Ein Wegweiser durch den Dschungel der Hanfterminologie
Rund um das Hanf ist seit Tausenden von Jahren eine Nutz- und Genusskultur gewachsen. Mit ihr sind Dutzende von Begriffen entstanden, die die aus den verschiedenen Pflanzenteilen gewonnenen Produkte bezeichnen – eine verbale Plantage, durch die man als Neuling nicht immer gleich den richtigen Weg findet.
Wir wollen etwas Licht ins Grün bringen und haben deshalb die wichtigsten Vokabeln zusammengestellt und erklärt. Zu den einzelnen Begriffen, etwa zu den Eigenarten verschiedener Sorten, den Zuchtbedingungen des Hanfes für verschiedene Einsatzbereiche, den Konsummöglichkeiten, Wirkungen und medizinischen Einsätzen folgen eigenständige Beiträge.
Sind Hanf und Cannabis eigentlich dasselbe?
In biologischer Hinsicht ja – in der alltäglichen Sprachpraxis nicht immer. Hanf ist die Ursprungspflanze der vom Menschen noch veredelten Stoffe. Hanf, von Biologen Cannabis Sativa L. genannt, ist außerdem eine der ältesten und vielseitigsten Kulturpflanzen der Welt.
Hanfpflanze
Er liefert enorm nährstoffhaltige Samen – schon Buddha knabberte, auf die Erleuchtung wartend, Hanfsamen – und erstaunlich robuste Fasern, die schon vor 10.000 Jahren nachweislich für die Herstellung von Tauen, Textilien und Papier genutzt wurden. Die chinesische Medizin setzte Hanf um 3000 v. Christi als natürliches Heilmittel gegen eine Reihe von Krankheiten ein. Heute können bis zu 20.000 Produkte aus Nutzhanf hergestellt werden, von Dämmmaterial und Tiereinstreu bis zu ätherischen Ölen.
Cannabis und Hanf sind also ein und dieselbe Sache, ersteres lediglich die lateinische Bezeichnung. Allerdings hat sich in der Praxis auch in Deutschland „Cannabis“ als umfassender Begriff für alle THC-haltigen Produkte der Pflanze eingebürgert, während „Hanf“ oft zur Abgrenzung der Pflanze vom Rauschmittelkontext benutzt wird.
THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol)
Biologisch betrachtet gehört Hanf zur Familie der Cannabiceae (Hanfgewächse) und ist eng verwandt mit dem allgegenwärtigen Hopfen, der sich im Gegensatz zu seinem Cousin fröhlich im legalen Rauschmittel Bier tummeln darf.
Der Grund für das zeitweilige und immer noch partielle Anbauverbot und die strenge Kontrolle der Hanf-Kultivierung in Deutschland: Hanf produziert Cannabinoide, zu denen wiederum THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) gehören, die für die psychoaktive Wirkung des Hanf verantwortlich sind. Deshalb dürfen in der BRD Privatpersonen auch keinen Nutzhanf anbauen und selbst lizensierte Landwirtschaftsunternehmen nur ganz bestimmte, EU-weit freigegebene Sorten mit geringstem THC-Gehalt.
Was für den Menschen Vergnügen, ist eigentlich als Abwehrmechanismus gedacht. Das THC sitzt nämlich hauptsächlich am Ende der Trichome der weiblichen Hanfpflanze. Trichome sind epidermale Zellen, die auf der Pflanzenoberfläche an besonders schutzbedürftigen Stellen ausgebildet werden. Sie speichern Wasser und versorgen so kontinuierlich Pflanzen in besonders niederschlagsarmen Gebieten mit Feuchtigkeit. Die Tropfen am Ende der Trichome auf der Hanfpflanze enthalten zudem THC und Cannabinoid. Beide können Fressfeinde entweder benommen machen oder sie sogar töten.
So wehrt vor allem die weibliche Hanfpflanze, ähnlich wie mit dem Nikotin der Tabakpflanze, ihre Parasiten ab – und deshalb wird auch meist die weibliche Pflanze zur THC-Gewinnung gezüchtet.
