Interview mit „Happy Liquid“

links Saskia Jungwirth(Assistentin der GF), Philipp Welhusen(Marketing), Ralf Steffan(Prokurist und Vertriebsleiter), Thomas Mrva(Geschäftsführer)

Das „happy liquid“ Team: links Saskia Jungwirth (Assistentin der GF), Philipp Welhusen(Marketing), Ralf Steffan (Prokurist und Vertriebsleiter), Thomas Mrva (Geschäftsführer)



In der Dampferszene spricht man von ihnen, sie gelten als Geheimtipp für wahren Dampfgenuss und setzen Standards in der Herstellung von e-Liquids. Wir wollten mehr über happy liquid wissen und haben das Team besucht.

Liquid-News im Interview  mit „Happy Liquid“.

LN: Happy Liquid wurde ja 2011 von einem Arzt, Thomas Mrva und einem Apotheker, Maximilian Mikli, gegründet. Wie kam es dazu – und welche Auswirkungen hatten diese Berufsausbildungen auf die Unternehmensgrundsätze?

happy-liquid-logo

HL: Neben dem Geschmack treten für uns dadurch belastbare, transparente Standards, Nachvollziehbarkeit für den Kunden und Qualität in den Vordergrund.

LN: Waren beide selbst Raucher – und sind sie komplett umgestiegen?

HL: Max ja. Tom hat seinen Zigarettenkonsum deutlich reduziert.

LN: War immer klar, dass die gesamte Produktion in Deutschland stattfinden sollte?

HL: Wir wollten von Anfang an in Deutschland herstellen und haben das auch getan. Zu diesem Zweck haben wir die Produktionsstätte auch selbst aufgebaut, um volle Kontrolle zu behalten.

LN: Wie weit hat sich Happy Liquid inzwischen verbreitet?

HL: Wir beliefern europaweit mehrere hundert Fachgeschäfte in vielen Ländern; dazu kommen noch diverse Tabakhändler und Kioske.

LN: Ihr produziert nach deutschen Pharmastandards – warum gewährleisten die ein sicheres Produkt?

HL: Der deutsche Pharmastandard gewährleistet einfach die bestmöglichen Zutaten. Die Aromen erfüllen außerdem die Lebensmittelnorm. Zusätzlich werden sie von uns separat auf diverse zwar zugelassene Substanzen geprüft, die Happy Liquid aber intern nicht toleriert. Da Happy Liquid selbst aktiv in der Forschung tätig ist und wir uns konstant Fachwissen über externe Publikationen aneignen, wissen wir inzwischen, dass viele Lebensmittelaromen zum Dampfen schlichtweg ungeeignet sind.

LN: Stichwort neue Geschmacksrichtungen: Wie sieht da ein typischer Prozess von der Ideenfindung bis zum marktreifen Produkt aus? Macht Ihr eigene Marktforschung, hört Ihr viel auf Kunden, durchforstet Ihr Wettbewerber oder macht Ihr hauptsächlich, was Euch selbst schmeckt?

HL: Im Prinzip: Eine Mischung aus all diesen Punkten. Wir reagieren besonders gezielt auf die Wünsche unserer Kunden – wenn möglich, denn sie müssen nach unseren Kriterien umsetzbar sein und natürlich auch unseren Gaumentest bestehen. Prototypen bekommen dann einzelne ausgewählte Kunden von uns zum Testen. Von der Idee bis zum dampfbaren Liquid kann so schon mal schnell ein Jahr vergehen und unzählige Anläufe fordern.

 

Anmerkung der Redaktion: Thomas Mrva hat als „Liquid-Sommelier“ 2014 im Interview mit dem Dampfer-Magazin die verschiedenen Aspekte der Aroma-Komposition sehr präzise und faszinierend beschrieben – in jeder Hinsicht eine echte Leseempfehlung!

LN: Was sind Eurer Meinung nach Eure innovativsten und experimentellsten Geschmacksrichtungen – und wie wurden die nachgefragt?

HL: „Blue Ice“. Da war es eine Herausforderung, eine isoamylester-freie Aromakomposition zu erarbeiten, die dem Original entspricht.

LN: Was raucht Ihr firmenintern gerade selbst am liebsten?

