Rolle von Lizenzen in Gaming: Warum sind sie so wichtig?

Rolle von Lizenzen in Gaming: Warum sind sie so wichtig?

Wer sich die heutige Spielelandschaft genauer ansieht, stößt fast überall auf das gleiche Prinzip, denn ohne Lizenz geht so gut wie nichts. Ob täuschend echt inszenierte Fußballstadien, berühmte Charaktere aus Film und Fernsehen oder die Spiel-Engines im Hintergrund, die das Ganze überhaupt erst möglich machen, denn hinter all dem stehen Vereinbarungen, Verträge und Rechte und gerade weil diese oft unsichtbar bleiben, wird ihre Bedeutung nur allzu leicht unterschätzt.

Dabei zeigt sich die wahre Macht der Lizenz meist erst dann, wenn sie plötzlich fehlt. Denn mit dem Wegfall eines Rechtevertrags verändern sich nicht nur einzelne Spielinhalte, sondern oft das gesamte Nutzererlebnis. Kaum ein anderer Bereich im Gaming ist so vielfältig, wirtschaftlich einflussreich und für die Qualität des Endprodukts entscheidend wie das weite Feld der Lizenzen.

Lizenz ist nicht gleich Lizenz

Kaum jemand denkt beim Starten eines Spiels an Lizenzen. Dabei sind sie allgegenwärtig, denn ohne das vertraglich gesicherte Nutzungsrecht an fremdem geistigen Eigentum könnten viele Spiele in ihrer bekannten Form gar nicht existieren. Dazu zählen Marken, Musik, Bilder, Software, ganze Charaktere oder Technologien.

Ob die reale Optik eines Stadions, ein bekannter Spielername oder der unverwechselbare Klang eines Soundtracks – all diese Inhalte dürfen ohne gültige Lizenz nicht genutzt werden. Wer es trotzdem tut, riskiert nicht nur Abmahnungen und empfindliche Geldstrafen, sondern schlimmstenfalls sogar ein Verkaufsverbot für das gesamte Spiel.

Dabei sind Lizenzen nicht auf sichtbare Inhalte beschränkt. Auch die Engines, also die Technik moderner Spiele, fallen unter entsprechende Lizenzmodelle. Genau darin liegt ein oft unterschätzter Aspekt, denn Lizenzen bilden die stille Infrastruktur der Branche, ohne die kaum ein Projekt überhaupt marktreif würde. Auch im Bereich Glücksspiel sind Lizenzen obligatorisch, denn sie werden benötigt, um in Deutschland Glücksspiel anbieten zu dürfen, aber es gibt auch Anbieter im Netz, die gar keine deutsche Lizenz haben.

Warum echte Spieler und Vereine in Fußballspielen nicht selbstverständlich sind

Gerade Sportspiele zeigen besonders eindrucksvoll, welchen Stellenwert Lizenzen heute haben. Im Erfolgsfall von EA Sports FC steckt ein gigantisches Geflecht an Verträgen dahinter. Damit es am Ende über 19.000 Spieler, rund 700 Teams, mehr als 100 Stadien und 30 Ligen ins Spiel schaffen, verhandelt EA Sports mit Ligen, Verbänden und Vereinen.

Doch diese Deals sind hart umkämpft. Sie werden regelmäßig erneuert, manchmal auch neu verteilt. So geschehen bei der Serie A, wo namhafte Vereine in der aktuellen FC-Version plötzlich unter Fantasienamen auftreten, weil exklusive Rechte anderweitig vergeben wurden oder ausgelaufen sind.

Solche Änderungen beeinflussen weit mehr als nur die Oberfläche. Für viele Fans sind authentische Darstellungen ein zentraler Bestandteil des Spielerlebnisses. Wenn der Lieblingsverein plötzlich als „Lombardia FC“ antritt, schwindet nicht selten ein Stück Identifikation.

Das wiederum hat auch Auswirkungen auf die Verkaufszahlen und die Kundenbindung. Denn die Zielgruppe solcher Sportspiele ist überaus marken- und detailbewusst. Gerade bei jährlich neu erscheinenden Titeln entscheiden viele Käufer danach, wer über die „besseren“ Lizenzen verfügt.

