E-Zigarette schlägt Nikotinersatz

E-Zigaretten schlagen Nikotinersatzprodukte

E-Zigarette schlägt Nikotinersatz

E-Zigaretten schlagen Nikotinersatzprodukte

Mit einem globalen Jahresumsatz von 6 Milliarden Dollar hat die Dampfe 2014 in Sachen Umsatz sämtliche Nikotinersatzprodukte aus dem Feld geschlagen. Diese Umsatzstatistik hat die weltweit agierende Marktforschungsgruppe Euromonitor soeben veröffentlicht. Euromonitor weist auch darauf hin, dass E-Zigaretten damit den gleichen Umsatz machen wie Frucht- und Kräutertees – ein Schelm, wer eine Vergleichbarkeit des Gesundheitsnutzens beider Produktgruppen für ihre jeweiligen Konsumentengruppen sieht.

Natürlich ist damit nicht gleichzeitig nachgewiesen, das Dampfen erfolgreicher zum Rauch-Stopp beitragen als Nikotinkaugummis oder Pflaster – vor allem, da laut Euromonitor der duale Nutzen, also der gleichzeitige Gebrauch von E-Zigaretten und Tabakzigaretten, immer noch die häufigste Nutzungsform der Dampfe darstellt.

Ein Anzeichen für die Wirkungslosigkeit von Kaugummis & Co.?

[wbcr_snippet]: PHP snippets error (not passed the snippet ID)Allerdings deutet diese Zahl sehr wohl daraufhin, dass die Dampfe zunehmend als Genussmittel von Nutzern entdeckt wird, die auf den genussvollen Nikotinkonsum und das Ritual nicht verzichten möchten und für andere Nikotinersatzprodukte schlicht nicht empfänglich sind.

Obwohl Pflaster, Kaugummi und Inhalatoren seit Jahrzehnten auf dem Markt sind, hat sich ihr Gebrauch nach der ursprünglichen Markteinführung nicht mehr nennenswert gesteigert.

Hinzu kommen allerdings diverse Studien (siehe Links), die an der grundsätzlichen Effektivität von Nikotinersatzpräparaten zweifeln lassen. Sie legen nahe, dass die Erfolgs- und Rückfallraten mit Hilfe von Pflastern & Co. ziemlich exakt der vom Konsumstopp ohne jede Hilfsmittel entsprechen.

Suchtpsychologen vermuten daher schon lange, dass die passive Zuführung von Nikotin an der falschen Stelle ansetzt – es geht eher um den Umgang des Rauchenden mit der eigenen Sucht. Stört den Raucher die eigene Abhängigkeit per se, reicht dieser Leidensdruck, um den Tabakkonsum zu beenden. Genießt der Nutzer aber den Habitus und nimmt ihn selbst nicht als einschränkende Abhängigkeit wahr, dann geht es ihm/ihr gar nicht um die Nikotinzufuhr – ein Pflaster ist in diesem Fall völlig sinnlos. Er/sie möchte die Genussgewohnheit beibehalten, ohne die gesundheitlichen Risiken tragen zu müssen.

Die so motivierte Nutzergruppe macht höchstwahrscheinlich den überragenden Anteil aller Raucher aus. Darauf hat die über 90%ige Rückfallquote aller Raucher schon hingewiesen, als es noch gar keine E-Zigaretten gab. Das kontinuierliche weltweite Wachstum der Dampfe und die nun erfolgte Überrundung von Pflaster & Co. weisen daraufhin, das hier ein Produkt auf dem Markt ist, dass zum Gesundheitserhalt schlicht besser funktioniert.

Ist die E-Zigarette nur was für Reiche?

Euromonitor hat außerdem noch eine Reihe interessanter Zahlen zum weltweiten E-Zigarettenmarkt zu bieten.

