Hon Lik – Erfinder der heutigen eZigarette – Teil I
Wenn auch nicht ohne Hindernisse durch Tabaklobbys, hat die eZigarette inzwischen doch einen Weltmarkt erobert – und das in den weniger als zehn Jahren seit ihrer kommerziellen Entwicklung durch Hon Lik, Mitbegründer der ersten eCigarettes-Firma der Welt, Ruyan. Die ersten Patente, die Grundlage zur Einführung auf den chinesischen Markt waren, liegen noch heute bei Hon Lik und seinem damaligen Arbeitgeber, der Firma Golden Dragon Group (Holdings) Limited. Klare Informationen zur Verteilung der Urheberrechte gibt es zwar nicht, aber eines ist dennoch erstaunlich: Hon Lik ist bei weitem nicht der reiche Erfinder und Geschäftsführer, der er aller Marktlogik nach eigentlich sein sollte. Zumindest behauptet er selbst das genaue Gegenteil. Die Gründe dafür sieht er zum einen in den verschiedensten Raubkopien seiner Erfindung, der elektrischen Zigarette, vor allem durch US-amerikanische Anbieter. Zum anderen benennt er die chinesische Regierung als Schuldigen, mit der er sich nach eigener Aussage jahrelange, kostenintensive Rechtsstreite geliefert hat.
Dabei war die Erfindung selbst, genauso wie der zündende Gedanke, der zu ihrer Entwicklung führte, außerordentlich Erfolg versprechend. Hon Lik verlor seinen eigenen Vater durch Lungenkrebs, offensichtlich verursacht durch eine jahrelange Zigarettensucht. In Konsequenz beschloss er, seinen eigenen Verbrauch von einer Schachtel pro Tag mit Hilfe von Nikotinpflastern zu reduzieren – allerdings ohne großen Erfolg. Schlimmer noch: Hon Lik vergaß diverse Male, das Pflaster wie verschreiben abends vor dem Schlafengehen abzunehmen. Nächtelange Albträume waren die Folge. Es waren vor allem diese Nebenwirkungen, die ihn dazu motivierten, über Alternativen nachzudenken – und ironischerweise auch auf die direkte Idee zur Entwicklung einer eZigarette brachten. In einem seiner Albträume fand Hon Lik sich in einem See ertrinkend, der plötzlich zu einer gigantischen Masse Dampfs wurde. Das Bild, so zumindest seine persönliche Legende, führte zur Idee des „Verdampfens“ von Nikotin – das technische Prinzip der elektronischen Zigarette war geboren.
Nach diesem nächtlichen Brainstorm und einer schnell hingeworfenen Zeichnung auf einem Fetzen Papier verging noch ein ganzes Jahr der praktischen Ausarbeitung seiner Idee, bevor Hon Lik sie 2003 in seinem Namen patentierte und anschließend seinen Vorgesetzten präsentierte. Er war damals bei der Golden Dragon Group angestellt. Faszinierenderweise ließen seine Arbeitgeber sich sofort vom kommerziellen Wert der elektronischen Zigarette überzeugen. Sie boten Hon Lik die Teilhaberschaft in der Firma gegen die Möglichkeit an, mit der eCigarette in Massenproduktion zu gehen. Schnell wurde die elektronische Zigarette so sehr zum finanziellen Rückrat der Firma, dass sie in das bekannte Ruyan umbenannt wurde – eine Wortschöpfung, die übersetzt in etwa „wie Rauch“ bedeutet.
Bereits 2006 überstieg die Nachfrage die Produktionskapazitäten des Unternehmens, das bereits rund um die Uhr die E-Zigaretten herstellte. Für Hon Lik sahen Gegenwart und Zukunft finanziell betrachtet also rosig aus – doch dann brach der erste von einer Reihe unvorhergesehener Rückschläge über ihn herein. Ebenfalls 2006 erschienen in der chinesischen Presse eine Reihe von furchteinflößenden Artikeln, die den eZigaretten Suchtpotenzial attestierten und sie für mögliche Herzinfarkte verantwortlich machten. Medizinische Studien lagen diesen Berichten nicht zugrunde, aber sie lösten dennoch einen Konsumeinbruch aus. Nun ist die Neutralität der Presse in China bestenfalls eingeschränkt; Inhalte werden von der Regierung scharf beäugt, wenn nicht gelenkt und zensiert. Inwieweit also bereits hier eine Intervention von Regierungsseite im Spiel war, wird Hon Lik niemals wissen.
Gleichzeitig lief die Produktion in konkurrierenden Unternehmen an – auf dem chinesischen wie auf dem US-Markt. Hon Lik behauptet bis heute, dass sämtliche damals auf den Markt geworfenen eCigarette Modelle den seinen technisch absolut entsprachen, von wenigen aber unerheblichen Veränderungen abgesehen. Dennoch bekam er seiner eigenen Aussage zufolge niemals auch nur einen Cent an Patentgebühren. Die Geschäftsberichte der Ruyan-Group aus den Jahren 2009 und 2010 zeigen in Folge einen Geschäftseinbruch von 77% beziehungsweise 78% zum jeweiligen Vorjahr. Neben den genannten Gründen kamen in dieser Zeit auch noch neue Absatzregelungen und sogar Verbote in vielen der hauptsächlichen Exportländer wie Australien, Brasilien, Singapur und Kanada erschwerend hinzu. 2010 nannte sich Hon Liks Unternehmen deshalb abermals in Dragonite International Limited um, um noch andere Produkte herstellen und vertreiben zu können.
Hon Lik – Erfinder der heutigen eZigarette – Teil II
Die Geschichte der e-Zigarette – Ursprung und Entstehung