HL: Sämtliche Testliquids natürlich. Sonst gerne fruchtige wie Boysenbeere und frische wie Earl Grey, gerne auch mit einem kleinen Schuss Menthol.

Aromenmischung

Aromenmischung

LN: Habt Ihr Eure Liquid-Rezepturen an die technischen Entwicklungen der letzten Jahre angepasst bzw. anpassen müssen?

HL: Verbesserungen finden laufend statt. Unsere Produkte werden kontinuierlich auch an neuen Geräten getestet. Da wir aber seit Anfang an sehr hohe Standards verfolgen, stellen neue Entwicklungen auf Seiten der Hardware kein Problem dar. Die Aromenentfaltung wird besser, je besser der Verdampfer arbeitet. Da müssen wir kaum nachtarieren.

LN: Welche Auswirkungen wird die deutsche Ratifizierung des TPD2 konkret auf Happy liquid und die restliche Branche haben?

HL: Soweit wir das jetzt absehen können, wird es von unserer Seite keine Probleme bei der Umsetzung geben. Kleinere Liquid-Hersteller werden da leider deutlich mehr Schwierigkeiten haben. Alleine aufgrund der Chargen-Dokumentation, die aufwändiger wird, je kleiner die Chargengrösse ist. Dennoch beobachten wir die Aktivitäten der EU und der Bundesregierung sehr genau. Auch wir werden uns mit Händen und Füßen gegen sinnlose Regularien wehren.

LN: Stichwort Steuer und Gesundheitspolitik? Ihr seid meines Wissens nach das erste deutsche Liquid Unternehmen, das eigene Studien zum Gesundheitsrisiko von verdampftem Liquid auf den menschlichen Organismus durchführt.

HL: Wenn es, wie aktuell zu lesen um, eine „Steuer“ geht, so vertreten wir ganz klar den Standpunkt, dass die Tabaksteuer der Gesundheit vorbeugen soll. Eine Tabaksteuer gibt es also nur, um den diesbezüglichen Konsum einzudämmen und die Folgekosten durch Raucherfolgeerkrankungen zu bezahlen. Eine äquivalente Steuer auf Liquids wäre also nur schwer zu argumentieren, da die Gesundheitsbelastung massivst minimiert ist und das Produkt eigentlich die beste Option der Politik darstellt, das Rauchen von Tabak zu unterbinden. Dennoch liegt eine Steuer im Bereich des politisch möglichen. Wir begrüßen jede sinnvolle politische Regulierung die das Rauchen eindämmt und so die „Volksgesundheit“ unterstützt. Elektrische Zigaretten sollten aber als Lösung und nicht als Teil des Problems behandelt werden, auch aus steuerlicher Sicht.

Leider sind unsere Politiker nicht bereit, mit uns zu sprechen, auf die empirischen Daten zurück zu greifen oder gar im Dialog gemeinsam zu erarbeiten, welche Studien der Entscheidungsfindung helfen könnten. Wir würden sofort gemeinsam mit der Regierung kommende Studienansätze entwickeln und diese objektiv und unter Einbeziehung aller Parteien durchführen. Dies ist aber nicht gewollt. Hier geht es nur um Geld und die Bevormundung der Gesellschaft. Gesundheit stand noch nie im Fokus dieser Institutionen. Es wird Zeit, dass die Bevölkerung das versteht.

 

Tagesversand

Tagesversand

LN: In diesem Zusammenhang: Welche Nikotinstärken werden bei Euch momentan hauptsächlich nachgefragt? Meint Ihr auf der Basis dieser Erfahrungswerte, dass die kommende Limitierung auf 20mg/ml Nikotin Auswirkungen auf den Erfolg von Rauchern beim Umstieg auf die E-Zigarette haben könnte?

HL: Die Hauptstärken sind 6 und 12mg/ml. Bei fertigen Liquids wird es wenig Änderung geben. Das Geschäft mit Basen wird aufgrund der Mengen- und Größenbeschränkung die offensichtlichsten Änderungen bzw. Einschränkungen durchlaufen.

LN: Wie schon erwähnt: Ihr ward meines Wissens nach das erste deutsche Liquid Unternehmen, das eigene Studien zum Gesundheitsrisiko von verdampftem Liquid auf den menschlichen Organismus in Auftrag gegeben hat – und zwar beim Institut für zellbiologische Testsysteme „Dartsch Scietific GmbH“.