Global schätzt das Unternehmen die Zahl der Dampfer auf etwa 13 Millionen, was angesichts der Summe weltweiter Raucher von etwa einer Milliarde noch eher wenig erscheint (allein den USA leben 16 Millionen Amerikaner mit als tabakinduziert diagnostizierten Krankheiten). Auch Euromonitor geht wie sämtliche anderen aktuellen Studien davon aus, dass so gut wie alle Dampfer erwachsene Ex-Raucher oder noch Raucher sind.

Die meisten Dampfer finden sich in den USA und in Europa, also in Ländern mit überdurchschnittlich viel Besserverdienenden. Entwicklungs- und Schwellenländer (um diese problematische Terminologie zu verwenden) erleben hingegen nach wie vor einen Anstieg an Tabakkonsumenten, der den an Neu-Dampfern bei weitem überwiegt. Fast 80% der weltweiten Tabaknutzer leben in Ländern mit sehr niedrigem bis niedrigem Bruttosozialprodukt.

Ist die E-Zigarette nur was für Reiche?Das Problem: Speziell in diesen Länder ist die durchschnittliche Tabakqualität oft miserabel; der Handel mit verschnittenem, illegalen Tabak blüht. Hier werden Zigaretten oft einzeln als No-Name-Produkte verkauft. Ein Jugendschutz ist praktisch extrem schwer durchzusetzen. Es sind gerade diese Märkte, die von einer einfachen, preiswerten, aber qualitätsgeprüften Dampfen profitieren würden – nicht mal nur, um die Sucht einzudämmen, sonder um Gesundheitsschäden durch minderwertigen Tabak zu verhindern. Hierfür jedoch bräuchte es eine konzertierte Anstrengung der WHO, Hersteller und Regierungen – ein Szenario, das aus unterschiedlichen, leidlich bekannten Gründen in weiter Ferne liegt.

Cigalikes, Liquids, Heat-not-Burn Produkte und Marken werden explodieren

Bis 2019 sagt Euromonitor ein Wachstum des globalen E-Zigaretten-Umsatzes auf 19 Milliarden US-Dollar voraus. Dabei werden sich gemäß den Marktforschern einige grundlegende Veränderungen am Markt ereignen:

Haben seit 2012 Tanksysteme die Cigalike als Dampf-Modelle der Wahl überholt, wird dieser Trend durch die anstehenden legislativen Regulierungen und die zunehmende Durchdringung des Marktes mit Bisg Tobacco Produkten relativiert werden. Bis 2019 werden Tanksysteme laut Euromonitor nur noch etwa 60% der weltweiten Verkäufe im Gegensatz zu den heutigen etwa 70% bis 75% ausmachen.

E-Zigarette vs Dampfgerät

Cigalike vs. Tank

 

Interessant ist auch die Beobachtung des Ist-Zustandes am europäischen Markt hinsichtlich der landesspezifischen Verbreitung von Tank-Systemen. In Italien werden diese laut Euromonitor von mehr als 90% der Dampfer bevorzugt. Dann folgen Frankreich, Polen und Deutschland; in England tröpfeln nur etwa 70% selbst, in China 50%, in den USA 45% und in Russland nur noch etwa 35% bis 40%.

– Bereits heute schätzt Euromonitor die Anzahl der weltweit erhältlichen Liquid-Sorten auf etwa 1.000. Für das Jahr 2019 prognostiziert das Unternehmen einen Umsatzanstieg allein des Liquidmarktes auf den Umfang des gesamten Dampfmarkt von heute, nämlich auf sechs Millionen Dollar – im Vergleich zu den 2 Milliarden, die derzeit damit generiert werden.

– Momentan machen die „heat-not-burn“ Produkte der Tabakindustrie, in denen klassischer Tabak erhitzt statt verdampft wird, weniger als 1% aller verkauften Dampfprodukte aus. Euromonitor glaubt, dies wird sich drastisch ändern. Es sagt dieser Kategorie die dramatischsten Umsatzsteigerung voraus, nämlich eine Wachstumsrate von insgesamt 42% bis 2019.

