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Chinas Industrie: Überproduktion, Exportmacht und Xi Jinpings Kurs

Chinas Industrie: Überproduktion, Exportmacht und Xi Jinpings Kurs

Peking – Chinas industrielle Schlagkraft ist weltweit beispiellos. Mit einem Anteil von über 30 Prozent an der globalen Fertigung produziert die Volksrepublik mehr als die USA, Deutschland, Japan und Südkorea zusammen. Doch hinter den glänzenden Zahlen verbirgt sich ein riskantes Modell, das sowohl international als auch im Inland Spannungen erzeugt.

Preisverfall und Exportdruck

Seit fast drei Jahren fallen die Fabrikpreise in China. Ein erbitterter Preiskampf zwingt viele Unternehmen zu Verlustgeschäften. Um zu überleben, setzen sie auf den Export – mit enormem Erfolg: Über 36 Prozent aller weltweit verschifften Container enthalten inzwischen chinesische Waren.

Der Handelsüberschuss könnte 2025 erstmals die Marke von einer Billion Dollar übersteigen. Während die USA unter Präsident Donald Trump mit Zöllen reagieren, öffnet China neue Absatzmärkte in Lateinamerika, Afrika, Asien und Europa. Dort wächst die Sorge vor Dumpingpreisen, gleichzeitig hoffen viele Länder auf chinesische Investitionen – etwa beim Aufbau von Batteriefabriken.

Xi Jinpings Industriepolitik: Autarkie und Technologie

Für Parteichef Xi Jinping bleibt die Industrie das Fundament nationaler Stärke. Offiziell warnt er zwar vor „ungeordnetem Wettbewerb“ und fordert weniger staatliche Rettungspakete. Strategisch aber setzt er auf Expansion und technologische Autarkie.

Der kommende Fünfjahresplan (2026–2030) soll China zum globalen Innovationszentrum machen. Schlüsselbranchen wie Halbleiter, Medizintechnik und Künstliche Intelligenz stehen im Fokus. Gleichzeitig verschärft Peking den Schutz des Binnenmarkts: Neue Vorschriften begrenzen Importe, während Exportrestriktionen bei Seltenen Erden und Permanentmagneten die Abhängigkeit anderer Staaten deutlich vor Augen führen.

USA und China: vom Handelskrieg zum Deal-Making

In Washington zeigt die zweite Trump-Administration weniger Interesse an tiefgreifenden Strukturreformen. Stattdessen stehen klassische Handelsgüter wie Sojabohnen, Boeing-Flugzeuge oder eine US-Version von TikTok im Mittelpunkt der Verhandlungen. Chinas Überkapazitäten oder faire Wettbewerbsbedingungen geraten ins Hintertreffen – eine Entwicklung, die Peking als Bestätigung seines Kurses deutet.

Globale Folgen der chinesischen Exportmacht

Für den Westen entsteht ein Dilemma: Einerseits müssen heimische Industrien vor Dumping geschützt werden, andererseits sind chinesische Produkte und Investitionen schwer zu ersetzen. Reformorientierte Stimmen innerhalb Chinas warnen vor den Risiken einer anhaltenden Überproduktion. Doch in Peking gilt nach wie vor die Devise: Industrie sichert Macht – ökonomisch wie geopolitisch.