270 Mio für die Erforschung von Nikotinkonsum

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FDA investiert 270 Mio in die Erforschung von Nikotinkonsum

FDA investiert 270 Mio in die Erforschung von Nikotinkonsum

Wie ernst eine Regierung ein gesellschaftliches Phänomen nimmt, lässt sich an ihrer Investitionsbereitschaft in die Erforschung desselben ablesen. Nun hat die amerikanische Regierung, im speziellen die US Food and Drug Administration (FDA), 270 Millionen Dollar locker gemacht. Sie fließen an die Tobacco Centers of Regulatory Science (TCORS), um deren Forschungsarbeiten für die nächsten fünf Jahre abzudecken. Insgesamt sollen 48 Studien durchgeführt werden, die im Detail auf der Webseite des Instituts einsehbar sind.

Zwar trägt keine dieser Forschungsvorhaben das Wort „eCigarette“ im Titel. Wo immer aber von Modified-Risk Tobacco Products (MRTP) oder ‚Emerging Tabaco Products‘ die Rede ist, stecken mit höchster Wahrscheinlichkeit elektrische Zigaretten dahinter. Nicht nur die Höhe der investierten Summe fasziniert, auch die Themen, die die Wissenschaftler für erforschenswert halten. Zusammengefasst geht es vor allem um die Fragen

-welche Gesundheitsrisiken eCigarettes bergen

-ob E-Zigaretten tatsächlich als Einstiegsdroge zum Nikotinkonsum per Zigarette fungieren und wenn ja (was den Erfahrungswerten in der Dampfer-Community weltweit allerdings massiv zuwiderlaufen würde), in welchem Umfang und bei welcher Nutzergruppe

-ob und in welchem Umfang elektrische Zigaretten bei amerikanischen Rauchern tatsächlich zur Nikotinentwöhnung beigetragen haben.

Dr. Suchita Krishnan-Sarin, eine Wissenschaftlerin an der Yale Universität, die für vier der Studien verantwortlich sein wird, hat gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, dass die FDA auf der Suche nach wirklich belastbarem Datenmaterial sei und das so schnell wie möglich. Die hierfür entworfene Forschungsarchitektur beinhaltet eine Reihe unterschiedlicher Herangehensweisen. Zum einen werden die Rauchgewohnheiten selbst unter die Lupe genommen; hierzu zählen etwa die tatsächliche Anzahl an Zügen, die Dampfer inhalieren.

Dann wird der Umgang der Konsumenten mit der zur Verfügung stehenden Technologie analysiert werden. Hierzu protokolliert ein Team etwa Online-Beiträge zum Beispiel bei Facebook, in denen Dampfer die von ihnen vorgenommenen Vaporizer-Modifikationen diskutieren. Ein wenig zu denken gibt hierbei allerdings die axiomatische Annahme, dies geschehe immer automatisch, um dem Gerät mehr Nikotin zu entlocken – wiewohl es ja durchaus noch andere Pimp-My-eCigarette Motive gibt. Auch vor Experimenten wie dem Aufbau eines virtuellen eCigarette-Onlineshops schrecken die Wissenschaftler nicht zurück, dessen Design und Marketing speziell auf 13 bis 17 Jährige ausgerichtet sein soll. So möchte die FDA herausfinden, ob spezielle Kommunikationskanäle und Strategien Jugendliche zum Konsum von elektrischen Zigaretten motivieren.

Ebenfalls in Richtung jugendlicher Dampfer zielt eine andere Studie ab, die herausfinden soll, ob Liquids mit Menthol- oder süßen Aromas wie Schokolade oder Frucht den Anreiz für potenzielle Konsumenten zwischen 16 und 18 erhöht, mit dem Dampfen anzufangen. Die gleiche Frage stellt sich auch hinsichtlich des parallelen Nutzens von Tabakzigaretten und elektrischen Zigaretten. Natürlich stehen auch Tierexperimente auf dem Plan, speziell mit Mäusen. Eine Untersuchung wird die Zusammensetzung von drei bis vier verschiedenen Liquidmarken im Hinblick auf organische Inhalte, Aromen und Mikropartikeln testen und anschließend deren Auswirkungen auf die Lungen und Zellen der Mäuse untersuchen. Bereits jetzt werden Mäuse kontinuierlich getestet; die ersten Resultate sollen schon 2015 veröffentlicht werden.

Untersuchungen mit tatsächlichen Dampfern werden ebenfalls durchgeführt; hier sind die Resultate allerdings nicht vor 2019 zu erwarten. Den Anfang macht eine Auswertung des Dampfverhaltens von 6.000 eCigarette-Konsumenten. Sie soll Aufschluss darüber geben, wer genau eigentlich dampft, ob diese Nutzer elektrische Zigaretten als weniger schädlich denn Tabakzigaretten einstufen und warum sie den Sprung von letzteren zu ersteren gemacht haben.

Es ist seit längerem klar, dass die USA im Hinblick auf die Regulierung von E-Zigaretten in naher Zukunft bundesweit gültige, grundsätzliche Entscheidungen treffen will. In diesem Zusammenhang ist es vorbildlich, dass sie dies offensichtlich tatsächlich wie angekündigt auf solide wissenschaftliche Erkenntnisse und unabhängig gewonnenes Datenmaterial stützen wollen. Nun bleibt zu hoffen, dass die vorab schon erwähnten Filter der beteiligten Wissenschaftler nicht zu voreingenommen kontra eCigarettes sind – und das im Laufe des Prozesses jedwede Interessengruppen keinen Einfluss auf die Ergebnisse nehmen können.

Die FDA selbst geht davon aus, dass das regulative Rahmenwerk für eCigarettes anschließend zügig entstehen wird. Sie rechnen nach eigenem Bekunden nicht einmal mit mehreren Jahren für den ganzen Prozess, innerhalb dessen übrigens auch Datenmaterial berücksichtigt werden soll, das zwischenzeitlich entsteht, aber nicht von der FDA selbst finanziert wurde. Die beteiligten Forscher sehen das etwas anders. Einige kalkulieren mit zwei Jahren von Studienanfang bis Ende, während andere mit Ergebnissen nicht vor 2018 rechnen.
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