Passivrauchen und Dampfen – wie die Angst geschürt wird

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Passivrauchen und Dampfen - wie die Angst geschürt wird

Wie die WHO-Analyse die Angst vor dem Passivrauchen von eCigarette-Dampf schüren will

Die Frage des Passivrauchen beim Dampfen ist wesentlich, nicht nur hinsichtlich der medizinischen Bewertung der E-Zigarette. Auch eine zukünftige Regulierung des eCigarette-Konsums in der Öffentlichkeit und an Arbeitsplätzen sowie die gesellschaftliche Akzeptanz hängen maßgeblich von der Frage ab, ob beim Konsum von elektrischen Zigaretten toxische Dämpfe entstehen oder nicht.

 

Leider ist eine neutrale Beantwortung dieser Fragen überschattet von der seit Jahren geführten Paralleldebatte über das Passivrauchen von Tabakzigaretten. Hier ist natürlich einiges viel klarer. Es gibt recht zuverlässige Untersuchungen zu den Inhaltsstoffen des ausgeatmeten Zigarettenrauches und auch der Abnahme von Raumluftqualität durch verbrannten Tabak (nebst Inhaltsstoffen). Dennoch bleibt auch hier noch viel zu untersuchen – es gibt etwa noch keine statistisch zuverlässigen Langzeitstudien zu den möglichen gesundheitlichen Auswirkungen auf Neugeborene, Kinder und Erwachsene, wobei hier wiederum zwischen Nichtrauchern und Ex-Rauchern unterschieden werden muss. Nur zwei Dinge sind zweifelsfrei klar. Tabakrauch ist toxisch und er wirkt sich negativ auf die Gesundheit derjenigen aus, die ihm kontinuierlich ausgesetzt sind, wobei Kinder eine besondere Risikogruppe darstellen.

Sind Tabakrauch und eCigarette-Dampf überhaupt vergleichbar?

Das momentane Problem ist die Tendenz von Institutionen wie etwa der Weltgesundheitsorganisation oder dem Deutschen Krebsforschungszentrum, direkte Parallelen zwischen Tabakrauch und dem Dampf elektrischer Zigaretten zu ziehen. Das Gefährliche daran: Selbst die WHO ist sich nicht zu schade, in ihrer soeben veröffentlichten, ersten offiziellen Stellungnahme zum Dampfen unbewiesene, verallgemeinernde und mit größter Wahrscheinlichkeit unhaltbare Behauptungen aufzustellen, mit denen sie ganz offensichtlich die bereits bestehende und berechtige Abneigung gegenüber dem Passivrauchen von Tabakzigaretten instrumentalisiert.

In ihrem Bericht widerspricht die WHO der Annahme, dass E-Zigaretten lediglich harmlosen Wasserdampf verbreiten würden. Sie geht stattdessen davon aus, dass nikotinhaltiger Dampf und E-Zigaretten die Luft zwar weniger verschmutzten als Tabakzigaretten, aber eben doch in jedem Fall eine Belastung der Umgebung darstellen würden. Vor allem behauptet der Bericht, dass passiv dem eCigarette-Dampf ausgesetzte Menschen definitiv Nikotin in Form von Cotinin absorbieren würden. Er erwähnt im gleichen Atemzug, dass eine (!) Studie zusätzlich zu dem Ergebnis gekommen sei, die entsprechend erreichten Nikotin-Level seien vergleichbar mit denen eines Passivrauchers von Tabakzigaretten.

Diese Aussagen stehen in einem absolut krassen Gegensatz zu den begründeten Vermutungen einer ganzen Reihe eminenter Mediziner und Wissenschaftler, die davon ausgehen, dass der Dampf nikotinhaltiger E-Zigaretten für Dritte nach gegenwärtigem medizinischem Ermessen keine Gesundheitsgefahr darstellt. An dieser Stelle ist der WHO-Bericht wissenschaftlich schlicht unzumutbar. Mit keinem Wort etwa erwähnt er etwa, dass eine fundierte Beurteilung des Dampfes nicht nur seine chemischen, sondern auch die physikalischen Eigenschaften berücksichtigen muss. Tabakrauch und eCigarette-Dampf sind in ihrem ‚Strömungsverhalten‘ schlicht nicht vergleichbar. Es gibt beim Dampfen keinen Seitenstrom, der unmittelbar auf der Höhe von Mund und Nase anderer Menschen ausgestoßen wird. E-Zigaretten-Dampf evaporiert unmittelbar nach oben und verteilt sich sehr schnell.

Schon diese Tatsache minimiert die Risiken im Freien völlig unabhängig von den vorhandenen Inhaltsstoffen. Weiterhin unterschlägt der WHO-Bericht völlig, dass es allen vorhandenen Studien nach nicht das Nikotin selbst ist, was Dritte schädigt, sondern die Mikropartikel von Verbrennungsrückständen anderer Substanzen wie Karbon, Schwermetallen und Säuren, die sich im Zigarettentabak, nicht aber in E-Liquids befinden, welche zu dem sowieso nur erhitzt werden. Selbst wenn also die Nikotin- bzw. Cotinin-Level vergleichbar wären, stellte dies noch nicht automatisch eine Gefährdung dar – eine Schlussfolgerung, die der WHO Bericht geflissentlich verschweigt.

Verschwiegene Fakten, unzureichende Empirie: Wie aus Wissenschaft Politikfutter wird

Leider muss nicht zuletzt im Hinblick auf das Passivrauchen gesagt werden, dass der WHO-Bericht nicht mehr nur schlecht recherchiert und nachlässig argumentiert ist, sondern schlicht Unwahrheiten verbreitet. Er ist keine wissenschaftliche Publikation zur Vermehrung des Faktenstandes zur E-Zigarette, sondern lediglich ein Vehikel, um den Regierungen eine Pseudogrundlage für die Regulierung elektrischer Zigaretten an die Hand zu geben. Das ist erschütternd, denn so diskreditiert sich der Bericht auch an den Stellen, wo er den Finger auf tatsächlich vorhandene Risiken und noch zu diskutierende Fragestellungen legt.

Er erinnert an die Ende 2009 erschienene „Studie“ des Deutschen Krebsforschungszentrums zum Thema ‚Passives Rauchen‘, die damals auf Vermutungen und groben Schätzungen basierte, von den Medien und der Bundesregierung aber begierig als Faktensammlung aufgenommen wurde. Auf die fehlende, wissenschaftliche Grundlage angesprochen, sagte die Herausgeberin und Leiterin des WHO-Kollaborationszentrums für Tabakkontrolle (!) am DKFZ Martina Pötschke-Langer damals, dieses Vorgehen sei „legitim“, wenn es seinen Zweck erfülle. Nach wie vor stellt also auch im Zusammenhang mit dem Thema Passivrauchen die grundlegende Frage, welchen Zweck die WHO im Hinblick auf E-Zigaretten verfolgt.

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