Weltnichtrauchertag wird Opfer deutscher Politik

Weltnichtrauchertag wird Opfer deutscher Politik

Weltnichtrauchertag wird Opfer deutscher Politik

Der Weltnichtrauchertag und die deutsche Gesundheitspolitik

Die Deutsche Krebshilfe e.V. und das Aktionsbündnis Nichtraucher, dem auch das DKFZ angehört, nutzen den diesjährigen internationalen Weltnichtrauchertag, um ihr eigenes Anti-Dampf-Süppchen zu kochen.

In Deutschland sind die Deutsche Krebshilfe e.V. und das Aktionsbündnis Nichtraucher dafür verantwortlich, das international ausgerichtete Weltnichtrauchertag-Thema der WHO für ein deutsches Publikum aufzuarbeiten.

Dies haben sie seit 1993 getan – bis zu diesem Jahr.

2015 hat die (zweifellos in vielen Hinsichten anfechtbare) WHO den 31.Mai der Bekämpfung des Tabakschwarzhandels gewidmet (WHO macht den “Schwarzhandel” zum Motto des Weltnichtrauchertags 2015).

Dieser finanziert organisierte Kriminalität und Korruption vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern und ist eine menschenrechtliche Schweinerei, die jährlich Tausende Tote fordert, in Ländern der 1. Welt aber häufig völlig ignoriert wird. Darüber hinaus fallen vor allem Kinder und Jugendliche illegal gehandeltem und deshalb billigem Tabak zum Opfer, in dem häufig besonders hohe Mengen Cadmium, Blei, Arsen, Teer, Nikotin und Kohlenmonoxid sowie toxische Streckmittel gefunden werden.

Weltnichtrauchertag

Offizielles WHO-Plakat 2015

Ist Dampfen wirklich gefährlicher als der tödliche Tabakschwarzhandel?

Doch statt am 31. Mai 2015 auf die Gefahren illegal gehandelter Tabakzigaretten hinzuweisen und damit ihrem Aufklärungsauftrag nachzukommen, nutzen das Aktionsbündnis Nichtraucher und die Deutsche Krebshilfe dieses Sprungbrett, um sich zum Handlanger der bundespolitischen Gesundheitspolitik zu machen.

Mit dem Claim „E-Zigaretten und E-Shishas – Chemie für die Lunge“ suggerieren sie eine grundsätzliche Gesundheitsgefährdung durch das Dampfen, ironischerweise unter Verwendung eines Tabakzigaretten-Piktogramms, dem ein Blitz zur Seite gestellt wird – welcher anscheinend die konstante Neigung jeder Dampfe symbolisieren soll, im Gesicht des Nutzers zu explodieren.

E-Zigaretten und E-Shishas Chemie für die Lunge

Diese Aneignung eines Tages, der eigentlich auf die vielen schwerwiegenden Probleme des Tabakhandels und Konsums hinweisen sollte, ist unverantwortlich. Ebenso fragwürdig sind zugrundeliegenden Argumente sowie die nachfolgenden Forderungen nach Gleichsetzung der Dampfe (vormals: E-Zigarette) mit der Tabakzigarette und ihre konsequente Besteuerung.

Wir haben einen offenen Brief an die beiden Initiativen verfasst, in dem wir diese Praxis kritisieren.

Ihr findet diesen Brief als PDF Download (Offener Brief Weltnichtrauchertag) und unten. Bitte nehmt Euch ein paar Minuten Zeit und versendet ihn mit dem Text innerhalb der Mail an die folgenden drei Mailadressen:

Aktionsbündnis Nichtrauchen e.V. (ABNR)
jesinghaus@abnr.de
pruemel-philippsen@abnr.de
bethke@abnr.de

Weitere Aktionsvorschläge und Protestmöglichkeiten findet Ihr unter:
Dampfer-Magazin: Abgerutscht! Weltnichtrauchertag 2015
Gerne könnt Ihr auch einen kurzen Kommentar hinterlassen, damit wie einen Überblick über die Beteiligungsquote haben.


Offener Brief zum Weltnichtrauchertag

Sehr geehrte Deutsche Krebshilfe e.V. und Aktionsbündnis Nichtraucher,

am 31. Mai 2015 findet der Weltnichtrauchertag statt, den Ihre Organisationen seit 20 Jahren national umsetzen.

Der Weltnichtrauchertag wurde von der WHO geschaffen, um auf den weltweiten Tabakkonsum und die durch diesen verursachten Todes- und Krankheitsfälle aufmerksam zu machen, den Tabakgebrauch einzudämmen und heutige und zukünftige Generationen vor den Schäden des Tabakkonsums zu bewahren.

Bisher haben Ihre Organisationen das internationale Motto der WHO jährlich auf die deutschen Verhältnisse angepasst. Damit kamen Sie Ihrem Ziel nach, „Maßnahmen zur Eindämmung der Gesundheitsgefahren durch das Rauchen und Passivrauchen auf politischer Ebene anzuregen, zu fördern und zu begleiten.“

In diesem Jahr lautet das offizielle Motto der WHO für den Weltnichtrauchertag 2015 „Keine Chance dem Tabakschmuggel!“. Dies ist ein dringendes Anliegen, dessen Zusammenhänge in Deutschland öffentlich noch unzureichend wahrgenommen und diskutiert werden.