Marihuana, auch Gras, Gaja oder Weed genannt
Marihuana oder, korrekter geschrieben, Marijuana, stellt eine der beiden Arten dar, Cannabis zu konsumieren. Marihuana besteht aus den getrockneten Blüten und Blättern der weiblichen Hanfpflanze, erinnert zerkleinert an groben Kräutertee und hat vor allem beim Verbrennen einen sehr spezifischen Geruch. Die Farbe kann je nach Sorte und Trocknungsgrad enorm variieren, von weißlich bis zu hellgrün, über bräunlich bis zu einem leichten Lila.
Im Marijuana enthalten sind alle Pflanzenteile: die Blätter, Stängel, Blütenblätter und Samen. Mariuana ist häufig weniger stark als Haschisch. Es wird meist in Joints mit Tabak vermischt konsumiert. Das im Handel erhältliche Mariuana wird nach der Trocknung häufig noch einer Fermentierung unterzogen. Dabei zerstören Mikroorganismen das Chlorophyll der Hanfpflanzen; der Geschmack wird weicher und der Rauch ist angenehmer zu inhalieren.
Haschisch – die Cannabis Schokolade
Die im Deutschen auch kurz „Hasch“ genannte Substanz besteht aus dem oft auch als Harz bezeichneten Sekret der Hanfpflanze, das ihre Blüten und Blätter besetzt. Farbe, Geruch, Konsistenz und Wirkung des Haschisch hängen von der verwendeten Cannabis Sorte und Produktionsmethode ab; auch werden die Pflanzen in verschiedenen Ländern zu unterschiedlichen Reife-Zeitpunkten geerntet. Die Tönung variiert zwischen hellem bis gründlichen Grau-Braun bis zu mattem Schwarz, die Konsistenz reicht von sehr klebrig bis trocken-bröselig.
In den Großhandel gelangt Haschisch in Platten oder Klumpen; an den Endverbraucher wird es in kleinen Brocken verkauft, die als „Piece“ bekannt sind. Konsumiert wird der Haschisch mit Tabak vermischt als Joint, pur mit Hilfe spezieller kleiner oder größerer Hasch-Pfeifen (letztere werden auch als Bong bezeichnet), über Vaporizer inhaliert oder in Gebäck verarbeitet – den berühmten Space-Cakes oder Cookies. Haschisch hat oft einen höheren Wirkstoffgehalt als Marihuana, da hier die Trichome viel konzentrierter vorhanden sind.
Hasch oder Haschisch wird auf unterschiedlichste Weise gewonnen; die meisten der genutzten Methoden sind hunderte von Jahren alt und entstammen verschiedenen Kulturkreisen. Bei der Herstellung der auch als „Shit“ bekannten Essenz sind Chemikalien und Streckmittel traditionell tabu. Allerdings werden in der oft fast industriell hergestellten Massenware auf dem europäischen Markt nicht selten Gummi, Wachs, Henna oder Sand gefunden.
Am häufigsten verbreitet ist die Haschisch Herstellung per Sieb. Dabei werden bereits getrocknete, weibliche Hanfpflanzen über einem feinen Sieb gerieben, dass bestenfalls nur die Trichome durchlässt. Die gewonnenen Sekretdrüsen ähneln einem feinen, oft klebrigen Pulver und können bei guter Ausgangsqualität von Hand zu einer homogenen Masse verknetet werden.
Das meiste kommerziell erhältliche Hasch wird jedoch nicht manuell, sondern mechanisch gewonnen: Je härter und kompakter die Form, desto mechanischer der Einfluss. In diesem Fall werden die Trichome nochmals getrocknet und dann meist zu Platten gepresst.
Die Holländerin Mila Jansen hat in den 1990ern ein Gerät zum Maschinensieben von Cannabis entwickelt, den inzwischen weltweit eingesetzten „Pollinator“ mit motorbetriebener Siebtrommel. Das hiermit meist in Europa erzeugte Haschisch wird auch „Skuff“ oder, wenn in holländischen Coffeeshops verkauft, „Nederhasch“ genannt.
Ebenfalls aus den Niederlanden stammt eine weitere Produktionsmethode, bei der Eiswasser zum Ablösen der Trichome vom Pflanzenmaterial genutzt wird. Das Ergebnis dieser Bubble-Bag Methode (auch hierfür hat Mila Jansen eine Maschine entwickelt, den Ice-O-Lator) ist besonders fremdkörperfreies, reines Haschisch mit hohem Wirkstoffgehalt.