Warum auch Spiele-Engines und Tools lizenziert werden müssen

Engines wie Unreal oder Unity bieten leistungsfähige Werkzeuge, mit denen Entwickler ganze Spielwelten erschaffen können. Doch diese Technologie gibt es nicht umsonst. Meist sind gestaffelte Lizenzmodelle im Spiel. Kleine Studios können zunächst kostenfrei entwickeln, müssen bei steigendem Umsatz dann aber Gebühren oder Umsatzbeteiligungen zahlen.

 

Eine eigene Engine zu entwickeln wäre für die meisten Studios schlicht zu teuer und zeitaufwendig. Wer also nicht auf solche Lizenzen zurückgreifen will, müsste riesige Ressourcen investieren, was in den seltensten Fällen wirtschaftlich sinnvoll wäre.

Die Wahl der Engine beeinflusst maßgeblich die Möglichkeiten eines Spiels, von der Grafik über die Performance bis zur Portierung auf andere Plattformen. Ohne verlässliche Engine-Lizenz bleibt ein modernes Spielprojekt also reine Theorie.

Von epischen Soundtracks bis Corporate Identity

Ein weiterer oft übersehener Bereich ist die Musik und Marken im Spiel. Hier reicht es keinesfalls, die Playlist von Spotify oder ein paar bekannte Melodien einfach einzubinden, denn jedes Stück Musik muss eigens lizenziert werden, oft zu beachtlichen Kosten.

Das gilt ebenso für Marken, Logos und Designs. Wer einen echten Marvel-Helden oder ein Star-Wars-Szenario ins Spiel holen will, braucht die passenden Rechte. Fehlen sie, droht dasselbe Schicksal wie dem bekannten Deadpool-Spiel, das nach Lizenzablauf sang- und klanglos aus den digitalen Stores verschwand.

Solche Details entscheiden darüber, wie stark ein Spiel emotional fesselt. Schließlich wirken echte Lieder und bekannte Charaktere viel stärker als generische Ersatzinhalte.

Auch im Rennspielbereich etwa sind die echten Marken der Fahrzeuge ein wichtiger Bestandteil der Authentizität. Ein Forza ohne Ferrari oder Porsche? Kaum vorstellbar. Genau deshalb investieren Publisher hier gezielt in exklusive Lizenzpartnerschaften.

Wenn eine Lizenz ausläuft

Da Lizenzen meist zeitlich befristet sind, kommt es regelmäßig zu Auslauf-Effekten. Bleibt eine Verlängerung aus, dürfen die Inhalte ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr angeboten werden. In der Praxis verschwinden Spiele dann aus digitalen Stores oder erscheinen in veränderter Form, da betroffene Inhalte entfernt werden müssen. Auch für bestehende Käufer kann das Einschränkungen bedeuten. Updates dürfen die nicht mehr lizenzierten Elemente nicht enthalten, und im schlimmsten Fall geht ein Teil der Spielerfahrung verloren.

Besonders spürbar wird das bei lizenzierten Soundtracks, die plötzlich nicht mehr abrufbar sind oder durch generische Stücke ersetzt werden. Für eingefleischte Fans ist das oft ein herber Verlust. In manchen Fällen scheuen Publisher deshalb die Neuverhandlung und stellen den Vertrieb des Spiels komplett ein. Ein klarer Beweis dafür, wie sehr der wirtschaftliche Wert eines Titels von seinen Lizenzen abhängt.

Warum Lizenzen längst über reinen Rechtsschutz hinausgehen

Lizenzen sind heute weit mehr als ein bürokratisches Muss. Sie sind ein zentrales Instrument im Wettbewerb. Exklusive Inhalte verschaffen Publishern entscheidende Vorteile, binden Spieler und sorgen für starke emotionale Identifikation. Gerade in hart umkämpften Märkten wie dem Gaming können gut verhandelte Lizenzen den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen, wie das Beispiel FIFA zeigt.

Sie sichern Authentizität, schaffen Vertrauen und sorgen dafür, dass sich ein Spiel oder ein Anbieter dauerhaft im Markt behauptet. So sind Lizenzen längst zu einem strategischen Schlüssel in der modernen Games-Industrie geworden.

Dabei entwickeln sich auch die Lizenzmodelle stetig weiter. Immer öfter geht es nicht mehr nur um kurzfristige Nutzungsrechte, sondern um langfristige Partnerschaften zwischen Rechteinhabern und Publishern. Denn in der Zukunft wird die Bedeutung gut gesicherter Lizenzen noch weiter steigen.