Chikungunya-Virus breitet sich in Europa aus – Experten warnen vor lokalen Ausbrüchen

Chikungunya-Virus breitet sich in Europa aus – Experten warnen vor lokalen Ausbrüchen

Von Italien bis Frankreich – auch Deutschland steht vor Risiken durch die Tigermücke

Die Asiatische Tigermücke ist längst keine exotische Randerscheinung mehr. Seit 2015 breitet sich das Insekt in Europa rasant aus – und mit ihm das Risiko einer Infektion mit dem Chikungunya-Virus. Besonders in Italien und Frankreich steigen die Fallzahlen. Auch deutsche Experten schlagen Alarm: Lokale Ausbrüche könnten bald Realität werden.

Italien meldet steigende Zahlen

In den norditalienischen Regionen Emilia-Romagna und Venetien haben die Behörden in diesem Sommer 246 bestätigte Infektionen registriert. Das Auswärtige Amt warnt ausdrücklich vor einer Übertragung durch die tagaktive Tigermücke. Frankreich meldete ebenfalls erste lokale Ansteckungen – unter anderem südlich von Straßburg, nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.

In Deutschland wurden bisher ausschließlich Fälle bei Reiserückkehrern nachgewiesen. Doch Hendrik Wilking, Epidemiologe am Robert Koch-Institut, warnt im SWR:

„Wir müssen damit rechnen, entweder in diesem Jahr oder in den nächsten Jahren solche lokalen Ausbrüche auch in Deutschland zu beobachten.“

Symptome: Fieber, Schmerzen, langwierige Beschwerden

Das Chikungunya-Virus führt zu plötzlich einsetzendem hohem Fieber und teils extremen Muskel- und Gelenkschmerzen. Nicht umsonst bedeutet „Chikungunya“ in Kiswahili so viel wie „der gekrümmt Gehende“.

Weitere typische Symptome sind Hautausschläge, Appetitlosigkeit, Übelkeit und gelegentlich Blutergüsse. Während die akute Krankheitsphase meist nach sieben bis zehn Tagen abklingt, bleibt bei rund einem Drittel der Erkrankten eine Gelenkentzündung bestehen – teils über Monate oder Jahre. Todesfälle sind selten, eine einmal überstandene Infektion verleiht jedoch lebenslange Immunität.

Keine Therapie – aber neue Impfstoffe

Ein spezifisches Medikament gegen Chikungunya existiert bislang nicht. Behandelt wird symptomatisch, meist mit Paracetamol, Flüssigkeitszufuhr und Schonung.

Seit 2024 ist in Deutschland ein Lebendimpfstoff zugelassen, seit 2025 auch ein Totimpfstoff. Beide lösen in Studien eine deutliche Immunantwort aus. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Impfung für Reisende in tropische Gebiete ab zwölf Jahren – und rät inzwischen auch Italien-Reisenden zur ärztlichen Beratung. Ob die Impfstoffe tatsächlich eine Infektion zuverlässig verhindern, müssen noch größere Studien zeigen.


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Schutz vor Tigermücken

Die wichtigste Prävention bleibt der Mückenschutz:

  • Lange, helle Kleidung tragen
  • Mückenschutzmittel nutzen
  • Moskitonetze einsetzen – besonders tagsüber
  • Brutstätten vermeiden: stehendes Wasser in Regentonnen, Blumentöpfen oder Dachrinnen entfernen

Kommunen am Oberrhein und in Südeuropa setzen außerdem auf BTI, ein biologisches Mittel, das Tigermückenlarven abtötet.

Ausblick

Noch ist das Chikungunya-Virus in Deutschland nicht endemisch. Doch angesichts der klimatischen Veränderungen und der Ausbreitung der Tigermücke gilt es nur als Frage der Zeit, bis auch hierzulande erste lokale Infektionen auftreten. Für Behörden und Mediziner ist klar: Frühwarnsysteme, konsequente Mückenbekämpfung und Aufklärung sind entscheidend, um größere Ausbrüche zu verhindern.