Robert F. Kennedy Jr.: Vom Umweltaktivisten zum Präsidentschaftskandidaten

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Wer ist RFK Jr.?

Robert F. Kennedy Jr., oft einfach als RFK Jr. bezeichnet, ist Teil der renommierten Kennedy-Familie, die eine zentrale Rolle in der politischen Landschaft Amerikas spielt. Als Sohn des US-Senators, Justizministers und Präsidentschaftskandidaten Bobby Kennedy, der 1968 in Los Angeles ermordet wurde, und als Neffe des früheren Präsidenten John F. Kennedy, verfügt er über eine außergewöhnliche politische Abstammung. Trotz seiner Ausbildung als Umweltanwalt an der Harvard Universität und ideologischer Differenzen zu seinem Vater, hegt RFK Jr. Ambitionen, auf den Spuren seines Vaters und Onkels ins Weiße Haus einzuziehen und plant eine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2024.

Umweltaktivist und Impfkritiker

Bekannt ist er vor allem durch seinen Einsatz für Umweltthemen wie sauberes Wasser. Seine Aktivitäten haben ihn jedoch auch in den Bereich der Verschwörungstheorien und wissenschaftlichen Konsensabweichungen geführt, besonders deutlich in Bezug auf Impfstoffe. Er ist der Gründer der Waterkeeper Alliance, die sich für sauberes Wasser einsetzt, und hat eine kleine Anti-Impf-Organisation zu Children’s Health Defense, einer einflussreichen Bewegung, ausgebaut.

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RFK Jr: Wilde Verschwörungstheorien

Seit dem Ausbruch der Pandemie machte „RFK Jr.“ vorwiegend durch die Verbreitung abwegiger Theorien auf sich aufmerksam. Er behauptete, dass bereits seit den 1980er-Jahren Pläne bestünden, die Mittelschicht zu vernichten, und sah im Lockdown einen entscheidenden Wendepunkt, der eine nie dagewesene Umschichtung von Vermögen zur Folge gehabt habe.

Ferner vertrat er die unbewiesene Ansicht, dass Impfungen gegen Covid-19 bei Kindern Autismus verursachen könnten, antidepressive Medikamente zu Amokläufen an Schulen führten und WLAN krebserregend sei.

Zudem äußerte er Bedenken, die USA entwickelten sich zu einem autoritären Regime, in dem die Bürger keinen Schutz mehr vor staatlichem Übergriff hätten. In diesem Kontext zog er unpassende Vergleiche zum Nazi-Deutschland, betonte jedoch, dass es damals noch Fluchtmöglichkeiten gab – eine Aussage, für die er sich später entschuldigte.

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Er behauptete wiederholt, das Coronavirus sei gezielt so manipuliert worden, dass es bestimmte ethnische Gruppen treffe, was breite Verurteilung, auch von Mitgliedern seiner eigenen Familie und der Sprecherin des US-Präsidenten Joe Biden, nach sich zog.

Kennedys Kampagne

Kennedy musste tausende Unterschriften sammeln, um auf den Wahlzetteln zu erscheinen, was ihn an Orte führte, die selten Präsidentschaftskandidaten sehen. Bei Veranstaltungen in Phoenix und Las Vegas versammelten sich hunderte Unterstützer. Kennedy zieht viele Fans an, die ihm über Podcasts oder YouTube folgen. Seine Kampagnenveranstaltungen sind oft von großer Aufmachung geprägt, mit Projektionen und Musik. Kennedy spricht mit einer leisen, angespannten Stimme, die das Ergebnis einer neurologischen Störung ist.

Die Botschaft von Robert F. Kennedy

Kennedy präsentiert sich als Wahrheitssprecher, der sich für die Mittelschicht gegen mächtige Interessen einsetzt. Er betont seinen Erfolg in Klagen gegen große Konzerne und kritisiert die Regierung für ihre Unterstützung der Ukraine, befürwortet aber Israels Krieg gegen Hamas. Kennedy möchte die Ausgaben für Militär und Gesundheitswesen reduzieren und die öffentliche Gesundheitsbürokratie abbauen. Trotz seiner kontroversen Ansichten zu Impfstoffen behauptet er, nicht gegen Impfungen zu sein, äußert sich jedoch klar dagegen.

Kann er gewinnen?

Die Geschichte der USA zeigt, dass unabhängige oder Drittparteikandidaten selten Erfolg haben. Kennedys Optimismus stützt sich auf seine relativ starken Umfragewerte in einigen nationalen Umfragen, doch die Chancen stehen traditionell gegen ihn.

Wie kommt er auf den Wahlzettel?

Das Kandidieren als unabhängiger Präsidentschaftskandidat erfordert erhebliche Anstrengungen, vor allem in Bezug auf das Sammeln von Unterschriften und die rechtliche Überprüfung in jedem Staat. Kennedy hat bereits in Utah die Zulassung für den Wahlzettel erhalten und arbeitet daran, in weiteren Staaten anerkannt zu werden.

