Barcelona plant drastische Maßnahmen gegen Ferienwohnungen

Barcelona plant drastische Maßnahmen gegen Ferienwohnungen
Anzeige

Maßnahmen zur Bekämpfung der Wohnungsnot

Barcelona, eine der meistbesuchten Städte Spaniens, plant bis Ende 2028 sämtliche Ferienwohnungen abzuschaffen, um der Wohnungsnot entgegenzuwirken. Bürgermeister Jaume Collboni kündigte an, dass ab 2029 keine Ferienwohnungen mehr in der Stadt existieren sollen. Die derzeit legal vermieteten Ferienwohnungen sollen wieder an die Bewohner der Metropole zurückgegeben werden, was laut Collboni 10.000 neue Miet- oder Verkaufsobjekte schaffen würde.

Starker Anstieg der Immobilienpreise

In den letzten zehn Jahren sind die Mietpreise in Barcelona um fast 70 Prozent und die Kaufpreise um etwa 40 Prozent gestiegen. Zudem gibt es schätzungsweise 6.000 illegal vermietete Wohnungen. Die Stadtverwaltung sieht sich gezwungen, per Dekret einzugreifen, um bezahlbaren Wohnraum sicherzustellen. Neue Lizenzen für Ferienwohnungen wurden bereits in den letzten Jahren nicht mehr erteilt, und seit 2016 wurden 9.700 illegale Ferienwohnungen geschlossen.

Anzeige

Kritik von Opposition und Tourismusbranche

Die geplanten Maßnahmen stoßen auf Kritik. Oppositionsparteien und die Tourismusbranche befürchten, dass die Maßnahmen die Wohnungsnot eher verschärfen und zu einer Verlagerung in den illegalen Bereich führen könnten. Barcelonas Verband für Touristenwohnungen (Apartur) warnte, dass diese Maßnahmen zu Armut und Arbeitslosigkeit führen könnten und betonte, dass Ferienwohnungen weniger als ein Prozent des gesamten Wohnungsbestands ausmachen.

Unterstützung und Proteste

Unterstützung erhält die Stadtregierung von Spaniens Wohnungsbauministerin Isabel Rodriguez. Die Maßnahme soll den Zugang zu bezahlbarem Wohnraum gewährleisten. Gleichzeitig wächst in Spanien der Unmut gegenüber dem Massentourismus. In Städten wie Barcelona, Mallorca und auf den Kanaren gab es größere Proteste gegen die negativen Folgen des Tourismus, wie Umweltzerstörung, steigende Mieten und Überfüllung.

Massentourismus auf Mallorca und den Kanaren

Proteste auf Mallorca

Auf Mallorca protestierten kürzlich Tausende Menschen gegen den Massentourismus und die Wohnungsnot. Unter dem Motto „Sagen wir basta!“ versammelten sich 10.000 Demonstranten in Palma, der Inselhauptstadt. Die Proteste standen auch unter dem Eindruck eines kürzlichen Gebäudeeinsturzes, bei dem vier Menschen ums Leben kamen. Die Demonstranten machten die zunehmende Zahl von Ferienwohnungen und Touristen für die Wohnungsnot und die Zerstörung der Insel verantwortlich.

Anzeige

Breites Bündnis gegen Massentourismus

Gewerkschaften, Umweltschutzgruppen und Bürgerinitiativen schlossen sich den Protesten an. Sie forderten eine Begrenzung der Besucherzahlen und eine strengere Kontrolle der Vermietung von Ferienwohnungen. Die Organisation „Banc de Temps de Sencelles“ sieht die wachsende Zahl an Touristen als Hauptursache für die Wohnungsnot und die Umweltzerstörung auf Mallorca.

Situation auf den Kanaren

Auch auf den Kanarischen Inseln gab es massive Proteste gegen den Massentourismus. Zehntausende Menschen demonstrierten gegen steigende Mieten, Umweltverschmutzung und Müllprobleme. Die Proteste forderten unter anderem strengere Vorschriften für die Vermietung von Ferienwohnungen und eine Umweltsteuer für Touristen. Auf den Kanaren leben 2,2 Millionen Menschen, die im letzten Jahr von 14 Millionen ausländischen Touristen besucht wurden.

Wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus

Tourismus als wichtiger Wirtschaftsfaktor

Sowohl für Mallorca als auch die Kanarischen Inseln ist der Tourismus von entscheidender wirtschaftlicher Bedeutung. Auf Mallorca macht der Tourismus 45 Prozent der Wirtschaftsleistung aus, auf den Kanaren sind es 35 Prozent. In ganz Spanien trägt der Tourismus 12,8 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei und sichert zahlreiche Arbeitsplätze. Dennoch gibt es zunehmend Forderungen nach einer Regulierung und Begrenzung des Tourismus, um die Lebensqualität der Einheimischen zu schützen und die Umwelt zu schonen.

Schlussfolgerung

Die geplanten Maßnahmen in Barcelona sind Teil eines größeren Trends in Spanien und anderen europäischen Ländern, wo Städte und Regionen versuchen, die negativen Auswirkungen des Massentourismus zu bewältigen. Die Abschaffung von Ferienwohnungen könnte ein wichtiger Schritt sein, um die Wohnungsnot zu lindern und die Stadt für ihre Bewohner lebenswerter zu machen. Allerdings bleibt abzuwarten, wie effektiv diese Maßnahmen sein werden und ob sie auf lange Sicht tragfähig sind.

Anzeige