Erzählt doch mal, wie es dazu kam und wie Ihr die Ergebnisse für Eure eigene Entwicklungen verwertet.

HL: Wir haben sehr früh, auch aufgrund unserer persönlichen Vorgeschichten, beschlossen, dass es wichtig ist, bei unseren Produkten einen möglichst guten Nachweis der relativen Unschädlichkeit zu bringen.Wir möchten außerdem größtmögliche Transparenz und Sicherheit bieten. Eine genaue Bewertung der Substanzen ist Teil unserer Verantwortung als Mediziner und Produzenten. Wir verlassen uns nicht auf Lebensmittelstandards. Wer würde sich schon in einer Metzgerei operieren lassen?

Selbstverständlich muss man, wenn es um den menschlichen Organismus geht, ein paar Schritte weiter denken. Die Lunge und die inhalative Aufnahme von Stoffen unterliegen völlig anderen Abläufen als der Verdauungsapparat. Deshalb sind lebensmittelzertifizierte Stoffe noch lange kein Garant für bedenkenloses Dampfen. Neue Faktoren wie z.B. die Erhitzung und die Konzentration der aufgenommenen Stoffe fließen in die Untersuchungen mit ein.

Vor der eZigarette hat einfach niemand nachprüfen müssen, was die Stoffe in der Lunge so anstellen können. Auch die Tatsache, dass ein Dampfer täglich und über eine sehr lange Zeitspanne bestimmte Aromen und Liquids inhaliert, stellt einen völlig neuen Ansatz dar, der mit dem von gewöhnlichen Lebensmitteln nicht zu vergleichen ist.

LN: Es sind ja genau diese Studien, die als Gegenargumente zu den häufig sehr lückenhaft recherchierten bzw. selektiv ausgewählten wissenschaftlichen Belegen der WHO, des DKFZ und anderer dampfkritischer Institutionen angeführt werden könnten. Versucht Ihr da selbst, für eine weitere Verbreitung zu sorgen, bzw. die Studien direkt an entsprechende Organisationen und Institutionen zu schicken – oder wollt Ihr in diesem Punkt lieber „neutral“ bleiben?

HL: Neutral sind wir bestimmt nicht, aber immer zu Gesprächen und Diskussionen bereit. Weil wir gerne den qualifizierten Dialog suchen, sind wir auch weiterhin der Meinung, dass Forschung wichtig ist, nicht nur um Argumente „pro Dampf“ zu liefern, sondern auch Probleme möglichst früh zu erkennen. Wir versuchen deshalb auch in fachlichen, wissenschaftlichen Gesprächen, z.b. im Rahmen der DIN-Kommission, eine sinnvolle und mäßigende Rolle zu übernehmen.

LN: Welche Rolle spielen Eurer Meinung nach die Fachhändler bei der Aufklärung und generell der weiteren Durchsetzung von E-Zigaretten? Wie unterstützt Ihr die Händler dabei?

HL: Auf jeden Fall die wichtigste Rolle. Zwar ist die öffentliche Meinung (Presse etc.) auch sehr relevant, aber die meisten (Neu-)Dampfer vertrauen auf Mundpropaganda und natürlich auf die Beratung der Fachhändler. Somit sind diese die wichtigsten Aufklärer!

Durch unsere Forschungsarbeit versuchen wir den Händlern Mittel an die Hand zu geben, um eventuelle Probleme im vor hinein auszuschließen und die qualifizierte Beratung noch ein Fünkchen besser zu machen. Wir bieten unseren Händlern durch unseren Außendienst auch die Möglichkeit von Schulungen vor Ort an, auch im Rahmen von Events.

LN: Stichwort Händler: In Österreich darf nikotinhaltiges Liquid ja nur noch von den sogenannten Trafiken verkauft werden. Viele Dampfer kritisieren, dass diese nicht das nötige Know-how und die Zeit für eine ausführliche Beratung haben. Ihr jedoch sucht explizit die Kooperation mit den Trafikanten. Wie sieht da der Dialog aus?