Statt diese Gelegenheit zur Aufklärung wahrzunehmen, nutzen Ihre Organisationen den Weltnichtrauchertag zu einem inhaltlichen Alleingang.

Sie präsentieren ein eigenes, nationales Motto: „E-Zigaretten und E-Shishas – Chemie für die Lunge“. Sie thematisieren damit Genussmittel, die weder geraucht werden noch Passiv-Rauch produzieren, keinen Tabakkonsum involvieren und entgegen Ihren Aussagen kein medizinisch nachgewiesenes Krebsrisiko darstellen.

Stattdessen ist die E-Zigarette nachweislich eine wesentlich risikoärmere und weit weniger toxische Möglichkeit, Nikotin zu konsumieren. Bei entsprechender öffentlicher Aufklärung könnte die
E-Zigarette Millionen tabakverursachter Krebserkrankungen verhindern, ohne dabei Schäden an Dritten zu verursachen.

Ihre Werbemittel zum Tag suggerieren hingegen, dass die E-Zigarette ein an und für sich gesundheitsgefährdendes Produkt ist, dessen Risiko noch in keiner Weise einzuschätzen sei.

Sie behaupten:

„E-Zigaretten und E-Shishas sind gesundheitlich bedenklich.“ Als Begründung geben Sie an,
E-Liquids „können nachweislich zu Atemwegsreizungen führen und zudem die Innenraumluft verschlechtern“. In Aerosolen seien „sogar krebserzeugende Substanzen gefunden“ worden. „Die gesundheitlichen Risiken bei regelmäßigem und bei Langzeitkonsum [seien] derzeit nicht abschätzbar.“ Es gäbe „keinen Nachweis, dass E-Zigaretten als Hilfsmittel zum Rauchstopp geeignet“ seien. „Da sie das Rauchritual aufrechterhalten, senken sie möglicherweise sogar die Motivation, mit dem Rauchen aufzuhören.“

Generell fordern Sie deshalb, dass für E-Zigaretten dieselben gesetzlichen Regelungen wie für Tabakprodukte gelten sollten.

Sie fordern außerdem die Bundesregierung und die Bundestagsabgeordneten aller Parteien auf, in Deutschland einen wirksamen Verbraucher- und Jugendschutz zu gewährleisten – eine Forderung, die von sämtlichen verantwortungsvollen E-Zigaretten und Liquid Anbietern in Deutschland unterstützt und bereits umgesetzt wird.

Zu dessen Umsetzung allerdings fordern Sie Maßnahmen, die mit dem Kinder- und Jugendschutz nichts zu tun haben – wie etwa ein Verbot von tabakfremden Aromen, ein vollständiges Werbeverbot, ein Verwendungsverbot in Nichtraucherbereichen und eine Besteuerung von nikotinhaltigen E-Zigaretten analog zu Tabakprodukten.

Es gibt keinerlei Nachweise noch Anhaltspunkte, dass diese Regulierungsmaßnahmen dem Jugendschutz dienen könnten. Stattdessen würden sie Rauchern den Umstieg auf die lebensrettende E-Zigarette erschweren. Damit fordern Sie Maßnahmen, die die Genesung von Rauchern vom Tabakkonsum aktiv behindern und unterlaufen so Ihre eigenen Aufgaben und Prinzipien.

Wäre es nicht ungleich sinnvoller, Sie würden Ihren Einflussbereich nutzen, um angemessen und mit der notwendigen sachlichen und wissenschaftlichen Kompetenz auf die tatsächlichen Risiken und Vorteile des E-Zigarettenkonsums hinzuweisen? Etwa so:

E-Zigarette und E-Shishas: Chancen erkennen, Risiken benennen

Alle bisherigen, international durchgeführten Untersuchungen attestieren nikotinfreien und nikotinhaltigen E-Zigaretten und E-Shishas ein wesentlich geringeres gesundheitliches Risikopotenzial als verbrannten Tabakerzeugnissen.

Die Konsumaufnahme von E-Zigaretten führt nicht bei allen Nutzern sofort oder langfristig zum vollständigen Rauchstopp. Bisherige Untersuchungen beobachten allerdings vor allem bei therapieresistenten Langzeitrauchern eine signifikante Rauchstoppquote durch den Umstieg auf E-Zigaretten.

Die gesundheitlichen Folgen eines Langzeitkonsums sind derzeit noch nicht abschätzbar. Die vorhandenen Erkenntnisse deuten allerdings darauf hin, dass ein langfristiger Umstieg von der Tabakzigarette auf die E-Zigarette die Wahrscheinlichkeit von Krebserkrankungen, Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und der Atemwege erheblich reduziert und die Lebenserwartung sowie Lebensqualität um ein Vielfaches verbessert.

Abgesehen von selten auftretenden, bald wieder abklingenden Atemwegsreizungen beim Umstieg auf die E-Zigarette, reagieren einige Nutzer allergisch oder sensibel auf einzelne Inhaltsstoffe des Aerosols. Dies kann durch einen Austausch mit alternativen Liquids verhindert werden.