Wer arbeitet für ihn?

Kennedys Kampagnenteam setzt sich aus Familienmitgliedern und Verbündeten aus der Anti-Impf-Bewegung zusammen, was zeigt, dass sein Team eher wenig politische Erfahrung hat. Seine Schwiegertochter Amaryllis Fox Kennedy, eine ehemalige CIA-Offizierin ohne politische Erfahrung, ist seine Kampagnenmanagerin.

Kennedy und Nicole Shanahan im US-Wahlkampf

Robert F. Kennedy Jr. hat sich mit der Silicon-Valley-Unternehmerin Nicole Shanahan für den Wahlkampf zusammengeschlossen. Dieses Duo verspricht, eine ernsthafte Konkurrenz für etablierte Kandidaten wie Joe Biden und Donald Trump darzustellen. Shanahan, die ein Patent-Analyseunternehmen gegründet hat und vormals mit Google-Mitbegründer Sergey Brin verheiratet war, bringt sowohl Vermögen als auch Netzwerk in die Kampagne ein. Ihre Wahl als Vizepräsidentschaftskandidatin könnte Kennedys Chancen verbessern, indem sie sein Spendenaufkommen erhöht und ihm hilft, bürokratische Hürden zu überwinden.

Kennedy, ursprünglich ein Demokrat, hat sich als unabhängiger Kandidat positioniert, nachdem die Demokratische Partei an Joe Biden festhielt. Trotz des fest verankerten Zweiparteiensystems in den USA, das es Alternativen schwer macht, besteht Kennedy darauf, eine Wahlmöglichkeit für diejenigen zu bieten, die mit den etablierten Kandidaten unzufrieden sind. Seine Kampagne konzentriert sich auf Themen wie Umweltschutz, die Reduzierung staatlicher Ausgaben, eine restriktivere Einwanderungspolitik sowie die Bekämpfung von Großkonzernen im Pharma- und Technologiebereich. Kennedys Kritik an Impfstoffen und seine kontroversen Ansichten haben zu Spannungen innerhalb seiner Familie geführt, viele distanzieren sich von ihm.

Die Bedeutung von Kennedy und Shanahan für die Wahl

Die Kombination aus Kennedy und Shanahan symbolisiert eine starke „Anti-Establishment“-Haltung, ähnlich der von Donald Trump im Jahr 2016, die es schaffte, bisherige Nichtwähler und enttäuschte Demokraten anzusprechen. Die „Hyperpolarisierung“ in den USA, die zu einer zunehmenden Zahl von Wählern führt, die weder Biden noch Trump unterstützen möchten, könnte Drittpartei- und unabhängigen Kandidaten wie Kennedy dieses Mal eine ungewöhnlich starke Rolle im Wahlprozess einräumen.

Kennedys Wahlkampf hat bereits erhebliche Summen gesammelt, was die Nervosität der Kampagnen von Biden und Trump steigert. Insbesondere die Einrichtung einer speziellen Abteilung durch die Demokraten zur Bekämpfung Kennedys und Bidens Umgang mit Mitgliedern des Kennedy-Clans deuten darauf hin, dass seine Kandidatur ernst genommen wird. Sowohl republikanische als auch demokratische Wähler zeigen Interesse an Kennedy, was die traditionellen Wahlprognosen herausfordert.

Herausforderungen und Chancen

Trotz der Aufmerksamkeit und des finanziellen Erfolgs seiner Kampagne muss Kennedy in vielen Staaten noch auf den Wahlzettel gelangen, um eine reale Chance zu haben. Die frühzeitige Festlegung auf Shanahan als Vizepräsidentschaftskandidatin und die damit verbundene Unterstützung könnten ihm dabei helfen, die notwendigen bürokratischen und finanziellen Hürden zu überwinden.

Kennedy vertritt einen radikalen Wechsel in der US-Politik, insbesondere in Bezug auf Gesundheits- und Umweltthemen. Sein Auftreten als Außenseiter und seine Bereitschaft, etablierte Meinungen in Frage zu stellen, finden Anklang bei einer wachsenden Zahl von Wählern, die nach Alternativen suchen. Die „Hyperpolarisierung“ und der Wunsch nach neuen Optionen könnten ihm und anderen unabhängigen Kandidaten dieses Mal einen unerwartet großen Einfluss auf den Wahlausgang verschaffen.

Kennedys Kandidatur und die Partnerschaft mit Shanahan unterstreichen die zunehmende Bedeutung von Außenseitern im amerikanischen politischen Prozess, eine Entwicklung, die das Potenzial hat, das traditionelle Zweiparteiensystem herauszufordern und die politische Landschaft der USA zu verändern.


Titelbild: Tom Williams

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