e-Zigaretten sind der bessere Nikotinersatz
Das Deutsche Ärzteblatt meldet in einem Medizinreport, dass e-Zigaretten Rauchern dabei helfen könnten, von Tabakzigaretten loszukommen. Dabei beruft es sich auf eine neue britische Studie. Mehr als jeder vierte Deutsche rauche – damit gebe es in Deutschland ungewöhnlich viele Raucher für westeuropäische Verhältnisse. In der schwedischen Bevölkerung sind es nach einer Tabelle des Ärzteblatts im Vergleich nur noch etwa sieben Prozent Raucher, bei einer Exraucher-Quote von erstaunlichen 41 Prozent. Die Werte sind in beiden Kategorien EU-Rekord und beruhen sicherlich auf den strengen Tabakgesetzen des skandinavischen Landes. Diese sind in Deutschland aber viel milder. Die Deutschen müssten selbst nach einer privaten Lösung für ihre Sucht suchen, so der Report, und kämen dabei oft auf e-Zigaretten.
Erkenntnisse der Studie im Detail
Das Ergebnis der Studie mit fast 900 Teilnehmern: Langjährige Raucher, die ihre Sucht nach Tabakzigaretten beenden wollen, hören mit e-Zigaretten fast doppelt so häufig mit dem Tabakrauchen auf und blieben auch nach einem Jahr noch Nichtraucher (18 Prozent), als bei der Unterstützung durch Nikotinersatzpräperate (NET, 9,9 Prozent). Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, in denen sie entweder zur e-Zigarette wechselten oder NET benutzten. Zusätzlich nahmen sie parallel über einen Zeitraum von vier Wochen einmal wöchentlich an Therapiesitzungen teil, was die Abstinenzrate höchstwahrscheinlich erhöhte, wobei dieser Aspekt nicht genauer benannt wird.
Contra-Part: Warum e-Zigaretten keine optimale Lösung sind
Die Debatte ist für den Leiter der Abteilung Kindergesundheit von der Universität Mannheim, Prof. Dr. phil. Sven Schneider, allerdings nicht ganz so einfach. Er erinnert deshalb an einige Nachteile des Dampfens. In Deutschland beteilige sich die Tabakindustrie längst am Geschäft mit den e-Zigaretten und stelle sich als Helfer für aufhörwillige Raucher von Tabakzigaretten dar. Doch es gehe ihr wohl nur ums Geschäft. Außerdem befürchtet er eine wachsende Beliebtheit des Dampfens auch bei Nichtrauchern, was bisherige Erfolge beim Senken der Abhängigkeitsquote zunichtemachen könne und legt dabei das Augenmerk auf sozial benachteiligte und damit besonders abhängigkeitsgefährdete Kinder und Jugendliche. Er betont, dass Dampfen eine Einstiegsdroge für eine „Raucherkarriere“ sei.
Darüber hinaus fordert Schneider, dass die Vorteile von e-Zigaretten als Helfer für eine Tabakzigaretten-Entwöhnung eine besonders kritische Diskussion verlangen und bezieht sich dabei auf sogenannte „vulnerable Gruppen“. Er nennt im Detail die Gruppe der schwangeren Exraucherinnen, die laut einer Befragung teilweise falsche Annahmen über den Tabakzigaretten-Entzug mittels Dampfen glaubten. Zum Beispiel gingen 40 Prozent der Befragten davon aus, dass e-Zigaretten nikotinfrei seien. Doch Nikotin schade einem Fötus, so Schneider.
Pro-Part: e-Zigaretten können eine gute Lösung für Aufhörwillige sein
Demgegenüber stehen Prof. Dr. Daniel Kotz vom Institut für Allgemeinmedizin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und PD Dr. Ute Mons, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention vom Deutschen Krebsforschungszentrum. Beide empfehlen klar die e-Zigarette zur Tabakentwöhnung in Deutschland und betonen die geringe Gesundheitsgefahr von Nikotin im Vergleich zu Tabakrauch. Kotz beruft sich dabei auf Langzeitstudien und benennt das Entwöhnen von Tabakzigaretten als oberstes Ziel. Das Suchtrisiko von Nikotin sei nebensächlich.
Mons bekräftigt hingegen die große Bedeutung, die e-Zigaretten und Liquid bei der Entwöhnung einnehmen können, unter der besonderen Voraussetzung, dass bei Betroffenen weder eine leitliniengerechte Psychotherapie noch Medikamente zur Tabakentwöhnung wirksam oder erwünscht seien. Daneben kritisiert sie, dass das deutsche Gesundheitsystem die aufhörwilligen Raucher von Tabakzigaretten nicht ausreichend in ihrem Vorhaben unterstütze. Sie wünscht sich Studien aus Deutschland, die sich dem Thema „e-Zigaretten in der hiesigen Entwöhnungspraxis einsetzen“ widmen. Ein weiterer Vorschlag: Unser Gesundheitssystem solle sich am britischen orientieren, in dem Raucher eine bessere Unterstützung erwarte.
Positive Merkmale von e-Zigaretten bei der Raucherentwöhnung
Prof. Dr. Daniel Kotz erklärt im Medizinreport auch, warum die e-Zigarette seiner Meinung nach als Ersatz für Tabakzigaretten so gut funktioniere. Er begründet es mit „hoher Adhärenz“ und legt dar, dass Raucher die Haptik, den Geschmack, die punktgenaue Dosierung und die Anpassung an individuelle Vorlieben als attraktive Eigenschaften bewerten würden. In diesen Punkten seien e-Zigaretten vorteilhafter als Tabakzigaretten, so Kotz. Er bestätigt zudem, dass e-Zigaretten in Deutschland das meistgenutzte Mittel seien, um mit dem Tabakrauchen aufzuhören. Der Grund dafür ist, dass das Dampfen im Vergleich zum Tabakrauchen relativ billig sei.
Weiterführende Links
E-Zigaretten: Mit Volldampf zum Rauchstopp
Drogenumfrage Deutschland
Nutzung von Tabak und E-Zigaretten