E-Zigaretten Patente haben sich seit 2012 weltweit verhundertfacht

E-Zigaretten Patente haben sich seit 2012 weltweit verhundertfacht

E-Zigaretten Patente haben sich seit 2012 weltweit verhundertfacht

Um das Potenzial einer Branche zu beurteilen, haben Wirtschaftswissenschaftler, Investoren und andere Interessierte immer mehrere Möglichkeiten. Da zählt neben dem messbaren Gesamtumsatz, der bei E-Zigaretten zwar weltweit die 3,5 Milliarden Dollar Grenze sprengt, aber global gesehen immer noch relativ niedrig ist, auch die in Zukunft mögliche Nachfrage. Im Zusammenhang mit E-Zigaretten ist diese theoretisch riesig, umfasst sie doch im Prinzip jeden aufhörwilligen Raucher, auch jene, die bisher noch keine eCig ausprobiert haben.

Ebenfalls entscheidend ist die Freiheit des Marktes: Je unregulierter, desto einfacher das Marketing, preiswerter der Vertrieb und flexibler das Qualitätsmanagement und damit die Kalkulation der Gewinnmargen. In dieser Hinsicht ist der E-Zigarettenmarkt an einem Scheideweg – wie weitreichend und durchsetzungsstark die gegenwärtigen Regulierungsbemühungen sein werden, ist noch unklar.

Patentanmeldungen als Lebenszeichen des schwankenden eCig-Marktes

Ein weiterer, wichtiger Indikator für den Zustand eines Marktes ist seine Fähigkeit, Innovationen hervorzubringen – also einer gesunden, iterativen (aus eigenen Fehlern lernenden) Entwicklungsfähigkeit zu unterliegen und konstant neue technologischen Erfindungen und Verbesserungen auszustoßen. Ein gutes Zeichen hierfür ist nicht nur die Summe der tatsächlich auf den Markt kommenden neuen E-Zigaretten, sondern auch die Anzahl der Patente, die für Dampftechnologien angemeldet werden.

Diese Patente werden hauptsächlich von Herstellern angemeldet, um im Rennen um Konsumenten die Nase vorn zu haben. Über eines dieser Patente, das Pay-per-Puff-Modell, haben wir vor kurzem berichtet; dieses ist auch deshalb interessant, weil es sich nicht mit der Technologie der E-Zigarette an sich beschäftigt, sondern mit der Anbindung der Dampfaktivität an eine digitale Plattform und den kommerziellen Verwertungsmöglichkeiten, die sich hierdurch auftun.

Die meisten Dampf-Patente werden in China angemeldet

Während die Patenthalter hier Amerikaner waren, bekannt als unentwegte Entwickler von Social Media Applikationen, kommen die meisten Patentanmeldungen für tatsächliche neue Dampftechnologien aus China – dem weltweit größten E-Zigarettenmarkt mit über 300 Millionen Dampfern. Hier wurde die E-Zigarette nicht nur erfunden und zur Marktreife gebracht, hier werden bis heute auch die meisten Exemplare entwickelt und hergestellt. 64% aller weltweiten Dampferfindugen kommen aus China, 14% aus den Vereinigten Staaten, 9% aus Südkorea.

Dies ist auch aus einem volkswirtschaftlichen Grund interessant. China ist momentan weltweit hauptsächlich als Billiglohn- und Massenproduktionsland bekannt. Diese „Produced-in-China“-Perspektive möchte die gegenwärtige Regierung gerne ändern – und beweisen, dass China wieder zur Kultur des Wissenstransfers werden kann. So sollen die E-Zigarette und die vielen an sie geknüpften Patente auch ein Symbol der Innovationskraft der chinesischen Industrie sein, die seit 2011 weltweit überhaupt die meisten Patente angemeldet hat (laut World Intellectual Property Office, der Urheberrechtsorganisation der UN).

Die ursprüngliche Entwicklung der E-Zigarettentechnologie durch Hon Lik im Jahre 2003 resultierte 2005 bereits in acht veröffentlichten Patenten. 2012 waren es weltweit bereits 220 und 2013 über 500 Erfindungen rund ums Dampfen, die als patentierbar eingestuft wurden, wie Thomson Reuters analysiert hat. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wurden im Jahr 2014 bereits 650 e-Zigaretten-Patente angemeldet, wobei allerdings berücksichtigt werden muss, dass eine einzige komplexere Erfindung zu mehreren Patenten führen kann.

Auch die ursprünglichen Patente von Hon Liks Unternehmen haben seit dessen Gründung immens an Wert gewonnen. Im letzten Jahr wurden sie von Imperial Tabacco für 75 Millionen Dollar aufgekauft. Dabei war nicht etwa ihr innovativer Wert ausschlaggebend; dazu hat sich die Technologie seitdem zu sehr weiterentwickelt. Es geht Imperial Tabacco vielmehr um die Möglichkeit, Wettbewerber wegen Urheberrechtsverletzungen verklagen und so in ihrer Arbeit verlangsamen zu können – was das Unternehmen seitdem auch massenhaft tut.

Regulierung führt zu Kreativität

Eine weitere Erfindungs- und Patentierungswelle ist durch die anstehenden globalen und nationalen E-Zigaretten-Regulierungen ausgelöst worden. Diese betreffen ja mitnichten nur eine Einschränkung des Dampfens in der Öffentlichkeit, die Qualität und Nikotinstärke der Liquids und die Vermarktung und Bewerbung der E-Zigaretten an sich. Sie greifen auch in die Geräte selbst ein, die auf vielfältige Weise in ihrer Funktionsweise und Abgabetechnologie eingeschränkt werden sollen. Hier wollen die Hersteller vorbereitet sein und so schnell wie möglich mit neuen Geräten auf den Markt kommen, die den dann legislativen Vorgaben entsprechen.

Gleichzeitig tragen die neuen Entwicklungen auch dem weltweiten „Trend-zum-Tank“ Rechnung. Auch wenn die einer Tabakzigarette optisch ähnelnde Einweg-E-Zigarette immer noch das meistgenutzte Einsteigermodell ist, schwenken auch Neudampfer immer schneller auf individualisierbare Vaporizer um, die sehr viel mehr Spielraum für technologische Spielereien und Optimierungen bieten.

Gleichzeitig wird die Dampftechnik aus einem anderen Blickwinkel neu interpretiert. Schließlich ist Nikotin nicht der einzige Stoff, der gedampft, also erhitzt und dann über die Mundschleimhäute und die Lunge in den menschlichen Organismus aufgenommen werden kann. Inzwischen experimentieren Hersteller mit anderen psychoaktiven Substanzen wie Koffein oder THC (Cannabis), aber auch mit Vitalstoffen wie Vitaminen und lassen sich die damit zusammenhängenden Erhitzungsprozesse ebenfalls patentieren.

Weiterführende Links:
IP Solutions Blog
Reuters
World Intellectual Property Office

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