WHO Chefin lässt die Maske fallen

WHO Chan zur e-Zigarette

Margaret Chan

WHO Chefin Chan lässt die Maske fallen

Wie Menschen in Organisationen wirklich denken, erfährt man nur selten aus offiziellen Statements oder bei Vorträgen auf prestigeträchtigen Konferenzen. Zu sorgfältig gewählt ist die Wortwahl bei solchen Anlässen; durch zu viele lektorierende Hände gegangen; zu oft diplomatisch verbogen und inhaltlich glattgebügelt von Kommunikationsexperten.

Die Wahrheit sucht sich andere Kanäle. Meist sind es Zusammenhänge, in denen Funktionäre, Vorstandsvorsitzende oder wie in diesem Fall Generalsekretärinnen multinationaler Konstrukte, sich für einen winzigen Moment entspannen oder überrumpelt werden. Dann entschlüpfen ihnen diese meist sehr kurzen, trockenen Kommentare, in denen sie sagen, was sie wirklich denken – oft gegenüber Journalisten am Rande eines Geschehens, in hitzigen Diskussionen während Talkrunden oder in Form hitzig hingerotzter Tweets, die anschließend nicht mehr aus der digitalen Welt des ewigen Gedächtnisses zu entfernen sind.

Gut, dass es diese Verbalentblößungen gibt – wie wüssten wir sonst, woran wir wirklich sind?

Im vorliegenden Fall ist ein solcher der Generalsekretärin der WHO, Margarete Chan, herausgerutscht. Chan ist die fraglos mächtigste Frau der Welt, wenn es um Gesundheitsfragen im Allgemeinen und die zukünftige Beurteilung der E-Zigarette innerhalb der UN Mitgliedsstaaten geht.

Das Chan für eine strikte Regulierung der E-Zigarette ist, ist nichts Neues. Nicht nur deshalb verstehen sie und Dr. Pötschke-Langer sich so gut.

Das aktuellste Statement der WHO zur Frage der Regulierung von E-Zigaretten einschließlich Empfehlungen für den Umgang mit denselben für die Mitgliedsstaaten stammt vom September 2014. Dort schlägt die WHO eine extensive Liste von Regulierungen vor, einige sinnvoll, andere sinnentleert, aber an keiner Stelle empfiehl sie ein generelles Verbot. Wie denn auch, ist der Liste doch folgende Beurteilung vorausgeschickt:
„Das schnelle Wachstum des globalen E-Zigarette-Konsums kann weder grundsätzlich abgelehnt noch akzeptiert werden, ohne dabei Versuche zu unternehmen, diese Produkte angemessen zu regulieren. Dies dient einer Minimierung der Folgen, die einerseits die Tabakepidemie verschlimmern, andererseits aber auch potenzielle Vorteile für die öffentliche Gesundheit darstellen könnten. Daher ist es entscheidend, die Interessen der öffentlichen Gesundheit zu erkennen und diese zu berücksichtigen, wenn Regulierungen und deren Überwachung umgesetzt werden.“ (Unsere Fettung und Übersetzung)

(Original: „The rapid growth of ENDS use globally can neither be dismissed nor accepted without efforts to appropriately regulate these products, so as to minimize consequences that may contribute to the tobacco epidemic and to optimize the potential benefits to public health. Thus it is important to identify public health concerns and to consider these concerns when undertaking regulation and
surveillance.“)

 

Zwar tritt die WHO im selben Dokument dafür ein, dass E-Zigaretten Tabakzigaretten legislativ gleichgestellt werden sollen (wie offensichtlich ist, ein logisch unbegründbarer Schwachsinn) – aber sie spricht der E-Zigarette als Produkt nicht per se das Potenzial ab, ein Gewinn für das Gesundheitswesen und einzelne Menschen zu sein.

Das hindert Margaret Chan aber nicht daran, der größten englischsprachigen Zeitung ihres Heimatlandes, der Volksrepublik China, folgendes interessante Statement mitzugeben. Befragt, wie den nun mit der E-Zigarette umzugehen sein, antwortete Chan genau das, was sie offensichtlich denkt: “I recommend that national governments ban, or at least regulate, them”. Auf Deutsch: „Ich empfehle, dass Nationalregierungen E-Zigaretten verbieten oder wenigstens regulieren.

