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Gift in Babytees – die Gefahr aus dem Fläschchen

Gift in Babytees die Gefahr aus dem FläschchenIm Oktober letzten Jahres berichtete das ZDF-Magazin WISO über krebserregende Stoffe in einigen Baby-Tees. Bei einer sehr umfassenden Überprüfung durch ein Labor wurden in 4 von 19 Baby-Tees krebserregende Pflanzengifte gefunden. Doch wie kann es zu einer solchen Belastung kommen und was wird dagegen unternommen? Fast ein Jahr nach der erschreckenden Reportage hat sich nicht viel getan.

Von Bio bis Drogeriemarkt – 19 Tees im Test

Viele Eltern möchten ihrem Baby mit Kräutertees Gutes tun – und dementsprechend gibt es mittlerweile zahlreiche Tees auf dem Markt, die speziell auf die Bedürfnisse der Kleinsten ausgerichtet sind. Ob löslicher Tee oder im Beutel, Bio oder Drogeriemarkt, 19 verschiedene Tees hat das Magazin WISO eingeschickt und sie auf Risikostoffe prüfen lassen.

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Das Ergebnis: 4 von 19 Tees waren mit Pyrrolizidinalkaloiden (kurz PA) belastet. Und die große Überraschung daran? Alle vier waren Bio-Tees, die doch eigentlich besonders gesund sein sollten.
Doch woher kommt die Belastung durch dieses Pflanzengift, welches zu Leberschäden führen kann und zudem auch im Verdacht steht, krebserregend zu sein?

Kreuzkraut – giftiges Unkraut in den Teefeldern

Die Teeblätter selbst mögen unbelastet und frei von Schadstoffen sein, der Übeltäter liegt in einem ganz anderen Gewächs: dem Kreuzkraut. Dieses Unkraut ist fast überall zu finden, und so natürlich auch in den Teefeldern. Wenn also bei der Ernte nicht höllisch aufgepasst wird, kann sich das Unkraut mit in die Teemischung schmuggeln. Auch bei der maschinellen Ernte wird das Unkraut einfach mitgeerntet und kann so in den Tee gelangen.

So erklärt sich dann auch, warum es ausgerechnet die Bio-Tees sind, die durch PA belastet waren, zwei in relativ niedriger Konzentration, zwei allerdings mit extrem hohen Werten. Denn dort, wo keine Unkraut-Vernichter eingesetzt werden, also im biologischen Anbau, müssten die Kontrollen auf giftige Unkräuter sehr intensiv ausfallen – tun sie allerdings nur in den seltensten Fällen. Denn mehr Kontrollen würde natürlich auch mehr Kosten bedeuten.

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Was kann das Gift bewirken?

Pyrrolizidinalkaloide sind ein stark konzentriertes Pflanzengift, welches im Körper allerlei Unheil anrichten kann. Und zwar nicht sofort, sondern manchmal erst im Laufe von vielen Jahren. Es wirkt erbgutverändernd, also genotoxisch, und fetotoxisch (kann sich also giftig auf das heranwachsende Baby auswirken) was besonders dann zum Problem wird, wenn werdende Mütter auf die vermeintlich schonende Tee-Alternative wechseln.
PA ist zudem krebserregend und kann zudem zu Leberschäden führen.

Bei Babys und Kleinkindern wirkt PA sogar noch viel gefährlicher: Sie können nicht, wie Erwachsene, ihren kleinen Körper entgiften, sondern „lagern“ die Schadstoffe ein, was zu einer Vergiftung führen kann.

Welche Tees fielen durch?

Eines vorweg: Es gibt keine gesetzlich vorgegebenen Grenzwerte darüber, wie viel PA in Tees enthalten sein darf – noch nicht.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) fordert zwar schon seit 2007 eine Nulltoleranz-Grenze für PA in Lebensmitteln, allerdings können nicht einmal sie Grenzwerte empfehlen. Es gibt allerdings eine Höchstmenge, die die Lebensmittel-Hersteller nicht überschreiten sollten.

Die beiden Babytees „Baby Bäuchleintee“ von Lebensbaum und der „Babytee Kräutertee“ von Salus weisen leicht erhöhte Werte von PA auf. Die wahren zwei „Problemkinder“ waren der Alnatura Bio-Kräutertee für Babys, der die empfohlene Höchstmenge für Erwachsene schon mit nur einer Tasse um das Dreifache überschreitet und dem Bio-Tee „Sonnenkind“ der Marke Sonnentor. Hier wird die empfohlene Höchstmenge sogar um das Siebenfache überschritten – extrem gefährlich also für Babys!

Was ist nach der Reportage passiert?

Zunächst einmal haben alle vier „durchgefallenen“ Unternehmen die geprüften Chargen sofort vom Markt nehmen lassen. In offiziellen Statements haben sowohl Alnatura als auch Sonnentor eine Überprüfung der Ernte-Verhältnisse und stetige Verbesserungen angekündigt. Inwiefern diese auch in die Tat umgesetzt wurden, bleibt fraglich.

Die Politik weiß um das Problem mit den PA-belasteten Tees, doch eine Lösung hat sie immer noch nicht parat. Auch nach der Reportage hat sich bis heute nichts getan, um eine gesetzliche Regelung oder gar besser noch, ein komplettes Verbot von PA in Lebensmitteln zu finden. Das PA-Problem soll EU-weit geregelt werden, doch bis man sich dort über alle Punkte einig werden kann, gehen wahrscheinlich noch viele Jahre ins Land.

Wer also für sein Baby das Beste will, sollte bei Tees ausnahmsweise vielleicht nicht auf „Bio“ setzen, sondern auf Instant-Tees zurückgreifen, die allesamt schadstofffrei waren. Und wer ganz sicher gehen will, der setzt auf Wasser und Muttermilch.

Das BfR hat zwar seit 2013 mehrere ausführliche Beschreibungen zum Thema Pyrrolizidinalkaloide in Lebensmitteln verfasst. Befriedigend für den Verbraucherschutz sind Ergebnisse bis heute jedoch nicht.

Weiterführende Links
Gehalte an Pyrrolizidinalkaloiden in Kräutertees und Tees sind zu hoch
Pyrrolizidinalkaloide in Kräutertees und Tees

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