Viele Ruheständler leben von wenig: 40 % der Rentner haben weniger als 1.790 Euro im Monat
Viele Rentner mit knappen Einkommen
WIESBADEN – Rund 40 % aller Menschen im Ruhestand ab 65 Jahren müssen mit einem monatlichen Nettoäquivalenzeinkommen von höchstens 1.790 Euro leben. Das zeigen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) aus der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) 2024.
Ein Fünftel der Ruheständlerinnen und Ruheständler verfügt über maximal 1.400 Euro netto im Monat, ein weiteres Fünftel über 1.400 bis 1.790 Euro. Erst ab rund 2.870 Euro beginnt das oberste Fünftel der Einkommensskala.
Einkommen leicht gestiegen – Abstand bleibt
Das mittlere Nettoäquivalenzeinkommen der über 65-Jährigen liegt inzwischen bei 1.990 Euro monatlich. Das bedeutet: Die eine Hälfte hat weniger, die andere mehr zur Verfügung. Zum Vergleich: In der Gesamtbevölkerung liegt der Median bei 2.300 Euro.
Zwar stiegen die Einkommen der Ruheständler seit 2021 um rund 9 % – von 1.820 auf 1.990 Euro. Doch der Abstand zur Gesamtbevölkerung bleibt bestehen, dort legten die Einkommen im selben Zeitraum um 11 % zu.
Viele auf staatliche Unterstützung angewiesen
Die Einkommenszuwächse bei älteren Menschen halten nicht mit der Gesamtbevölkerung Schritt. Während das mittlere Einkommen der Ruheständler zwischen 2021 und 2024 um neun Prozent stieg, wuchs es bei allen Haushalten um elf Prozent. Damit vergrößert sich die Lücke weiter.
Gleichzeitig wächst die Zahl derjenigen, die im Alter nicht mehr ohne staatliche Hilfe auskommen. Ende 2024 erhielten knapp 739.000 Menschen Grundsicherung im Alter – rund sieben Prozent mehr als ein Jahr zuvor und sogar 31 Prozent mehr als Ende 2020.
Ein Teil des Anstiegs erklärt sich durch die höhere Zahl geflüchteter und leistungsberechtigter Menschen aus der Ukraine. Doch auch unabhängig davon zeigt der Trend: Für viele Rentnerinnen und Rentner reichen die Alterseinkünfte nicht aus, um die gestiegenen Lebenshaltungskosten zu decken. Altersarmut bleibt damit ein wachsendes Risiko.
Hauptquelle Rente – kaum zusätzliche Einnahmen
Renten und Pensionen machen im Schnitt 92 % des Einkommens von Rentnerhaushalten aus. Nur 5 % stammen aus Vermögen, 2 % aus Erwerbstätigkeit und 1 % aus staatlichen Transferleistungen wie Grundsicherung im Alter.
Frauen deutlich schlechter gestellt
Besonders groß ist der Unterschied zwischen Männern und Frauen:
- Männer beziehen im Schnitt 2.320 Euro brutto an Alterseinkünften.
- Frauen erhalten dagegen nur rund 1.720 Euro – also 26 % weniger.
Rechnet man Hinterbliebenenrenten heraus, klafft die Lücke noch weiter auseinander: Der sogenannte Gender Pension Gap steigt dann auf 36,9 %. Hauptgrund sind unterbrochene Erwerbsbiografien und geringere Beschäftigungszeiten vieler Frauen.
Gesellschaftliche Herausforderung
Die Zahlen machen deutlich: Trotz insgesamt gestiegener Einkommen bleibt die finanzielle Lage vieler älterer Menschen angespannt. Vor allem für Frauen, die seltener durchgängige Vollzeit-Erwerbsbiografien haben, bleibt Altersarmut eine reale Bedrohung.
So zeigt sich: Wer heute in Rente geht, lebt zwar im Durchschnitt etwas besser als vor einigen Jahren – doch immer mehr Menschen sind auf staatliche Unterstützung angewiesen. Politik und Gesellschaft stehen damit vor der Herausforderung, die soziale Sicherheit im Alter langfristig zu stärken.