Okay, nochmal, damit ich es auch richtig verstehe: Die Generalsekräterin der wichtigsten Gesundheitsbehörde der Welt, empfiehlt das Verbot einer Erfindung, die potenziell ebenso viele Menschenleben im 21. Jahrhundert retten könnte wie das Penicillin im 20. Jahrhundert gerettet hat.

Bizarr. Und was noch schlimmer ist: menschenverachtend. Für diesen Satz sollte Margaret Chan zur Abgabe ihres Postens aufgefordert werden.

Aber da ist noch etwas, was mich irgendwie erschauern lässt. Es ist der emotionale, durch Vernunft unbegründbare, fanatische Unterton, mit dem Chan sich in die E-Zigarettendebatte wirft – und der bis zur Tonalität der Stimme exakt identisch ist mit jenem von Frau Dr. Pötschke-Langer, ihres Zeichens Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention im Deutschen Krebsforschungszentrum und des WHO-Kollaborationszentrums für Tabakkontrolle annimmt, wenn sie über E-Zigaretten spricht.

Das e-Zigaretten Duo Chan Pötschke-Langer

Das unheilvolle Duo: Chan, Pötschke-Langer

 

Auch Frau Pötschke-Langer hat es klar und deutlich gemacht, dass sie die E-Zigarette inzwischen am liebsten verboten sehen würde.

Mir wird extrem mulmig bei dem Gedanken, dass diese beiden nicht praktizierenden Medizinerinnen in ihren Fünfzigern zu den zwei mächtigsten Figuren auf dem Spielbrett gehören, auf dem im Moment um die Zukunft der E-Zigarette geschachert wird.

Ich versuche, sehr zurückhaltend zu sein, wenn um die Verbringung von Menschen in Schubladen geht. Deshalb formuliere ich es mal so: Hier sind die falschen Kräfte am Werk. Hier formieren sich Urteile, die durch keine sachliche Argumentation oder belegbare Fakten stützbar sind. Hier hat sich eine wissenschaftliche Allianz gebildet, der sich in einem selbst gesponnenen, ideologischen Kokon bewegt – einer gefährlichen „eigenen Welt“, die sich nicht mehr den realen Zuständen öffnet, um sich im Dialog an ihnen zu messen und messen zu lassen.

Doch (empirische) Wissenschaft muss falsifizierbar bleiben, um sich so nennen zu dürfen, wie schon Karl Popper in der Logik der Forschung festgestellt hat. Wissenschaftler müssen, wann immer sie glauben, „die Lösung eines Problems gefunden zu haben, ihre Lösung nicht verteidigen, sondern mit allen Mitteln versuchen, sie selbst umzustoßen”, schreibt Popper im Vorwort. Sie sind verpflichtet, sich pro-aktiv auf die Suche nach Beweisen zu machen, die sie widerlegen könnten – und sich mit kritischen Geistern zu umgeben, die willens und fähig sind, sie zu dekonstruieren.

Wer dazu nicht mehr bereit ist, sollte kein öffentliches, wissenschaftliches Amt bekleiden – schon gar keins, dass Gesundheitspolitik macht. Es bleibt den beiden Damen unbenommen, ihren eigenen, kleinen, fundamentalistischen Anti-Dampf-Verein aufzumachen, der sich dann bitte auch die wahre Gesinnung in die Satzung schreibt. Von Positionen, in denen wir sachlich argumentierende, sich Beweisen öffnende, lernfähige und selbstkritische Persönlichkeiten bedürfen, sollten sie zurücktreten.

Weiterführende Links
China Daily
WHO

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2 Kommentare
  1. Martin sagte:

    „Ich versuche, sehr zurückhaltend zu sein, wenn um die Verbringung von Menschen in Schubladen geht. Deshalb formuliere ich es mal so: Hier sind die falschen Kräfte am Werk. Hier formieren sich Urteile, die durch keine sachliche Argumentation oder belegbare Fakten stützbar sind. Hier hat sich eine wissenschaftliche Allianz gebildet, der sich in einem selbst gesponnenen, ideologischen Kokon bewegt – einer gefährlichen „eigenen Welt“, die sich nicht mehr den realen Zuständen öffnet, um sich im Dialog an ihnen zu messen und messen zu lassen.“
    Die böse WHO propagiert auf der anderen Seite ganz klar FÜR tierische Lebensmittel, die wiederum ebenfalls in tausenden Studien als gesundheitsschädlich – und zwar in massivster Weise – entlarvt wurden.
    Wer von Euch ist da wiederum bereit, blind zu GLAUBEN, was die WHO ihm zu diesem Thema auftischt?

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