Motivation auf dem Weg zuum Nichtraucher
Nach 15 Jahren Raucherkarriere war ich bei einer großen Schachtel pro Tag angekommen – pro normalem Tag. Natürlich mehr, wenn ich abends länger unterwegs war. Um mit dem Rauchen aufzuhören gab es für mich viele Gründe.
Nach dem Aufstieg zu meiner Wohnung im zweiten Stock zum Beispiel, was ich gewöhnlich völlig außer Atem – noch höher aufzusteigen ging gewöhnlich sogar mit Schmerzen im Brustkorb einher. Bekam ich einen Husten, blieb dieser länger und war wesentlich hartnäckiger als früher. Hinzu kam die Panik vor Lungenkrebs, vor dem Verlust einer Gliedmaße, die jede Nacht, wenn ich aufwachte, weil Körperteile von mir eingeschlafen waren, nur umso mehr wuchs.
Und dann war da der finanzielle Aspekt: pro Tag 6 Euro für eine große Schachel – macht im Monat 180 Euro, meistens mehr. Diese Argumente kennt natürlich jeder Raucher. Wer würde nicht aus genau diesen Gründen gerne aufhören? Wichtiger als zu wissen, warum ich aufhören sollte, war für mich herauszufinden, wie ich die Gründe NICHT aufzuhören überwinden könnte.
Rauchen als Teil des Charakters
Wie armseelig es auch klingen mag – für mich war das Rauchen teil meines Charakters. Es gehörte zu mir, machte mich aus. Wie sollte ich auf die erste Zigarette nach dem Aufstehen verzichten, die Zigarette zum Kaffee, nach dem Essen, die Zigarette nach Feierabend, die Zigarette zum Bier?
Ich mochte diese Zigaretten. Ich mochte es, gemeinsam mit Freunden zum Rauchen rauszugehen. Es war gesellig und gemütlich. Ich mochte es, auf Veranstaltungen, bei denen ich niemanden kannte, Leute draußen beim Rauchen kennen zu lernen. Auf all das wollte ich nicht verzichten.
Um mich herum wurden die Raucher immer weniger, meine Arbeitskollegen hörten auf, meine Familie, selbst mein Vater, viele meiner Freunde. Das Rauchen in Kneipen wurde verboten, in den meisten Wohnungen wurde nicht mehr geraucht, ich fand kaum noch Leute zum Rauchen vor der Tür.
Ich rauchte gern
Doch warum sollte ich dem sozialen Druck jetzt nachgeben? Ich mochte es weiterhin, ein Raucher zu sein. Nur die Angst blieb. Ich wusste, irgendwann würde ich wegen des Rauchens eine ganz schlimme Krankheit kriegen. Und dann würde ich mich verfluchen, dafür dass ich nicht aufgehört hatte und wegen dieser blöden kleinen brennenden Dinger nun sterben würde.
Die Aussicht auf den Selbsthass war eigentlich das Schlimmste. Also nahm ich mir immer wieder vor aufzuhören. Ich sagte mir, mit 23 würde ich ganz sicher nicht mehr Rauchen. Dann mit 25. Dann mit 27. Dann dachte ich, jetzt können wir auch warten, bis es rund wird, und verschob es auf dreißig.
Ich hatte Angst vor der Gewichtszunahme, hatte Angst davor, einen Teil von mir zu verlieren. Für mich war klar, dass es nicht das Nikotin war, was meine Abhängigkeit hervorrief – obwohl ich sicher war, dass auch das ein Aufhören schwierig machen würde.
Motivation für einen Rauchstopp
Mit 29 saß ich also bei einer Zigarette und dachte darüber nach, ob ich wirklich mit 30 aufgehört haben würde zu rauchen. Und ich wusste, dass es so nichts werden konnte. Ich hatte es ja bereits probiert, hatte etliche Bücher darüber gelesen. Ich wusste, ich würde es weiter aufschieben, bis es irgendwann zu spät wäre.
Und dann versuchte ich die Sache aus anderen Augen zu sehen. Was wäre mit meiner Familie, wenn ich tatsächlich irgendwann an den Folgen des Rauchens sterben sollte? Ich würde mich selbst natürlich deswegen verfluchen, aber wie würden sie das sehen, die sie alle niemals im Leben geraucht haben? Vielleicht würden sie denken, dass ich mein Leben für Zigaretten weggeschmissen hatte?
Dass ich die Dinger ihnen vorgezogen hatte, dass es mir wichtiger war zu rauchen, als möglichst lange mit ihnen zusammen zu sein? Konnte es sein, dass das stimmte?
Für mich war es dann also am Ende doch so einfach: Ich entschied mich dafür, meine Familie nicht zu enttäuschen, indem ich mir selbst weiter dabei helfen würde, mich umzubringen und sie in Trauer zurückzulassen. Tatsächlich hörte ich genau in diesem Moment auf. Das ist 4 Monate her. Ich habe seither keine Zigarette angefasst und es macht mir nichts aus.