England dampft!
England dampft!
Steigende Nutzung, klare wissenschaftliche Bekenntnisse
England entwickelt sich zunehmend zur Vorzeigenation, wenn es um den Umgang der Gesundheitsbehörden mit der Bewertung der Dampfe (vormals: E-Zigarette) geht. Gestern etwa haben der Cancer Research UK, die British Heart Foundation, das Department of Health, das Economic and Social Research Council und der Medical Research Council zu Dampf-Experten und Mediziner zu einem Workshop eingeladen, in dem die Prioritäten kommender, steuerfinanzierter E-Zigarettenforschung diskutiert werden sollen. Auch sonst zeichnen sich britische Gesundheitsexperten häufig (beileibe nicht immer) durch tendenziell ausgewogene Aussagen zum Thema Dampfe (E-Zigaretten) aus.
Seit 2014 dampfen eine halbe Millionen Briten mehr – und rauchen dafür nicht
Inwieweit dieses Klima der Toleranz zu dem soeben öffentlich gemachten Anstieg von englischen Dampfern mit Totalumstieg um fast 25% im Vergleich zum Vorjahr beiträgt, ist schwer zu sagen. Tatsache ist: Haben im Mai 2014 noch schätzungsweise 2,1 Millionen Briten zur Dampfe (vormals: E-Zigarette) gegriffen, sind es in diesem Monat bereits 2,6 Millionen, ein Anstieg um 500.000 Konsumenten.
Doch das ist nicht alles, behauptet die Initiative „Action on Smoking and Health (ASH)“ – tatsächlich sind diese Konsumenten vom Rauchen aufs Dampfen umgestiegen, statt nur dual zu nutzen. Deborah Arnott, Vorstand von ASH, sagt dazu, dass die Zahl von Ex-Rauchern, die den Rauchstopp durch Dampfen (vormals E-Zigaretten) geschafft haben, offensichtlich wächst und nicht mehr wegzubehaupten ist.
Das King’s College in London hat nach einer Umfrage herausgefunden, dass 2015 mit 17,6% der Raucher genauso viele duale Nutzer zur Dampfe (vormals E-Zigarette) greifen wie im Vorjahr. Dieselbe Umfrage ergab gleichzeitig, dass das Dampfen unter Ex-Rauchern momentan bei 6,7% liegt; im Vorjahr waren es nur 4,5%. Dabei gaben 48% der neuen Dampfer an, in der Hoffnung auf einen erfolgreichen Rauchstopp begonnen zu haben. Weitere 38% glaubten, es würde sie vor einem Rückfall zur Pyro bewahren helfen.
Wie auch in den letzten drei Jahren hat sich an der Anzahl der Nichtraucher, die mit dem Dampfen anfangen, nichts geändert – sie liegen immer noch bei minimalen 0,2%.
Big Tobacos Cigalikes sind offensichtlich wenig effektiv als Umstiegsmotor
Fast genauso interessant ist eine weitere Veränderung, die diesmal die genutzte Technologie betrifft. 2014 nutzten noch 55% aller Dampfer Cigalikes, also Dampfen (vormals E-Zigaretten), die Tabakzigaretten nachempfunden sind. In diesem Jahr greifen bereits 66% aller Dampfer zu Tanks, also Geräte der zweiten und dritten Generation, die sie selber mit E-Liquids nachfüllen – und das, obwohl Big Tobacco seine Werbung für die selbst vertriebenen Cigalikes im selben Zeitraum intensiviert hat und die am häufigsten in kleineren Shops anzutreffenden Geräte auch Cigalikes sind.
Dies geht konform mit zwei im April veröffentlichten Studien des „Institute of Psychiatry, Psychology & Neuroscience (IoPPN)“ am King’s College London und University College London.
(Brose LS, Hitchman SC, Brown J, West R, and McNeill A (2015) „Is use of electronic cigarettes while smoking associated with smoking cessation attempts, cessation and reduced cigarette consumption?: A survey with a 1-year follow-up“, veröffentlicht in Addiction; Hitchman SC, Brose LS, Brown J, Robson D, and McNeill A (2015) „Associations between e-cigarette type, frequency of use, and quitting smoking: Findings from a longitudinal online panel survey in Great Britain“, veröffentlicht in Nicotine & Tobacco Research).
Vor allem die letztere Studie zeigt klar auf, wie erfolgreich Tanks beim Umstieg sind. Von allen an der Studie beteiligten Tank-Nutzern hatten nach einem Jahr fast ein Drittel (28%) mit dem Rauchen aufgehört, während dazu nur 11% der täglichen Dampfer von Cigalikes dazu in der Lage gewesen waren.
Wo stünden wir erst mit korrekter Aufklärung und ohne Propaganda?
Erwähnt werden muss aber auch: Gleichzeitig glauben 7% mehr englische Bürger als im Vorjahr, nämlich 22% in 2015 im Gegensatz zu 15% in 2014, dass Dampfen (vormals E-Zigaretten) genauso oder sogar noch gefährlicher wäre als das Rauchen von Tabakzigaretten. Sie folgen damit einem europäischen und nordamerikanischen Trend, der klar gezielten Desinformationskampagnen von Gesundheitsbehörden und Anti-Tabak-Organisationen zu schulden ist.
Dass dies ein großes Problem darstellt, erläutert auch Dr. Leonie Brose vom „Institute of Psychiatry, Psychology & Neuroscience“ am King’s College London: „Wir sind dazu verpflichtet, Rauchern die relative Sicherheit von E-Zigaretten klar zu kommunizieren. Die erwiesene Gesundheitsgefährdung von Tabak erfährt momentan wesentlich weniger Berichterstattung und Aufmerksamkeit als die in jedem Fall geringere und außerdem noch immer unbewiesene Schädlichkeit der E-Zigarette. Wir schulden es Rauchern, sie mit korrekter Information zu versorgen.“
Weiterführende Links
ACTION ON SMOKING & HEALTH
Kings College London: E-cigarettes – does type and frequency of use influence quitting amongst smokers?
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