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Amerikas Präsidenten im Demokratie-Check – Wie Donald Trump die rote Linie überschritt

Amerikas Präsidenten im Demokratie-Check – Wie Donald Trump die rote Linie überschritt
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Von Redaktion Liquid News

In der Geschichte der Vereinigten Staaten gab es gute Präsidenten und schlechte, beliebte und verhasste, glorreiche und gescheiterte. Doch keiner spaltete die Demokratie selbst so tief wie Donald Trump. Eine vergleichende Analyse der letzten acht US-Präsidenten zeigt: Trump steht nicht nur wegen seiner Politik in der Kritik – sondern wegen seines grundlegenden Verhältnisses zu rechtsstaatlichen Prinzipien, Institutionen und dem politischen Gegner.

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Der Demokratie-Test

Ob ein Präsident eine starke Wirtschaft aufbaut oder Kriege gewinnt, ist wichtig. Doch ob er demokratische Regeln wahrt, ist entscheidend. Fünf zentrale Kriterien wurden für diese Bewertung herangezogen:

  • Demokratieverständnis
  • Pressefreiheit & Transparenz
  • Umgang mit politischer Opposition
  • Verteidigung der Gewaltenteilung
  • Widerstand gegen autoritäre Tendenzen

Jeder dieser Punkte offenbart, wie ein Staatsoberhaupt mit der Macht umgeht – ob er sie respektiert, einschränkt oder überdehnt.

Jimmy Carter: Moral statt Macht

Ganz oben steht einer, der selten genannt wird, wenn es um „die Größten“ geht: Jimmy Carter (1977–1981). Er regierte unspektakulär, kämpfte mit Krisen und verlor die Wiederwahl. Doch Carter war integer. Er nutzte seine Macht nie zu seinem Vorteil, stellte Menschenrechte in den Mittelpunkt und respektierte politische Gegner wie unabhängige Institutionen. Ein Präsident mit Rückgrat – gerade weil er sich selbst nicht in den Mittelpunkt stellte. Demokratiebewertung: 8,6/10.

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Obama und Biden: Verfassungstreu, aber gebremst

Barack Obama war ein Hoffnungsträger. Seine Rhetorik war versöhnlich, sein Stil staatsmännisch. Die Gewaltenteilung achtete er, doch er scheiterte oft an einer systematisch blockierenden Opposition. Auch bei Pressefreiheit und Umgang mit Kritik blieb er staatstragend – doch nutzte er gleichzeitig exekutive Mittel im Antiterrorkampf in bedenklichem Ausmaß (Drohnen, NSA). Bewertung: 7,8/10.

Joe Biden wollte nach Trump die „Seele Amerikas“ heilen. Er versuchte, Brücken zu bauen, verzichtete auf Polarisierung und verzog sich lieber als zu spalten. Doch Reformen gegen strukturelle Demokratiedefizite blieben aus. Biden verwaltete – solide, aber ohne Durchschlagskraft. Bewertung: 7,2/10.

Reagan, Clinton und die Mitte

Ronald Reagan veränderte das politische Klima. Er verkörperte den konservativen Wandel, sprach von Freiheit – und war doch ein Meister der Inszenierung. Er respektierte die Gewaltenteilung, baute sie aber ideologisch um. Ein halber Demokrat, ein halber Ideologe. Bewertung: 5,6/10.

Bill Clinton war pragmatisch. Er suchte Kompromisse, regierte mit Republikanern – und überlebte einen Impeachment-Skandal. Ein Taktiker, der demokratische Prinzipien achtete, aber auch bereit war, sie für politische Deals zu dehnen. Bewertung: 6,0/10.

George W. Bush: Die Demokratie unter Schock

Nach 9/11 regierte George W. Bush im Ausnahmezustand. Der „Patriot Act“, Guantanamo, Überwachung, Geheimgerichte – all das schwächte den Rechtsstaat. Bush sah sich als Verteidiger der Freiheit – tat dies aber mit Methoden, die diese Freiheit gefährdeten. Bewertung: 4,6/10.

Sein Vater, George H. W. Bush, dagegen blieb präsidentiell – loyal zur Verfassung, ohne große Ausschläge. Bewertung: 6,8/10.

