Deutscher Handel mit den USA auf Rekordniveau vor Präsidentschaftswahl

Deutscher Handel mit den USA auf Rekordniveau vor Präsidentschaftswahl

Die Vereinigten Staaten haben in den letzten Jahren als Handelspartner für Deutschland enorm an Bedeutung gewonnen. Vor der US-Präsidentschaftswahl nimmt der Warenaustausch noch einmal kräftig zu, da viele Unternehmen vorsorglich ihre Lager füllen. Die Unsicherheiten, die eine mögliche neue Regierung in den USA mit sich bringen könnte, treiben die Unternehmen dazu, sich abzusichern. Besonders stark sind die deutschen Exportüberschüsse in die USA, die in keinem anderen Land so hoch ausfallen.

Exportüberschuss erreicht neue Höchstwerte

Laut dem Statistischen Bundesamt sind die USA seit 2017 das Land, mit dem Deutschland die größten Exportüberschüsse erzielt. Im vergangenen Jahr belief sich dieser Überschuss auf beeindruckende 63,3 Milliarden Euro – ein neuer Rekord. Auch im ersten Halbjahr 2024 blieb dieser Trend bestehen, mit einem Überschuss von 34,7 Milliarden Euro. Die Exporte aus Deutschland in die USA sind in den letzten zwei Jahrzehnten stark angestiegen, um mehr als 150 Prozent im Vergleich zu 2003. Gleichzeitig wuchsen die Importe aus den USA um über 140 Prozent.

Vor der Wahl: Zunahme der Handelsaktivitäten

Angesichts der bevorstehenden Präsidentschaftswahl in den USA verstärkt sich der Handel weiter. Donald Trump, der als Kandidat der Republikaner antritt, trifft auf die demokratische Vizepräsidentin Kamala Harris. Viele Unternehmen, darunter auch der Hamburger Logistik-Konzern HHLA, beobachten einen deutlichen Anstieg der Warenströme. Die Unsicherheit über mögliche zukünftige Handelsbeschränkungen oder Zölle unter einer neuen US-Regierung lässt Unternehmen vorsorglich ihre Lager aufstocken. Laut Angela Titzrath, Vorstandsvorsitzende der HHLA, sind die Handelsaktivitäten zwischen den USA, Europa und Asien stark angestiegen. Viele Firmen sichern sich bereits vor dem Wahlausgang ab.

Wichtige Exportsektoren: Pharma, Maschinen und Autos

Der amerikanische Markt ist für einige Branchen besonders wichtig. Fast ein Viertel (23,2 Prozent) aller deutschen Pharma-Exporte gingen im vergangenen Jahr in die USA. Dieser Anteil ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Auch bei Maschinen (13 Prozent) und Kraftfahrzeugen (12,6 Prozent) machen die Vereinigten Staaten einen bedeutenden Teil der Exporte aus. Diese Sektoren könnten jedoch besonders von möglichen protektionistischen Maßnahmen einer neuen US-Regierung betroffen sein.

Gefahr des Protektionismus: Zölle im Fokus

Während seiner ersten Amtszeit von 2017 bis 2021 hatte Donald Trump immer wieder die deutschen Handelsüberschüsse kritisiert. Er argumentierte, dass hohe Zölle auf importierte Waren, einschließlich Autos, die Produktion in den USA stärken würden. Diese Maßnahmen waren nicht nur gegen wirtschaftliche Rivalen wie China gerichtet, sondern betrafen auch Verbündete wie die Europäische Union. Sollte Trump erneut gewinnen, könnte die Rückkehr zu einem stärkeren Protektionismus eine reale Gefahr für den transatlantischen Handel darstellen.

HHLA sieht positive Zeichen trotz Unsicherheiten

Trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten blickt der Logistikkonzern HHLA optimistisch in die Zukunft. Der Konzern profitiert von den aktuellen Handelsströmen, was sich in einem Umsatzplus von 4,6 Prozent im ersten Halbjahr 2024 widerspiegelt. Angela Titzrath sieht den Konzern als „Seismograf für wirtschaftliche und geopolitische Veränderungen“ und betont, dass sich der Handel und die globale Vernetzung weiterentwickeln werden. Sie glaubt nicht an eine Deglobalisierung, sondern an die Entstehung neuer Märkte und eine stärkere Bedeutung von Nachhaltigkeit in der globalen Wirtschaft.

Keine Deglobalisierung in Sicht

Trotz zunehmender protektionistischer Tendenzen in vielen Ländern sieht Titzrath keine langfristige Deglobalisierung. Ihrer Meinung nach werde der weltweite Handel lediglich in neuen Bahnen verlaufen. Dabei werde es künftig verstärkt auf Nachhaltigkeit ankommen. Das Wachstum neuer Märkte und die Veränderung der globalen Wertschöpfungsketten sind in ihren Augen unausweichliche Entwicklungen.

Auch innerhalb der HHLA gibt es trotz eines geplanten Einstiegs des globalen Schifffahrtsriesen MSC Optimismus. Titzrath sicherte der Belegschaft zu, dass es in den nächsten fünf Jahren keinen Arbeitsplatzabbau geben wird und Tarifvereinbarungen respektiert werden.

Fazit: Boom im Handel und Vorbereitung auf Unsicherheiten

Der Handel zwischen Deutschland und den USA erreicht derzeit Rekordhöhen. Besonders vor der Präsidentschaftswahl in den USA stocken viele Unternehmen ihre Lager auf, um sich gegen mögliche wirtschaftliche Unsicherheiten abzusichern. Pharma-, Maschinenbau- und Automobilunternehmen profitieren besonders von den gestiegenen Exporten in die USA. Doch die Angst vor neuen protektionistischen Maßnahmen, die mit einem möglichen Wahlsieg von Donald Trump einhergehen könnten, lässt viele Unternehmen wachsam agieren. Trotz der Unwägbarkeiten gibt es positive Signale, dass der Welthandel sich nicht zurückzieht, sondern lediglich neue Formen annehmen wird.