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Einstiegsdroge Cannabis?

Einstiegsdroge Cannabis: Was ist dran an dem Argument?

Es ist eine der entscheidenden Fragen in der Diskussion um die Legalisierung von Cannabis: Wie wahrscheinlich ist es, dass der Gebrauch von Haschisch und Marihuana zum Konsum härterer Drogen führt? Immer noch glaubt eine Mehrzahl der Nichtkonsumenten, dass diese Möglichkeit besteht; und nach wie vor wird diese These hartnäckig zitiert, wenn es um den politischen Entscheidungsprozess der Legalisierung geht.

Die Cannabis Gateway Theorie

Aber wie wissenschaftlich fundiert ist diese Behauptung eigentlich, die auch als ‚Gateway-Theorie‚ bekannt geworden ist? Die häufigste Argumentationskette geht von Konsumenten harter Drogen und den Anfängen deren ‚Drogenkarrieren‘ aus. Dabei wird festgestellt, dass diese so gut wie alle im Anfangsstadium Cannabis konsumiert haben. Tatsache ist gleichzeitig, dass sowohl Tabak wie Alkohol statistisch eine noch weitaus höhere Koinzidenz mit harten Drogen haben, aber sehr selten als Einstiegsdrogen diskutiert werden.

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In jedem Fall ist die implizite Schlussfolgerung, dass der Konsum der einen Droge zum Konsum der anderen geführt haben könnte. Eine verführerische Brücke, die nur leider logisch nicht standhält. Denn das gleichzeitige oder nachfolgende Auftreten mehrerer Ereignisse, also des Haschisch- und etwa Kokain-, Heroin- oder Amphetaminkomsums beweist noch keine Kausalität zwischen ihnen, solange das Gegenteil ebenso häufig der Fall ist: Das nämlich genauso viele Cannabiskonsumenten nie auf härtere Drogen umsteigen. Die wahrscheinlichere Erklärung ist in diesen Fällen, dass ein Suchtpotenzial vorlag, das sich zunächst in der am einfachsten zu beschaffenden und in der Gruppe akzeptierten Droge manifestiert hat.

Wissenschaftlich wird die „Gateway-Theorie“ im Hinblick auf Cannabis inzwischen einhellig von Medizinern, Forschern und Statistikern zurückgewiesen. Schon eine 1995 vom Bundesgesundheitsministerium beauftrage Studie mit dem Titel „Cannabiskonsum: Entwicklungstendenzen, Konsummuster und Risiken“ kam zu dem Schluss: „Die Annahme, Cannabis sei die typische Einstiegsdroge für den Gebrauch harter Drogen wie Heroin, ist nach dem heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisstand nicht haltbar.“

Die gleiche Aussage hat nicht zuletzt im Mai 2011 auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung publik gemacht, als sie auf ihrem Online-Aufklärungsmagazin Drugcom.de schrieb, dass die These einer „Schrittmacherfunktion“ von Cannabis wissenschaftlich nicht haltbar sei. Sie zitierte die Drogenspezialisten Dieter Kleiber und Karl-Arthur Kovar mit dem Satz, dass man dann ebenso behaupten müsste, „dass eine Erkältung zwangsläufig zu einer Lungenentzündung führt, weil so gut wie jeder Lungenentzündung eine Erkältung vorausgeht.“

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Cannabis ist keine Einstiegsdroge

Inzwischen haben intensive Langzeitstudien sowie Befragungen von Cannabiskonsumenten über einen längeren Zeitraum ebenfalls ergeben, dass die Mehrzahl dieser im Verlauf ihres Lebens nie zu härteren Drogen gegriffen hat. Nur zwischen zwei und fünf Prozent erweitern ihr Drogenrepertoire um harten Stoff. Das entspricht etwa dem Bevölkerungsanteil, der sowieso zu Suchtverhalten neigt und mit hoher Wahrscheinlichkeit bei den später genutzten Drogen gelandet wäre, auch ohne vorher das Cannabis im Spiel war. Mathematisch umgekehrt formuliert gibt es in Deutschland etwa 40 mal mehr Cannabis- als Heroinkonsumenten, was logischerweise gegen die „Gateway“-Theorie sprechen muss; in den USA ist das Verhältnis laut des „Institute of Medicine“ sogar 100 zu 1.

Natürlich lässt sich in individuellen Fällen nicht ausschließen, dass der soziale Kontext des Cannabiskonsums die Beschaffung und das Ausprobieren anderer Drogen leichter macht. Es ist zwar verhältnismäßig selten, das Cannabisdealer auch härteren Stoff anbieten; dennoch kommt es vor. Aber eben diese Tatsache sollte zitiert werden, um eine Legalisierung des THC voranzutreiben. Denn wenn Cannabis offen verfügbar ist und kontrolliert abgegeben wird, verschwindet es auch aus dem Dunstkreis anderer Drogenangebote – und vor allem jüngere Konsumenten sind weniger gefährdet, im Zuge der Beschaffung Kontakte zum Drogenmilieu aufzubauen. Gleichzeitig würde eine Legalisierung den Dialog darüber in Gang bringen, warum Drogen genommen werden, vor allem von Jugendlichen. Häufig deckt dieser tiefer sitzende, unerfüllte Bedürfnisse und unreflektierte Emotionen auf, die dann durch andere, nachhaltigere Mittel befriedet werden können als durch den Rausch härterer Drogen.

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Weiterführende Links
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Aktiv dabei sein
Auf der Internetseite des deutschen Bundestags wurde eine Petition (Nummer 52664) eingereicht damit die Bundesregierung Maßnahmen ergreift um die Behandlung auf Cannabisbasis bezahlbar zu machen. Die Petition kann hier unterstützt werden.

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