Cigalikes, Liquids, Heat-not-Burn Produkte und Marken

Kann die iQOS von Philipp Morris den Tabakumsatz erhalten?

Noch gibt es international keinen heraus stechenden Weltmarken des Dampfens, wie etwa Coca-Cola im Getränkemarkt oder Marlboro beim Tabak. Der Hauptteil des Marktes nehmen generische Produkte aus China ein, ungeachtet der Tatsache, dass E-Zigaretten-Unternehmen zunehmend stylischere Werbung machen. Dies kann sich in den nächsten Jahren jedoch grundlegend ändern.

 

 

Weltmarke blu?

Nah an der Weltmarke?

Euromonitor geht davon aus, dass es eher die E-Liquids sein werden, bei denen sich globale Brands herausschälen könnten. Das liegt vor allem an dem steigenden Gesundheits- und damit Qualitätsbewusstsein der Verbraucher. Waren es bisher hauptsächlich preiswerte, aber unregulierte Liquids, die den Markt dominiert haben, fragen amerikanische und europäische Verbraucher zunehmend Produkte „Made inside the country“ nach und sind dann auch bereit, mehr für sie zu bezahlen. Übrigens: Aus Euromonitors Sicht ist die Marke „blu“ einer nennenswerten, weltweiten Markenidentität noch am nächsten.

 

Werden Tabakunternehmen Hardware-Produzenten?

eJoint

Vorreiter? Der holländische eJoint

Diese Frage stellt Euromonitor an den Schluss der Untersuchung. Das Unternehmen stützt sich dabei auf die Tatsache, dass die Dampf-Technologie momentan hauptsächlich zur Nikotinzufuhr genutzt wird, der Verdampfungs- und Inhalationsprozess aber auch auf andere Stoffe übertragbar ist, wie etwa Nahrungsmittel, Cannabis oder Schmerzmittel.

 

 

Es stimmt: Tabakkonzerne sind dringend auf der Suche nach neuen Märkten und sie haben die Forschungskapazitäten, um diese Zweitverwendungen zu entwickeln. Laut einer anderen Euromonitor-Studie werden nur noch drei der zehn Top-Zigarettenmarken der Welt bis 2019 ein Wachstum vorweisen können – und diese sitzen alle im asiatisch-pazifischen Raum. Die herkömmlichen Big Player haben mit zunehmender Regulierung, Besteuerung, einem wachsenden Gesundheitsbewusstsein und eben dem Markteintritt der E-Zigarette massivst zu kämpfen.

Dennoch muss dieses Geschäftsfeld nicht den Tabakfirmen überlassen bleiben – vor allem nicht in Zeiten des Crowd-Funding, in denen auch unabhängige Starts-up vielversprechende Technologien zur Marktreife bringen können.

E-Zigaretten-Umsatz bei 50 Milliarden bis 2030?

Würde sich der E-Zigarettenmarkt frei entwickeln, würde Euromonitor soweit gehen, ihm ein Umsatzvolumen von 50 Milliarden innerhalb der nächsten 15 Jahre zuzubilligen. Allerdings sprechen laut Institut die gegenwärtigen legislativen Trends dagegen.

Die Produktbesteuerung( deren zerstörerische Konsequenzen sich in Italien und Portugal bereits beobachten lassen), die Beschränkung der Nikotingehalts, die Verbotes des Dampfens an öffentlichen Plätzen, die drastische Einschränkung innovativer, individualisierbarer Tanksysteme, die Restriktionen der Abgabe von Liquids insgesamt werden sich auch laut des Marktforschungsunternehmens als drastische Stolpersteine bei der Marktentwicklung herausstellen.

Weiterführende Links
Vapor Devices and e-Cigarettes in the Global Tobacco Market

Studien zum Erfolg von Nikotinersatztherapien:
A prospective cohort study challenging the effectiveness of population-based medical intervention for smoking cessation
‘Real-world’ effectiveness of smoking cessation treatments: a population study

 

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