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Angela Merkels Vermächtnis sieht immer schrecklicher aus

Angela Merkels Vermächtnis sieht immer schrecklicher aus
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Der „Economist“ urteilt über Angela Merkel: Ein umstrittenes Erbe und geteilte Meinungen

Am 26. November wird das Buch „Freiheit. Erinnerungen 1954 – 2021“ von Angela Merkel erscheinen, in dem sie Einblicke in ihre Kanzlerschaft und ihre Sicht auf politische Entscheidungen gibt. Während die ehemalige Kanzlerin in Deutschland vor allem für ihre Stabilität in Krisen und ihren pragmatischen Führungsstil geschätzt wird, fällt das Urteil des britischen Magazins „The Economist“ überraschend negativ aus. Diese Kritik führt zu einer lebhaften Debatte über das Vermächtnis Merkels in Deutschland und Europa.

„Durchwurschteln“ ohne Reformen?

Der „Economist“ kritisiert Merkels Kanzlerschaft scharf, indem er ihr eine „Politik des Durchwurschtelns“ ohne langfristige Reformen vorwirft. Laut dem Magazin habe Merkel es versäumt, die deutsche Wirtschaft nachhaltig zu stärken und auf die Zukunft auszurichten, was Deutschland wieder zum „kranken Mann Europas“ gemacht habe​ B.Z. – Die Stimme Berlins.

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Der Investitionsstau in der Infrastruktur, von der maroden Verkehrsinfrastruktur bis zur unzureichenden Digitalisierung, sei eine direkte Folge ihrer konservativen Sparpolitik. Während der Nullzinsphase, so der „Economist“, hätte Deutschland die Möglichkeit gehabt, umfassende Investitionen zu tätigen, doch die Schuldenbremse blockierte dies.

Diese Sichtweise wird auch in deutschen Medien bestätigt: Beobachter sehen hier ein wesentliches Versäumnis der Merkel-Jahre. Die fehlende Erneuerung wichtiger Infrastruktur sowie die andauernden wirtschaftlichen Abhängigkeiten, beispielsweise im Energiesektor von russischem Gas und im Export von China, haben Deutschland in den letzten Jahren zunehmend verwundbar gemacht​ Behörden Spiegel.

Sicherheits- und Außenpolitik: Falsche Weichenstellungen?

Ein weiterer Punkt der „Economist“-Kritik betrifft Merkels Russland-Politik. Sie habe zu einer Abhängigkeit von russischem Erdgas geführt und sich nach der Krim-Annexion 2014 nicht ausreichend von Putin distanziert. Dies habe sich in der geopolitischen Lage heute, insbesondere im Ukraine-Krieg, als schwerwiegender Fehler erwiesen. Kritiker in Deutschland und auch europäische Partner werfen Merkel vor, die sicherheitspolitischen Sorgen osteuropäischer Staaten ignoriert zu haben, was die Einheit der EU in Krisenzeiten geschwächt habe​ Manager-magazin Blog’s.

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Migration und EU-Politik: Polarisierende Entscheidungen

Eine der umstrittensten Entscheidungen Merkels war die Aufnahme von Flüchtlingen im Jahr 2015, die als „Willkommenskultur“ bekannt wurde. Auch wenn dieser Schritt international Anerkennung fand, führte er in Deutschland zu einer tiefen gesellschaftlichen Polarisierung und gab rechten Strömungen Aufwind. Der „Economist“ meint, diese Entscheidung habe langfristige gesellschaftliche Spannungen befeuert und wird ihr daher als problematisch ausgelegt​.

Die EU-Politik Merkels wird im Rückblick ebenfalls kritisch betrachtet. Durch ihr zögerliches Vorgehen, das in Medien als „Merkeln“ bekannt wurde, habe sie dringliche Entscheidungen auf EU-Ebene hinausgezögert. Besonders das Abwarten im Umgang mit antidemokratischen Entwicklungen in Ungarn und Polen sowie die Schwierigkeiten, einen gemeinsamen europäischen Kurs zu finden, gelten heute als politische Schwächen. Merkels Zurückhaltung, etwa bei Maßnahmen gegen Viktor Orbáns Ungarn, habe autoritäre Tendenzen in der EU indirekt gestärkt.

Ein umstrittenes Vermächtnis

Obwohl die Kritikpunkte an ihrer Politik zahlreich sind, bleibt Merkels Rolle als Krisenmanagerin für viele unbestritten. Während der Euro- und Finanzkrisen sorgte sie für Stabilität und half, die EU zusammenzuhalten. Ihr pragmatischer Führungsstil, der oft als „stabil, aber visionslos“ beschrieben wurde, hat in Deutschland wie international Anhänger und Kritiker zugleich gefunden.

In Deutschland sehen viele Menschen nach Merkels Amtszeit eine Verschlechterung der politischen und wirtschaftlichen Lage, was sowohl an ihrer Politik als auch an den Entscheidungen der aktuellen Regierung liegt. Umfragen zufolge empfindet eine Mehrheit der Deutschen, dass sich die Lage nach ihrem Rückzug verschlechtert hat, und verknüpft dies teilweise mit den Herausforderungen, die in ihrer Ära unerledigt blieben​.

Wer ist „The Economist“

The Economist ist eine international renommierte britische Wochenzeitung, die seit 1843 veröffentlicht wird und sich auf wirtschaftliche und politische Themen spezialisiert. Sie ist bekannt für tiefgehende Analysen, oft liberale bis wirtschaftsfreundliche Positionen und eine klare, sachliche Berichterstattung. Ihre Kolumnen, wie die Europa-Kolumne Charlemagne, bieten Einblicke in die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen weltweit. Dank ihrer globalen Reichweite und fundierten Perspektiven gilt The Economist als eine wichtige Quelle für internationale Entscheidungsträger und Meinungsführer.


Titelbild: Armin Kübelbeck

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