Donald Trump: Der Dammbruch

Und dann ist da Donald Trump. Kein Präsident in der neueren US-Geschichte hat sich derart offen über demokratische Normen hinweggesetzt:

  • Er beschimpfte Medien als „Volksfeinde“, ließ kritische Journalisten aus dem Weißen Haus ausschließen.
  • Er diffamierte politische Gegner, forderte ihre strafrechtliche Verfolgung („Lock her up!“).
  • Er missachtete Gerichtsurteile, stellte Richter als „parteipolitisch“ dar.
  • Er untergrub gezielt das Vertrauen in Wahlen, weigerte sich, seine Niederlage 2020 anzuerkennen.
  • Er lobte autoritäre Herrscher (Putin, Kim, Orbán) und stellte sich über rechtsstaatliche Verfahren.
  • Am 6. Januar 2021 wurde seine Sprache zur Eskalation – das Kapitol wurde gestürmt.

Trump regiert nach dem Prinzip: Loyalität vor Legalität. Institutionen sind ihm nicht Schutz, sondern Hindernis. Kritiker? Feinde. Presse? Lügen. Der Staat? Werkzeug des Eigeninteresses.

Demokratiebewertung: 1,6/10 – der mit Abstand niedrigste Wert aller Präsidenten der Neuzeit.

Fazit: Der Bruch

Die Geschichte der US-Präsidentschaft kennt Irrtümer, Skandale, Kriege. Doch was Donald Trump auszeichnet, ist die systematische Ablehnung demokratischer Grundprinzipien. Während seine Vorgänger – ob links oder rechts – das System achteten, missbrauchte er es. Er war kein Verwalter, sondern ein Angreifer der Demokratie. Ein Präsident, der nicht innerhalb des Systems kämpfte, sondern es beschädigte.

Carter, Obama und Biden stehen für Zurückhaltung. Reagan, Bush und Clinton für politische Kämpfe innerhalb des Rahmens. Trump steht außerhalb dieses Rahmens – als Test für die Resilienz der amerikanischen Demokratie.

Demokratie ist kein Automatismus. Sie lebt vom Verhalten ihrer Führer. Und manchmal – so zeigt es Donald Trump – auch vom Widerstand gegen sie.

🔢 Die Präsidenten im Demokratie-Vergleich – Alle Bewertungen im Überblick

Eine Auswertung zentraler Kriterien zeigt, wie unterschiedlich die acht letzten US-Präsidenten mit der Demokratie umgingen. Die folgende Übersicht fasst die Einzelbewertungen zusammen:

Präsident Demokratie-
verständnis
Presse-
freiheit
Umgang mit
Opposition
Gewalten-
teilung
Anti-autoritäre
Haltung
Ø Gesamt-
bewertung
Jimmy Carter 9 9 9 9 9 8,6
Barack Obama 8 7 7 8 8 7,8
Joe Biden 7 7 8 8 7 7,2
George H. W. Bush 7 6 7 7 7 6,8
Bill Clinton 6 6 6 6 6 6,0
Ronald Reagan 6 5 6 5 6 5,6
George W. Bush 5 5 4 4 5 4,6
Donald Trump 2 2 1 1 2 1,6

Deutlicher könnte das Ergebnis kaum sein: Während Carter, Obama und Biden demokratische Prinzipien stärkten oder zumindest achteten, hinterließ Donald Trump ein beispielloses Defizit. Sein Umgang mit Presse, Justiz, Opposition und eigener Macht zeigt: Die Demokratie ist nicht unzerstörbar – sie ist so stark wie ihre Bewahrer. Oder so verletzlich wie ihre Gegner.

🧠 Datengrundlage der Bewertung

Die Einschätzungen in diesem Demokratievergleich basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen, wissenschaftlichen Analysen sowie verfassungsrechtlichen Bewertungen unabhängiger US-Institutionen. Bewertet wurden keine parteipolitischen Inhalte oder Wahlergebnisse, sondern allein das Verhältnis der Präsidenten zu demokratischen Grundprinzipien.

  • Primärquellen: Reden, Gesetze, Dekrete und offizielle Dokumente der jeweiligen Präsidentschaften
  • Sekundärquellen: Politikwissenschaftliche Studien, u. a. von Brookings Institution, Freedom House, Pew Research und Congressional Research Service
  • Medienanalysen: Inhalte aus überparteilichen US-Medien wie The Atlantic, New York Times, Washington Post, Politico sowie internationale Beobachtungen (z. B. Der Spiegel, BBC, Le Monde)
  • Demokratie-Indizes: Einflüsse aus Ratings wie dem Democracy Index (Economist Intelligence Unit) und dem Freedom in the World Report (Freedom House)

Die Einzelwerte wurden nicht rechnerisch gewichtet, sondern aus qualitativen Einordnungen zu jeder Kategorie entwickelt. Sie stellen keine absolute Rangliste dar, sondern eine nachvollziehbare Einschätzung politischer Praxis im historischen Kontext.

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