HL: Der Dialog funktioniert auf einem sehr hohen fachlichen Niveau. Viele treten mit immensem Fachwissen an uns heran. Natürlich ist der Kreis dieser speziellen Trafikanten wesentlich kleiner. Wir arbeiten in Österreich sowohl mit Fachhändlern als auch mit Trafiken zusammen. Es geht in erster Linie um eine breite Verfügbarkeit, die ohne Trafiken noch nicht realisierbar scheint. Es gibt zu wenige Fachhändler. Die Regelung sorgt natürlich für eine Art Monopol der Trafiken. Als deutsches Unternehmen unterstützen wir zwar kein Monopoldenken, sind aber gezwungen damit zu leben. Unserer Erfahrung nach gibt es sie aber, die Trafiken mit fachlichem Know-How und der Leibe zum Dampfen.
Um den Kunden in Österreich den bestmöglichen Kompromiss zu bieten, schulen und fördern wir die Trafiken durch persönliche Gespräche und das zur Verfügung stellen von Unterlagen und Handouts.

LN: Ihr seid ja viel auf Messen unterwegs, mit eigenen Ständen und Aktionen. Wie beurteilt Ihr die Relevanz von Messen für Eure eigene Entwicklung, für die Dampfer-Community und was bringen sie Euch persönlich?

HL: Wichtig finden wir das persönliche Feedback der Dampfer; es ist etwas ganz anderes, wenn man sich direkt austauschen kann. Und natürlich informieren wir uns auch selbst und privat immer wieder umfangreich! Messen bieten da die beste Plattform. Der Austausch zwischen uns und den Konsumenten ist dabei genauso wichtig wie der unter Branchenvertretern, Produzenten, Importeuren etc…

LN: Noch eine Frage zum Dauerbrenner Preise: Jetzt habt Ihr ja schon ein paar Jahre Erfahrungen gesammelt mit Eurer Preisgestaltung, die sich im höheren Mittelpreissegment bewegt. Seht Ihr Eure Preis-Philosphie gerechtfertigt – oder ist es sogar so, dass Eure Preise das darstellen, was jedes Liquid kosten würde, wenn man mal die externalisierten Kosten einrechnet und alle Beteiligten angemessen bezahlt werden

HL: Wir können über die Preisgestaltungen anderer Anbieter natürlich nichts sagen, aber wir sind der Meinung, dass Qualität auch ihren Preis hat. Wir produzieren komplett in Deutschland, da ist das Lohnniveau natürlich höher als in anderen Ländern. Auch unsere geprüften Rohstoffe stammen komplett aus Deutschland.

Dazu kommt der immense Aufwand, den wir in die Forschung stecken. Wie oben bereits erwähnt, lassen sich eben nicht alle Aromen bedenkenlos dampfen. Um die Aromen und Stoffe zu identifizieren, die unsere Standards erfüllen, können wir aber auf keinerlei Daten zurückgreifen, sondern müssen diese alle neu generieren. Andere machen es sich da vielleicht einfacher. Die meisten unserer Händler halten uns unsere Preispolitik und die damit verbundene Stabilität deshalb auch zu Gute.

LN: Ihr habt mal die originelle Unterscheidung in Sommer- und Winter-Liquids gemacht. Was sind denn Eure Highlights für Beachparties und laue Sommerabende in diesem Jahr?

HL: Johannisbeere ist ein tolles Sommer-Beach-Liquid. Maracuja sorgt durch den leicht herb-säuerlichen Geschmack auch immer für die gewisse Erfrischung…und wenn die Nächte doch zu heiß werden, einfach ein paar tropfen Mentholliquid dazugeben, dann ist der Frische der Nacht keine Grenze mehr gesetzt…

LN: Gibt es noch etwas, dass Ihr gerne als Schlusspunkt setzen möchtet?

HL: Abschließend möchten wir uns bei all unseren Kunden für die Treue und die Unterstützung bedanken. Was wir jeden Tag und oft auch an den Wochenenden, auf Kongressen und Debatten, in unserem Labor oder im Dialog mit potentiellen Entscheidern aus dem Gesundheitssektor tun: All das machen wir, weil wir überzeugt davon sind, an der Schwelle einer neuen Zeit zu stehen. Einer Zeit, in der wir gemeinsam die Weichen stellen für eine rauchfreie Zukunft… vielleicht ein schwer erreichbares Ziel, aber sicherlich eines der erstrebenswertesten und wichtigsten der Welt.

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