Allerdings hängt die generelle Bedenklichkeit von E-Zigaretten und E-Shishas entscheidend von der Qualität der Liquid-Zusammensetzung, der Hochwertigkeit des verwendeten Gerätes und seiner sachgemäßen Bedienung ab. Bei sachgerechtem Gebrauch bilden sich keine krebserzeugenden Substanzen im Aerosol (Dampf). Auch der ausgeatmete Dampf stellt keine Gesundheitsgefährdung für die Umgebung dar, die die der durchschnittlichen Atemluft übersteigen würde.

Daher sind gesetzliche Vorgaben zum Qualitätsmanagement entscheidend. In deren Abwesenheit sollte der Konsument selbst darauf achten, E-Zigaretten nur von bewährten Herstellern und Liquids nur von Produzenten zu kaufen, die sich selbst Reinheitsgebote auferlegt haben.

Über eine Stellungnahme Ihrer Organisationen würden wir uns freuen.

Mit freundlichen Grüßen
Sonia Perez
Redaktion Liquid-News


Weiterführende Links
Aktionsbündnis Nichtrauchen E.V. Welt-Nichtrauchertag
WHO:World No Tobacco Day 2015
WHO calls for action against illicit tobacco trade on World No Tobacco Day

Weitere Themen
Keine Chemie im Dampf
Schluss mit dem tödlichen Mythos vom Dualen Nutzen
Studie: E-Zigaretten erschweren den Rauch-Stopp
Neue Studie: Einkauf beim Fachhändler erleichtert langfristigen Umstieg
Studie: eZigaretten-Werbung verführt zum Rauchen
Deutscher Wissenschaftler kommentiert Fehler in E-Zigaretten Studie
Neue Studien behaupten: Hardware-Metalle und Liquid-Aromen gefährden die Gesundheit
Aktuelle Studien zeigen: Nichtraucher nutzen keine E-Zigaretten
Die Japan Studie zur e-Zigarette und das Versagen der Medien
Tabakentwöhnung mit E-Zigaretten: Langzeitstudie beweist Erfolg
Studienvergleich beweist: E-Zigarette ist weniger schädlich als Tabakkonsum

5 Kommentare
  1. Armin F. sagte:

    Danke für diesen tollen Bericht. Mir ist aufgefallen das hier auch würde und könnte benutzt wird. Das wird ja bei den negativ Berichten immer bemängelt. Ich möchte hier nicht besserwisserich sein doch eine vermeidung dieser Floskeln liest sich besser ;-)
    Hier meine Version. Original in Klammern:

    Es gibt keinerlei Nachweise noch Anhaltspunkte, dass diese Regulierungsmaßnahmen dem Jugendschutz dienen könnten. Stattdessen (würden) wird sie Rauchern den Umstieg auf die lebensrettende E-Zigarette erschweren. Damit fordern Sie Maßnahmen, die die Genesung von Rauchern vom Tabakkonsum aktiv behindern und unterlaufen so Ihre eigenen Aufgaben und Prinzipien.
    (Wäre) Ist es nicht ungleich sinnvoller, wenn Sie (würden) Ihren Einflussbereich nutzen, um angemessen und mit der notwendigen sachlichen und wissenschaftlichen Kompetenz auf die tatsächlichen Risiken und Vorteile des E-Zigarettenkonsums hinzuweisen? …

    …Über eine Stellungnahme Ihrer Organisationen freuen wir uns (würden wir uns freuen).

  2. Kurbelursel sagte:

    Es ist zwar ekelhaft, was da läuft, aber ich meine, es ist nicht ganz so schlimm, wie im 1. Moment gefühlt. Denn da war ich wirklich geschockt.

    Nach meiner „Buchführung“ zeigt sich, dass sich längst nicht alle – sagen wir mal „WNT-Teilnehmer“ (Institutionen, Firmen etc.) diesem Motto tatsächlich angeschlossen haben.

    Viele, selbst die Drogenbeauftragte hatte offenbar Hemmungen das diesjährige Motto zu nennen. – Auch wenn Mortler den WNT durchaus bereit ist, für ihre Zwecke zum eZigaretten-Bashing zu nutzen.

    Viele im deutschsprachigen Raum nennen als Motto das vom dkfz – „Schmuggel“.

    Nur ist natürlich gemein, danach dort dieses vermaledeite Memorandum erst einzustellen. Aber so sehen wir wenigstens alle auf einen Blick, die durch die Dampfe ihre Felle davon schwimmen sehen.

  3. Stefan Hübner sagte:

    Liebe Redaktion,

    vielen Dank wieder einmal für einen sehr guten Bericht im Sinne aller Dampfer! Selbstverständlich unterstützen wir diesen Brief und wünschen uns endlich mal eine sachliche Auseinandersetzung zum Thema „Dampfen“ mit der Deutschen Krebshilfe e.V., dem Aktionsbündnis Nichtrauchen e.V., dem DKFZ oder dem BfR.

    Macht weiter so und haltet uns auf dem Laufenden!

Kommentare sind deaktiviert.