PFAS: Die unsichtbare Gefahr in Umwelt und Alltag
Was sind PFAS?
Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) sind eine Gruppe von synthetischen Chemikalien, die seit den 1940er Jahren in zahlreichen Produkten eingesetzt werden. Aufgrund ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften finden sie sich in Kochgeschirr, Outdoor-Bekleidung, Lebensmittelverpackungen, Feuerlöschschäumen und sogar in Kosmetika.
PFAS sind besonders stabil und bauen sich in der Umwelt kaum ab – daher der Name „Ewigkeitschemikalien“. Ihre hohe Beständigkeit sorgt dafür, dass sie sich über Jahre hinweg in Böden, Gewässern und Organismen anreichern.
Warum sind PFAS gefährlich?
Die chemische Stabilität, die PFAS so nützlich macht, ist zugleich ihr größtes Problem: Sie bleiben über Jahrzehnte in der Umwelt und gelangen über Trinkwasser, Lebensmittel oder Luft in den menschlichen Körper. Studien zeigen, dass einige PFAS-Verbindungen folgende gesundheitliche Auswirkungen haben können:
- Erhöhtes Krebsrisiko (insbesondere Nieren- und Hodenkrebs)
- Leberschäden und Beeinträchtigung der Cholesterinwerte
- Hormonelle Störungen
- Beeinträchtigung des Immunsystems, insbesondere bei Kindern
- Fertilitätsprobleme und Schwangerschaftskomplikationen
Die höchsten Belastungen treten oft in Regionen auf, in denen industrielle Verschmutzungen oder der großflächige Einsatz von PFAS-haltigen Feuerlöschschäumen vorliegt. Aber auch alltägliche Produkte tragen dazu bei, dass Menschen unbewusst mit PFAS in Kontakt kommen.
Wo finden sich PFAS?
PFAS wurden mittlerweile weltweit in Wasser, Böden, Tieren und Menschen nachgewiesen – selbst in entlegenen Gebieten wie der Arktis. Besonders hohe Konzentrationen gibt es in:
- Trinkwasser: Verunreinigungen durch Industrieabfälle oder Kläranlagen
- Lebensmittel: Besonders Fische, Meeresfrüchte und Gemüse aus belasteten Böden oder Gewässern
- Verpackungen: Pizzakartons, Backpapier, Fast-Food-Verpackungen
- Textilien & Outdoor-Produkte: Regenjacken, schmutzabweisende Teppiche und Möbelstoffe
- Kosmetika: Einige wasserfeste Mascaras, Lippenstifte oder Sonnenschutzmittel
Eine neue Greenpeace-Studie zeigt nun erstmals, dass auch Meeresschaum an deutschen Küsten mit PFAS belastet ist. Proben an Nord- und Ostseestränden ergaben extrem hohe Konzentrationen, die bis zu 3.777-mal über den dänischen Grenzwerten für Badegewässer lagen.
Welche Alternativen gibt es?
Die Industrie arbeitet zunehmend an PFAS-freien Alternativen, um Verbraucher vor diesen Chemikalien zu schützen. Mögliche Alternativen sind:
- Kochgeschirr mit Keramik- oder Edelstahlbeschichtungen statt Teflon
- Textilien ohne fluorierte Imprägnierungen (z. B. mit Wachs oder Silikon)
- Verpackungen aus ungebleichtem Papier oder biologisch abbaubaren Materialien
- Kosmetika ohne PFAS (z. B. mit natürlichen Ölen statt wasserabweisenden Chemikalien)
Verbraucher können beim Kauf auf PFAS-freie Zertifizierungen wie „PFC-free“ oder „PFAS-frei“ achten. Auch politisch wächst der Druck: Die EU plant ein Verbot vieler PFAS-Verbindungen, um die Umwelt- und Gesundheitsrisiken zu verringern.
Was unternimmt die Politik gegen PFAS?
Angesichts der wachsenden Erkenntnisse über die Gesundheits- und Umweltgefahren von PFAS reagiert die Politik zunehmend mit Regulierungen und Verboten.
Europäische Union (EU)
Die EU hat 2023 einen Aktionsplan zur schrittweisen Einschränkung von PFAS gestartet. Ein zentrales Element ist der Vorschlag, über 10.000 PFAS-Verbindungen nahezu vollständig zu verbieten. Dieser Antrag, eingebracht von Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, Norwegen und Schweden, wird derzeit von der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) geprüft. Sollte das Verbot in Kraft treten, wäre es eine der strengsten PFAS-Regulierungen weltweit. Bereits jetzt sind einige der gefährlichsten PFAS (z. B. PFOA und PFOS) in der EU weitgehend verboten.
Zudem gelten ab 2026 neue Grenzwerte für PFAS im Trinkwasser:
- 100 Nanogramm pro Liter für die Summe von 20 ausgewählten PFAS
- 20 Nanogramm pro Liter für besonders gefährliche PFAS-4 (PFOS, PFOA, PFNA, PFHxS) ab 2028
Deutschland
Deutschland setzt sich auf EU-Ebene für ein umfassendes PFAS-Verbot ein. Einige Bundesländer untersuchen bereits gezielt die PFAS-Belastung in Gewässern, Böden und Lebensmitteln. Besonders stark betroffen sind Regionen mit ehemaligen Militär- und Industrieanlagen, wo PFAS-haltiger Feuerlöschschaum eingesetzt wurde.
Zusätzlich arbeiten deutsche Behörden an Maßnahmen zur besseren Überwachung und Sanierung von PFAS-kontaminierten Standorten. Der Schutz des Trinkwassers steht dabei besonders im Fokus.
Internationale Entwicklungen
In den USA hat die Umweltbehörde EPA erstmals Grenzwerte für PFAS im Trinkwasser festgelegt. Staaten wie Kalifornien gehen noch weiter und verbieten PFAS in bestimmten Produkten, darunter Kosmetika und Lebensmittelverpackungen. Auch Australien und Kanada haben eigene Regulierungen und Sanierungsprogramme entwickelt.
Strengere Regeln, aber noch viele Lücken
Während die politischen Maßnahmen Fortschritte machen, bleibt die Herausforderung groß: PFAS sind bereits überall in der Umwelt verbreitet und lassen sich nur schwer entfernen. Zudem gibt es immer noch zahlreiche Ausnahmen und Schlupflöcher. Ein weltweites, konsequentes Verbot ist notwendig, um die Belastung langfristig zu reduzieren. Verbraucher können durch bewusste Kaufentscheidungen dazu beitragen, den Druck auf Unternehmen und Regierungen weiter zu erhöhen.
Fazit: Die unsichtbare Bedrohung eindämmen
PFAS sind in unserem Alltag allgegenwärtig – mit schwerwiegenden Folgen für Gesundheit und Umwelt. Die Greenpeace-Untersuchung zum Meeresschaum zeigt erneut, dass diese Chemikalien nicht nur in der Industrie, sondern auch in der Natur ein massives Problem darstellen. Strengere gesetzliche Regulierungen, umweltfreundliche Alternativen und bewusste Kaufentscheidungen können helfen, die Belastung zu reduzieren.