EU-Genehmigung für Milliarden-Investitionen in deutsches Wasserstoffnetz

EU-Genehmigung für Milliarden-Investitionen in deutsches Wasserstoffnetz
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Grünes Licht für Milliarden-Investitionen

Die Europäische Kommission hat Deutschland die Genehmigung erteilt, rund drei Milliarden Euro in den Ausbau seiner Wasserstoff-Infrastruktur zu investieren. Diese Entscheidung unterstützt die Ziele der EU-Wasserstoffstrategie und des Klimaschutzpakets „Fit für 55“. Bis 2032 soll ein 9.700 Kilometer langes Wasserstoff-Kernnetz entstehen, das als Rückgrat des deutschen Fernleitungsnetzes dienen und Teil der europäischen Wasserstoffgrundstruktur sein soll.

Förderung für Unternehmen

Durch die staatlichen Subventionen sollen Fernleitungen errichtet werden, die die Nutzung von klimafreundlichem Wasserstoff in Industrie und Verkehr fördern. Die EU-Kommission betont, dass die positiven Effekte dieser Beihilfen größer seien als potenzielle Wettbewerbsverzerrungen. Unternehmen sollen in Form von staatlichen Garantien unterstützt werden, die ihnen den Zugang zu günstigen Darlehen ermöglichen. Diese Darlehen, die von der staatlichen Förderbank KfW gewährt werden, haben Zinssätze unter den Marktkonditionen. Die Rückzahlungen sind bis 2055 gestaffelt und sollen sich an der steigenden Nachfrage nach Wasserstoff orientieren.

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Wasserstoff-Kernnetz bis 2032

Das geplante Wasserstoff-Kernnetz soll bis 2032 größtenteils fertiggestellt sein, wobei die erste große Leitung bereits 2025 in Betrieb gehen soll. Diese Infrastruktur wird Industrie, Kraftwerke, Häfen und Speicher miteinander verbinden. Die Fernleitungsnetzbetreiber schätzen die Kosten auf knapp 20 Milliarden Euro. Ein Großteil der Finanzierung soll durch Nutzungsgebühren gedeckt werden. Etwa 60 Prozent der bestehenden Erdgasleitungen können für den Wasserstofftransport umgewidmet werden, während der Rest Neubauten erfordert. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck rechnet damit, dass Deutschland langfristig 30 bis 50 Prozent seines Wasserstoffbedarfs selbst produzieren wird. Die restlichen Mengen sollen über Pipelines oder in Form von Ammoniak per Schiff importiert werden.

Import aus Nordafrika

Deutschland hat eine Absichtserklärung mit Österreich und Italien unterzeichnet, um grünen Wasserstoff aus Nordafrika über Süditalien zu importieren. Dieser südliche Wasserstoff-Korridor wurde von der EU als Projekt von gemeinsamen Interesse anerkannt, was die Förderung erleichtert. Der grüne Wasserstoff soll aus erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne gewonnen werden. Habeck betont die Bedeutung dieser Verbindung für die Versorgung Süddeutschlands und die Rolle des Korridors bei der Dekarbonisierung schwer zu reduzierender CO2-Emissionen. Der Korridor soll eine zuverlässige Versorgung mit Wasserstoff sicherstellen und die Integration in das europäische Wasserstoffnetz fördern.

Kooperation mit Kanada

Deutschland und Kanada haben ein Abkommen zur Förderung der Wasserstoffwirtschaft geschlossen. In Neufundland sollen große Windparks entstehen, die grünen Wasserstoff produzieren, der dann nach Deutschland exportiert wird. Diese Initiative soll die Energieunabhängigkeit Deutschlands stärken und zur Erreichung der Klimaziele beitragen. Erste Exporte sind für 2025 geplant, wobei die Bundesregierung heimische Importeure beim Aufbau eines internationalen Handelskorridors unterstützen will. Kanada plant, Milliarden in die Entwicklung von Technologie und Infrastruktur für die Wasserstoffproduktion zu investieren.

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Herausforderungen und Kritik

Trotz der großen Pläne und Investitionen gibt es Herausforderungen. In Kanada fehlt noch die notwendige Infrastruktur, und die Produktionskosten für Wasserstoff sind hoch. Umweltschützer befürchten, dass die großen Windturbinen und Produktionsanlagen die Natur Neufundlands beeinträchtigen könnten. In Deutschland wird darauf hingewiesen, dass die Ausbauziele für die Wasserstoffkapazität bis 2030 ambitioniert sind und erhebliche Anstrengungen erfordern. Laut einer Studie der Unternehmensberatung PwC laufen Deutschland und die EU Gefahr, ihre eigenen Wasserstoffziele zu verfehlen. Bis 2030 sollen in Deutschland zehn Gigawatt Elektrolysekapazität aufgebaut werden, derzeit sind jedoch nur Projekte mit 0,55 Gigawatt finanziert.

Zukunftsperspektiven

Die vielseitige Anwendbarkeit von Wasserstoff als Treibstoff, chemischer Grundstoff und Energiespeicher macht ihn zu einem wichtigen Element der zukünftigen Energiearchitektur. Die Bundesregierung sieht Wasserstoff als Schlüsselfaktor für die Energiewende. Um die ambitionierten Ziele zu erreichen, sind jedoch weitere politische Maßnahmen und Investitionen notwendig, um großvolumige Wasserstoff-Abnahmeverträge zu ermöglichen und die anfänglichen Mehrkosten gegenüber fossilen Alternativen auszugleichen.

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