Welt in Aufrüstung – Die größten Waffenschmieden des Planeten
Panzerketten klirren, Düsenjets heulen, und Milliarden fließen: Die Rüstungsindustrie erlebt einen historischen Aufschwung. Inmitten geopolitischer Spannungen, vom russischen Angriffskrieg in der Ukraine bis zu rivalisierenden Machtzentren in Asien, erhöhen Staaten rund um den Globus ihre Militärausgaben – und treiben damit die Gewinne der Waffenindustrie in die Höhe.
Laut aktuellen Daten des renommierten Stockholm International Peace Research Institute (Sipri) steigerten die 100 weltweit größten Rüstungskonzerne 2023 ihren Umsatz um 6,7 Prozent auf 632 Milliarden US-Dollar – ein Allzeithoch. Doch wer profitiert am stärksten vom Wettrüsten der neuen Ära?
Amerikas Rüstungsriesen: Macht durch Masse
An der Spitze des globalen Waffenmarkts stehen weiterhin die Vereinigten Staaten. Fünf der zehn umsatzstärksten Unternehmen kommen aus den USA. Lockheed Martin, unangefochtener Branchenprimus, erzielte 2023 Waffenverkäufe im Wert von 60,8 Milliarden Dollar – rund 90 Prozent des Konzernumsatzes. Besonders gefragt: Kampfflugzeuge wie die F-35, Hightech-Raketen und Abwehrsysteme, die weltweit exportiert werden – häufig mit politischer Rückendeckung aus Washington.
Dicht dahinter folgen RTX (Raytheon Technologies) mit 40,6 Milliarden und Northrop Grumman mit 35,6 Milliarden Dollar. Letztere stellt unter anderem den neuen Tarnkappenbomber B-21 Raider her – ein Symbol für das Rüstungsrennen mit China.
Auch Boeing, obwohl primär als ziviler Flugzeugbauer bekannt, erwirtschaftete mit Rüstungsgeschäften 31,1 Milliarden Dollar, etwa 40 Prozent des Gesamtumsatzes. General Dynamics, bekannt für U-Boote und Panzer, liegt mit 30,2 Milliarden knapp dahinter.
China rüstet auf – und exportiert mit
Auf der anderen Seite des geopolitischen Spannungsbogens steht die Volksrepublik China. AVIC, Norinco und CETC zählen zu den Top Ten. Gemeinsam erzielten sie rund 57,5 Milliarden Dollar mit Waffenexporten und Eigenbedarf für die Volksbefreiungsarmee. Auch wenn die meisten Verkäufe innerhalb Chinas verbleiben, nimmt der Einfluss Pekings auf den globalen Rüstungsmarkt spürbar zu – insbesondere in Schwellenländern.
Europa: BAE dominiert, Deutschland holt auf
Europas stärkster Spieler ist BAE Systems aus Großbritannien. Der Konzern erwirtschaftete 30,35 Milliarden Dollar mit Waffengeschäften – 98 Prozent des Gesamtumsatzes. BAE profitiert vom Ukrainekrieg, etwa durch Verkäufe von Artillerie, Munition und Schiffstechnologie.
Die deutsche Rheinmetall AG, unter anderem Hersteller des Leopard-2-Panzers, rückte mit einem Umsatz von 5,5 Milliarden Dollar auf Platz 26 vor – dank einer Steigerung um über 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Politischer Rückenwind aus Berlin und milliardenschwere Bundeswehr-Aufträge beschleunigen das Wachstum.
Auch der transeuropäische Konzern Airbus und Italiens Leonardo zählen zu den bedeutendsten europäischen Herstellern, wenngleich sie knapp außerhalb der Top Ten rangieren.
Top 10 der größten Rüstungskonzerne 2023 (nach Rüstungsumsatz in Milliarden US-Dollar)
Rang | Unternehmen | Land | Rüstungsumsatz | Anteil am Gesamtumsatz |
---|---|---|---|---|
1 | Lockheed Martin | USA | 60,8 | 90 % |
2 | RTX (ehem. Raytheon) | USA | 40,6 | 59 % |
3 | Northrop Grumman | USA | 35,6 | 91 % |
4 | Boeing | USA | 31,1 | 40 % |
5 | General Dynamics | USA | 30,2 | 71 % |
6 | BAE Systems | Großbritannien | 30,35 | 98 % |
7 | Rostec | Russland | 21,7 | k. A. |
8 | AVIC | China | 20,85 | 25 % |
9 | Norinco | China | 20,56 | 27 % |
10 | CETC | China | 16,05 | 29 % |
Ein globales Kräftemessen
Die geografische Verteilung ist aufschlussreich: Fünf der zehn größten Hersteller sitzen in den USA, vier in China, einer in Europa. Russland hält mit Rostec auf Platz 7 eine gewichtige Position – auch wenn westliche Sanktionen und Exportprobleme zunehmend Druck auf den Konzern ausüben.
Ausblick: Neue Technologien, neue Bedrohungen
Besonders gefragt sind derzeit Drohnen, Hyperschallwaffen, KI-gestützte Zielsysteme und Cybersicherheitslösungen – Technologien, die die Kriegsführung der Zukunft bestimmen dürften. Bereits 2024 könnte sich das Ranking verschieben, wenn neue Rüstungsprogramme auslaufen oder aufgestockt werden – Sipri will aktuelle Daten im Dezember 2025 veröffentlichen.
Bis dahin bleibt klar: Der globale Waffenmarkt ist in Bewegung – und Wachstum, so zynisch es klingen mag, ist absehbar.
Gerne – hier ist ein ergänzender Abschnitt im Spiegel-Stil, der kritisch und journalistisch reflektiert, was mit den weltweiten Rüstungsausgaben auch erreicht werden könnte, wenn sie anderweitig investiert würden:
Was wäre, wenn? Milliarden für Bildung, Klima, Gesundheit
632 Milliarden Dollar – so viel haben die größten Rüstungskonzerne 2023 allein mit Waffenverkäufen umgesetzt. Eine Zahl, die nicht nur militärische Macht symbolisiert, sondern auch ein gesellschaftliches Dilemma offenlegt: Was könnte die Welt mit diesem Geld erreichen, wenn es nicht in Panzer, Raketen und Drohnen floss?
Laut UNICEF könnten mit rund 150 Milliarden Dollar jährlich alle Kinder weltweit mit Grundbildung versorgt werden – ein Bruchteil der globalen Rüstungsausgaben. Mit nur 100 Milliarden Dollar ließe sich laut WHO ein funktionierendes Gesundheitssystem in den ärmsten Ländern etablieren – inklusive Impfstoffversorgung, Klinikbau und Ausbildung von medizinischem Personal.
Auch der Klimaschutz hinkt nicht am Mangel an Technologien, sondern an Finanzierung: Das UN-Umweltprogramm schätzt, dass etwa 300 Milliarden Dollar pro Jahr nötig wären, um weltweit die Klimaanpassung (Hitzeschutz, Küstenschutz, Katastrophenvorsorge) effektiv umzusetzen.
„Wir leben in einer Welt, in der Bildung und sauberes Wasser von Spenden abhängen – und militärische Zerstörung Milliardeninvestitionen erhält“, sagte der Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus einmal.
Die Realität ist eine andere: Der Krieg scheint sich besser zu rechnen als der Frieden. Doch angesichts wachsender globaler Herausforderungen – Pandemien, Klimakrise, Hunger – ist es eine Frage von Verantwortung, nicht nur von Macht.