Milliardäre dort allein im letzten Jahr um 2,2 Billionen US-Dollar reicher geworden sind – ein Plus von 16,5 Prozent.
Mit diesem Vermögenszuwachs könnte laut Oxfam theoretisch der Weg aus der Armut für 3,8 Milliarden Menschen finanziert werden. Die jährlichen Kosten zur Bekämpfung der globalen Armut beziffert die Organisation auf 1,65 Billionen Dollar – also weniger als die zusätzliche Summe, die Milliardäre im letzten Jahr allein hinzugewonnen haben.
Ein System für wenige
Während UBS nüchtern von einer „dynamischen Entwicklung“ spricht, schlägt Oxfam Alarm: Das globale Wirtschaftssystem belohne Besitz statt Leistung. Die Kluft zwischen Superreichen und dem Rest der Welt werde größer – und mit jedem vererbten Milliardenvermögen ein Stück zementierter.








