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Studie: Antibiotikaresistenzen könnten bis 2050 über 39 Millionen Todesopfer fordern

Studie: Antibiotikaresistenzen könnten bis 2050 über 39 Millionen Todesopfer fordern

Eine umfassende Studie zu antibiotikaresistenten Bakterien, veröffentlicht im Fachmagazin The Lancet, warnt, dass bis zum Jahr 2050 weltweit über 39 Millionen Menschen an Infektionen durch resistente Keime sterben könnten. Antibiotikaresistenzen, die entstehen, wenn Medikamente ihre Wirkung gegen Bakterien verlieren, stellen eine der größten globalen Gesundheitsbedrohungen des 21. Jahrhunderts dar. Die Studie, durchgeführt von Forschern der University of Washington, bietet einen detaillierten Einblick in die Entwicklung der Resistenz über die letzten 30 Jahre und zeigt mögliche Zukunftsszenarien auf.

Was bedeutet Antibiotikaresistenz?

Antibiotika sind lebenswichtige Medikamente, die bakterielle Infektionen bekämpfen. Übermäßiger und falscher Einsatz dieser Mittel hat jedoch dazu geführt, dass Bakterien resistent werden. Das bedeutet, dass Infektionen, die früher leicht behandelbar waren, heute schwer oder gar nicht mehr auf Antibiotika ansprechen. Die Folge ist ein Anstieg von Todesfällen durch Infektionen, die mit den derzeit verfügbaren Medikamenten nicht mehr erfolgreich behandelt werden können.

Laut der Studie starben allein im Jahr 2021 weltweit etwa 4,71 Millionen Menschen an Infektionen, bei denen resistente Bakterien eine Rolle spielten. Davon waren 1,14 Millionen Todesfälle direkt auf Antibiotikaresistenzen zurückzuführen. Besonders gravierend ist die Zunahme resistenter Infektionen bei älteren Menschen.

Ältere Menschen besonders betroffen

Die Studie zeigt, dass der Anteil der resistenzbedingten Todesfälle bei Menschen über 70 Jahren in den letzten 30 Jahren um über 80 % gestiegen ist. Dies liegt unter anderem daran, dass das Immunsystem älterer Menschen oft schwächer ist und sie anfälliger für Infektionen sind. Gleichzeitig wirken Impfstoffe und Medikamente bei dieser Altersgruppe oft weniger effektiv.

Bei Kindern unter fünf Jahren konnte die Zahl der Todesfälle durch resistente Infektionen hingegen um 50 % reduziert werden. Dies ist vor allem auf verbesserte Impfprogramme und eine bessere Gesundheitsversorgung in vielen Teilen der Welt zurückzuführen.

Regionale Unterschiede und Prognosen

Die Ausbreitung und Schwere von Antibiotikaresistenzen ist weltweit sehr unterschiedlich. Regionen wie Südasien, Lateinamerika und die Karibik sind besonders stark betroffen. Die Studie prognostiziert, dass bis 2050 vor allem in diesen Regionen die Zahl der Todesfälle weiter stark ansteigen wird. In Südasien, zu dem auch Indien gehört, werden die höchsten Todeszahlen erwartet.

Interessanterweise zeigt die Studie auch, dass selbst in entwickelten Ländern wie den USA und Kanada die Zahl der Todesfälle durch resistente Bakterien stark gestiegen ist. Diese Entwicklung verdeutlicht, dass Antibiotikaresistenzen ein globales Problem darstellen, das sich nicht auf Entwicklungsländer beschränkt.

MRSA und andere gefährliche Erreger

Ein besonders gefährlicher Erreger, der in der Studie hervorgehoben wird, ist Meticillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA). Seit 1990 hat sich die Zahl der durch MRSA verursachten Todesfälle fast verdoppelt. Während im Jahr 1990 etwa 261.000 Menschen an einer Infektion mit MRSA starben, lag die Zahl 2021 bei über 550.000.

Auch bei gramnegativen Bakterien, insbesondere bei solchen, die resistent gegen Carbapeneme sind – eine wichtige Klasse von Antibiotika – stieg die Zahl der Todesfälle deutlich an. Hier verzeichnete die Studie von 1990 bis 2021 einen Anstieg von etwa 619.000 auf über 1 Million Todesfälle weltweit.

Maßnahmen zur Eindämmung der Krise

Die Studie unterstreicht, dass es dringend Maßnahmen braucht, um die Ausbreitung resistenter Keime zu stoppen und die Zahl der Todesfälle zu reduzieren. Ein Ansatz ist die Entwicklung neuer Antibiotika, die speziell gegen resistente Erreger wirken. Gleichzeitig muss der Einsatz von Antibiotika in der Human- und Tiermedizin strenger reguliert werden. Oft werden Antibiotika auch bei Erkrankungen verschrieben, bei denen sie gar nicht helfen – etwa bei viralen Infekten wie Erkältungen. Jede unnötige Anwendung von Antibiotika erhöht jedoch das Risiko, dass sich Resistenzen entwickeln.

Darüber hinaus könnten Verbesserungen in der medizinischen Versorgung, insbesondere in Entwicklungsländern, bis 2050 bis zu 92 Millionen Todesfälle verhindern. Dies würde durch eine bessere Behandlung schwerer Infektionen und einen verbesserten Zugang zu vorhandenen Antibiotika erreicht werden. Besonders in Regionen wie Südasien und Afrika südlich der Sahara könnte dies eine entscheidende Rolle spielen.

Fazit: Ein globales Problem mit dringendem Handlungsbedarf

Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass Antibiotikaresistenzen eine ernsthafte Bedrohung für die globale Gesundheit darstellen. Ohne entschlossenes Handeln könnten Millionen Menschen an Infektionen sterben, die mit wirksamen Antibiotika vermeidbar gewesen wären. Neben der Entwicklung neuer Medikamente ist es entscheidend, den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren und die Prävention von Infektionen, etwa durch Impfungen, zu stärken.