Charas Haschisch: Indische „Lebendernte“ mit der Hand
Eine spezielle Herstellungsmethode von Haschisch stammt aus Indien, wird aber auch in Pakistan, Nepal und im Libanon praktiziert: Charas.
Im Gegensatz zum Hasch aus dem arabischen oder nord-afrikanischem Raum wird Charas aus der lebenden, weiblichen Pflanze gewonnen, indem ihre Blüten zwischen den Händen gerieben werden. Auf diese Weise lösen sich die Harzdrüsen (oben beschriebene Trichome) ab und bleiben an der Haut haften, von der sie danach gekratzt und dann zu Kugeln oder Strängen geformt werden. Diese sind leicht klebrig, dunkelbraun bis fast schwarz und bei Hauttemperatur weich.
Das hochwertigste Charas wird durch eine intensive, langsame Reibung gewonnen; die Tagesausbeute liegt dann bei etwa 8 Gramm. Nur ein Produkt allerhöchster Qualität wird anschließend als »Malana Crème Haschisch« verbreitet. Schnelleres Reiben erzeugt mehr Substanz, aber eine viel geringere Qualität. Die steigende Nachfrage führt allerdings zum Nachlassen der traditionellen Herstellungsintensität, so dass in Europa erhältliches Charas oft von schwankender Qualität ist – zu erkennen an einem hohen Anteil noch intakter Blätterstücke oder Samen. Ein wenig unzerriebene Substanz ist zwar im Charas fast immer enthalten; sie sollte aber nicht dominieren.
Das seltene und daher eher teure Charas hat einen hohen TCH-Anteil und wird im Vergleich mit leichter erhältlichem Hasch oft als hochwertiger beschrieben; nicht umsonst lautete eine seiner Umschreibungen „der Atem Buddhas“. In Indien selbst war Charas über Jahrhunderte keine besonders exotische Ernteform. Cannabis wuchs entlang des Himalaya-Gebirges in weiten Flächen wild und stellte für die lokale Bevölkerung eine wichtige Versorgungsquelle dar. Charas war ein intelligenter Weg, die psychotropen Substanzen der Pflanze zu gewinnen, ohne sie bereits kappen zu müssen.
Charas war auch ein wichtiger Bestandteil vieler lokaler, religiöser Riten. Viele hinduistische Sekten und Ausrichtungen nutzen das Rauschmittel, um im Besonderen bestimmte Aspekte des Gottes Shiva zu erfahren. Das liegt an der Wirkung: Statt übermäßig zu entspannen, hat sie oft eher psychodelische Elemente. Der Geschmack ist süß und würzig. Geraucht wird Charas meist wie Hasch, zerkrümelt und mit Tabak vermischt zum Joint gerollt.
Haschischöl – nur etwas für Experten
Häufig wird das aus dem Harz der weiblichen Hanfpflanze gewonnene, sogenannte THC-Öl fälschlicherweise mit Hanföl verwechselt. Hanföl jedoch wird aus den Samen der Hanfpflanze extrahiert und enthält keinerlei Rauschstoffe; gleiches gilt für das ätherische Hanföl, das aus den Blüten und Blättern des Hanfs destilliert wird.
Tatsächlich ist Haschischöl kein wirkliches Öl, sondern ein Harzextrakt – extrem potent und mit dem höchsten bekannten Wirkstoffgehalt aller Cannabisprodukte. Entwickelt wurde der Herstellungsvorgang erst im 20. Jahrhundert – und problematischer Weise oft, um aus eigentlich eher minderwertigem Cannabis ein wirkungsvolles Rauschmittel zu machen.
THC-Öl ist extrem schwierig zu dosieren. Zur Herstellung sind organische, aber oft auch synthetische, chemische Lösungsmittel wie Iso-Propylalkohol, Methanol oder Methylenchlorid, Chloroform, Benzol oder Äther notwendig. Zwar verflüchtigen diese sich bis auf einen geringen Anteil während der Produktion, dennoch ist bei nicht selbst hergestelltem Haschischöl keine Rückverfolgung der Inhaltsstoffe möglich.